Zwei Spiele musste der 30-jährige Offensivspieler aussetzen. Rechtzeitig zum Achtelfinal gegen Südkorea wurde er wieder fit und traf beim 4:1-Erfolg prompt. Ein Tor in zwei Einsätzen ist keine schlechte Quote, aber der Treffer war ein Penalty-Tor. Aus dem Spiel heraus agiert Neymar noch nicht so auffällig wie seine Mitspieler. Vinicius ist fast in jeden Angriff involviert, Richarlison mit drei Toren der bisher beste Torschütze der «Seleção». Dabei ist Neymar der grosse Star dieses Teams – von ihm wird eine Menge erwartet.
Und das muss der PSG-Profi nun liefern. Dass er zu den besten Fussballern der Welt gehört, ist bekannt. Nur konnte er das an diesem Turnier – auch verletzungsbedingt – noch nicht wirklich zeigen. Zu ungenau waren seine Schüsse, nur einer von sechs Versuchen kam auch aufs Tor, und auch im Passspiel ist er noch nicht so stark involviert wie so mancher Mitspieler. Brasilien hofft aber weiter darauf, dass Neymar ein Spiel an sich reisst und im Alleingang entscheidet – spätestens, falls es im Halbfinal gegen den Erzrivalen Argentinien gehen sollte.
Er ist der beste kroatische Fussballer der Geschichte und der einzige aus seinem Land, der als Weltfussballer ausgezeichnet wurde. Doch an der Weltmeisterschaft in Katar ist Luka Modric noch nicht die grosse Figur der Kroaten. Während Ivan Perisic offensiv für Gefahr sorgt und Josko Gvardiol defensiv kaum einen Gegenspieler gewähren lässt, ist Modric noch nicht so prägend wie an der WM 2018, als Kroatien in den Final vorstiess.
Der 37-jährige Mittelfeld-Stratege wird von seinen Mitspielern immer noch häufig gesucht, hat viele Ballkontakte und spielt eine Menge Pässe, aber er beeinflusst das Spiel nicht so stark wie gewöhnlich. Der Kroate ist noch ohne Torbeteiligung und bei den langen Zuspielen lässt er noch die für ihn typische Genauigkeit vermissen. Im Achtelfinal gegen Japan wurde er in der Verlängerung ausgewechselt, Kroatien gewann das Penaltyschiessen auch ohne ihn. Mit Brasilien wartet im Viertelfinal hingegen ein ordentlicher Brocken, der nur mit einem Modric in Höchstform zu schlagen ist.
Kroatien spielt am Freitag um 16 Uhr gegen Brasilien.
Bei Inter Mailand läuft es Lautaro Martinez seit Jahren wie am Schnürchen. Der 25-jährige Stürmer war mit 17 Toren und zehn Assists in 38 Ligaspielen massgeblich am Meistertitel in der Saison 2020/21 beteiligt und trifft auch seither häufiger als jeder seiner Mitspieler. An der Weltmeisterschaft in Katar ist Martinez aber noch ganz ohne Torbeteiligung. Im Achtelfinal gegen Australien kam er nur von der Bank und scheiterte dann zweimal aus aussichtsreicher Position nach Zuspielen von Lionel Messi.
Bisher ging es für die Argentinier noch gut – vor allem wegen zwei Geniestreichen von Messi gegen Mexiko und Australien –, aber immer kann selbst ein Lionel Messi nicht die Kohlen für sein Team aus dem Feuer holen. Spätestens, wenn es gegen Teams wie Brasilien, Frankreich oder England geht, muss sich der Star der «Albiceleste» stärker auf seine Mitspieler und allen voran Martinez verlassen können.
Dass der Stürmer Tore schiessen kann, hat er nicht zuletzt beim Triumph an der Copa America mit drei Toren bei sechs Einsätzen bewiesen. Und auch an Mut mangelt es Martinez nicht: Nur Messi hat häufiger geschossen, aber die Genauigkeit in der Chancenverwertung geht Martinez bisher ab. In diesem Bereich muss die «Albiceleste» also auf eine Verbesserung des 44-fachen Nationalspielers hoffen.
