Aus in der Europa League gegen Sporting Lissabon. Spitzenkampf in der Super League gegen Servette verloren. Und nun das Aus im Cup gegen den Challenge-Ligisten Sion. YB hat eine schwarze Woche hinter sich. Es ist der Tiefpunkt in der Ära von Trainer Raphael Wicky. Wie weiter?
YB-Chefstratege Christoph Spycher sagt am Freitag zu CH Media: «Die Stimmungslage ist nicht gut. Die Enttäuschung ist gross. Nun wissen wir: Ein Titel ist weg. Gleichzeitig steht am Sonntag in Zürich schon das nächste Spiel an. Also müssen wir alles daransetzen, dass wir uns steigern, um ein gutes Resultat einzufahren.»
Der Auftritt in Sion hat eines offengelegt: Wickys grösste Stärke ist verloren gegangen. Immer, wenn der Druck am grössten war, wenn die wichtigsten Spiele anstanden, lieferte YB. Zumindest die Resultate stimmten, auch wenn die Auftritte nicht immer berauschend waren. So führte Wicky YB in der letzten Saison zum Double. So war das in der Qualifikation zur Champions League gegen Haifa. Und so sicherte sich YB das europäische Überwintern im Duell mit Roter Stern Belgrad.
Mittlerweile aber überwiegt die Verunsicherung. Es ist eine YB-Mannschaft am Werk, die gehemmt und ideenlos wirkt. Vor allem dann, wenn der Gegner gut organisiert ist und Kreativität gefordert wäre. Es braucht auch nicht immer ein Servette in Top-Form, um die YB-Mängel aufzudecken. Selbst gegen Lausanne-Ouchy oder eben Sion werden sie sichtbar.
Die Frage ist nun: Trauen die YB-Verantwortlichen um Christoph Spycher und Steve von Bergen ihrem Trainer Wicky zu, den Meistertitel doch noch ins Ziel zu retten? Oder kommen sie zum Schluss, dass sie jetzt handeln müssen? Vier Punkte beträgt der Abstand auf Servette noch. Die nächsten Aufgaben in Zürich und gegen Basel werden wegweisend. Spycher sagt: «Ohne dieses Vertrauen hätten wir reagieren müssen.» Und auf die Frage, ob er Alarmsignale sehe: «Wir sind kein Verein, der von einem Extrem ins andere springt. Weder sind wir vor zehn Tagen über den Wolken geschwebt, noch befinden wir uns jetzt im fünften Untergeschoss.»
Die Zweifel, ob Wicky langfristig der richtige Trainer für YB ist, bestehen seit längerem. Anders ist es nicht zu erklären, dass sein im Sommer auslaufender Vertrag nicht verlängert wird. Denkbar ist es darum, das «Tuchel-Modell» des FC Bayern auch in Bern zu praktizieren. Bedeutet: Wicky darf die Saison zu Ende bringen, danach folgt die Trennung.
Doch es gibt auch Gründe, die für eine Notbremse sprechen, also Wickys sofortige Entlassung. Wer den YB-Spielern zuhört (Torhüter von Ballmoos: «Nicht alle begreifen, worum es geht»; Lauper: «Nicht zum ersten Mal keine Lösungen»), kommt zum Schluss, dass es innerhalb des Teams zumindest Zweifel gibt, ob Wicky noch der richtige Mann ist, um YB aus der Krise zu führen. Aktionen wie der Penalty-Streit in Lissabon, als Ganvoula sich trotz anderer Abmachung den Ball schnappte, untergraben im Schaufenster der TV-Kameras die Autorität des Trainers.
Welcher valable Trainer aber stünde bereit, um sofort zu übernehmen? Infrage käme Alain Geiger. Der 63-Jährige ist seit Sommer ohne Job, hat zuvor bei Servette hervorragende Arbeit geleistet. Auch Lucien Favre könnte es reizen, zu YB zu kommen. Urs Fischer sieht seine Zukunft dagegen in Deutschland.
Nur: Alle Schuld der aktuellen Krise Trainer Wicky zuzusprechen, greift zu kurz. Auch der Verein hat Fehler gemacht. Der über Wochen dauernde Trennungs-Streit mit Topskorer und YB-Legende Jean-Pierre Nsame hat grosse Unruhe ausgelöst. Darunter leidet YB bis heute.
Den Club verlassen haben Garcia und Rhudani (überheblich von der Clubleitung diese zwei vor dem Sommer abzugeben) sowie Nsame, der wollte gehen, weil ihn Wicky zu wenig hat spielen lassen.
Diese 6 Spieler wären wohl momentan in der Stammformation.
Der Rest der Mannschaft spielt momentan einen Grottenfussball. so wirds extrem knapp mit der Verteidigung des Meistertitels. Wenn alles optimal läuft und Servette und St. Gallen auch immer wieder Punkte abgeben könnte es dennoch klappen 💛🖤