Bei den Niederländern läuft es bisher hervorragend. Cody Gakpo ist mit seinen drei Toren bisher der Shooting-Star der WM, auf den Flügeln rennt Rechtsverteidiger Denzel Dumfries auf und ab und sorgt auch offensiv für Gefahr, in der Zentrale schaltet und waltet Frenkie de Jong, und in der Defensive steht Abwehrchef Virgil van Dijk wie ein Fels in der Brandung. Und wenn doch mal ein Schuss aufs Tor kommt, pariert der bisherige No-Name Andries Noppert souverän.
Einzig die Stürmer waren bisher noch nicht so gefährlich wie gewünscht. Memphis Depay traf im Achtelfinal gegen die USA erstmals, sein Vertreter Steven Bergwijn blieb in den ersten beiden Gruppenspielen blass. Depay hatte im Nationalteam in der Vergangenheit eine eingebaute Torgarantie. Nun muss er auf seinem Tor in der letzten Partie aufbauen und auch mal aus einer halben Chance ein Tor machen, damit das Team von Louis van Gaal weiter vom Titel träumen kann. Mit Argentinien wartet am Freitag nämlich die erste richtige Hürde für die Oranje. Ob die Niederlande auch diese erfolgreich nehmen können, hängt zu einem grossen Teil am 28-jährigen Stürmer.
Die Niederlande trifft am Freitag um 20 Uhr auf Argentinien.
Vor dem Spiel gegen die Schweiz fragte sich ganz Portugal und auch ein grosser Teil der Fussball-Welt, ob Cristiano Ronaldo erneut spielen, oder ob Fernando Santos ihn auf die Bank setzen würde. Ronaldo wurde dann nicht für die Startformation nominiert. Und trotzdem siegte Portugal 6:1 – trat offensiv ohne den 37-jährigen Stürmer gar noch gefährlicher auf als zuvor. So ging fast ein wenig unter, dass neben Ronaldo auch João Cancelo auf der Bank Platz nehmen musste. Der 28-jährige Aussenverteidiger von Manchester City kam gar nicht zum Einsatz.
Dabei gehört Cancelo auf seiner Position zu den besten Spielern der Welt. Nur konnte er das an der WM bisher noch nicht wirklich unter Beweis stellen. Offensiv ist er – anders als bei Manchester City – kaum involviert, noch kein einziger seiner Pässe führte zu einem direkten Schuss. Ihm fehlt nicht nur eine Torbeteiligung, auch bei den Werten der erwarteten Tore und Assists steht zweimal 0,00. Dabei hat er vor der WM in 37 Länderspielen 13 Skorerpunkte gesammelt. Und auch defensiv präsentierte sich Cancelo noch nicht in Bestform. Beim 3:2-Sieg gegen Ghana fielen beide Gegentore über seine Abwehrseite, besonders beim zweiten Tor der Afrikaner sah er gar nicht gut aus.
In der Offensive läuft es bei Portugal bisher wie am Schnürchen. Defensiv ist die «Seleção» mit vier Gegentoren in vier Partien noch nicht richtig auf der Höhe. Und die richtigen Prüfsteine kommen dann erst im Halbfinal, wo Portugal im Falle eines Weiterkommens auf England oder Frankreich treffen würde. Spätestens dann braucht Portugal einen Cancelo in Manchester-City-Form – auch wenn er dort anders als im Nationalteam auf der linken Seite spielt.
Viele Stars hat das marokkanische Nationalteam nicht. Da wäre Achraf Hakimi, der Aussenverteidiger von PSG, und Hakim Ziyech vom FC Chelsea, und vielleicht noch Noussair Mazraoui von den Bayern. Doch diese liefern alle auf höchstem Niveau ab. Hakimi spielt die meisten Pässe des Teams und hat deutlich mehr Ballkontakte als alle andern Marokkaner – und das als Aussenverteidiger. Normalerweise führen diese Statistiken Innenverteidiger oder zentrale Mittelfeldspieler an. Gleichzeitig ist der 24-Jährige auch defensiv richtig stark.
Ziyech ist mit einem Tor und einem Assist Topskorer seines Teams – Marokko hat erst vier Tore erzielt. Doch Ziyech ist auch abgesehen davon der grosse Aktivposten in der Offensive. Mazraoui spielt ebenfalls ein solides Turnier. Die Stars bei Marokko liefern also, und auch der Rest des Teams verkauft sich teuer, wie beispielsweise Goalie Bono, der im Achtelfinal gegen Spanien zwei Penaltys hielt. Die Marokkaner können also nicht unbedingt darauf hoffen, dass ein einzelner noch besser wird. Für einen weiteren Exploit müsste das gesamte Team ein weiteres Mal über sich hinauswachsen.
Marokko trifft am Samstag um 16 Uhr auf Portugal.
Die Franzosen traten bisher sehr dominant auf, verloren nur das letzte Gruppenspiel, als sie den Gruppensieg schon so gut wie sicher hatten und gewannen ihren Achtelfinal gegen Polen souverän. Kylian Mbappé ist mit fünf Toren bisher bester Torschütze an dieser WM, Olivier Giroud ist im Zentrum zur Stelle, wenn es ihn braucht und auch die Defensive glänzt. Dazu kommt im Mittelfeld der nicht ganz so auffällige Aurélien Tchouaméni, der deutlich mehr Ballkontakte hat und mehr Pässe spielt als jeder andere Franzose und damit auch immer wieder gefährliche Angriffe einleitet.
Der einzige Star, der noch nicht ganz so in Erscheinung tritt wie viele seiner Mitspieler, ist Antoine Griezmann. Zwar ist er stark im Angriffsspiel involviert, spielt oft den letzten Pass vor einem Schuss, aber der 31-Jährige kommt bisher erst auf einen Assist. Sein einziges Tor wurde im Spiel gegen Tunesien wegen einer umstrittenen Abseitsstellung aberkannt. 2016 war Antoine Griezmann noch Torschützenkönig und wurde zum besten Spieler der EM gewählt, beim Gewinn des Weltmeistertitels 2018 war er der zweitbeste Torschütze und wurde zum drittbesten Spieler des Turniers gekürt.
Frankreich ist in diesem Jahr bereits so richtig stark aufgestellt und ist einer der grössten Favoriten auf den WM-Titel. Aber wenn Griezmann auch noch zu seiner Torgefahr findet, die er in der Vergangenheit und auch in dieser Saison bei Atletico Madrid wieder zuhauf bewiesen hat, scheinen die Franzosen fast unbezwingbar.
Auch Frankreichs Viertelfinalgegner brillierte im bisherigen Turnierverlauf. John Stones und trotz aller Kritik vor WM-Beginn auch Harry Maguire halten die Defensive zusammen. Jude Bellingham beweist, was BVB-Fans schon lange wissen: dass er zu den besten Mittelfeldspielern der Welt gehört. Auf den Flügeln glänzen Bukayo Saka, Phil Foden und auch Marcus Rashford mit ihrer Torgefahr. Und auch Stürmer Harry Kane war bereits an vier Toren beteiligt.
Es ist schwierig, in diesem Team einen Star zu identifizieren, der sich noch steigern muss. Aber wenn es einen gibt, der noch Potenzial hat, sich in gewissen Bereichen zu verbessern, dann ist das Kane. Der 29-jährige Stürmer spielt ein gutes Turnier, zieht Verteidiger an und dient als Zielspieler wie als Vorbereiter. Aber Kane ist der Torschützenkönig der letzten Weltmeisterschaft und war dies auch in der Premier League bereits dreimal. Ein Tor aus vier Spielen entspricht nicht seinen Ansprüchen. In Katar schiesst der Tottenham-Profi bisher deutlich weniger aufs Tor und ist auch nicht so zielsicher wie in vergangenen Jahren im Nationaltrikot. Zudem ist er kaum ins Passspiel involviert, hat von allen Feldspielern, die in allen Spielen auf dem Feld standen, mit Abstand die wenigsten Ballkontakte und bekommt im Vergleich zu den Spielen bei Tottenham deutlich weniger steile Zuspiele.
Bisher ist es nicht so stark aufgefallen, weil andere die Tore geschossen haben. In den maximal drei verbleibenden Spielen wird aber auch der Torriecher von Kane wieder stärker gefragt sein. Und dass er in den wichtigen Spielen da ist, wenn es ihn braucht, hat Kane unter anderem bei der letzten EM mit vier Toren zwischen Achtel- und Halbfinal bewiesen.
England spielt am Samstag um 20 Uhr auf Frankreich.