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Nach homophoben Gesängen von Rapid-Wien-Spielern hagelt es Kritik

Das Derby zwischen Rapid und Austria hat einen bitteren Nachgeschmack.
Das Derby zwischen Rapid und Austria hat einen bitteren Nachgeschmack.

Homophobe Gesänge im Wiener Derby – jetzt meldet sich der österreichische Vizekanzler

Am vergangenen Sonntag kam es im Anschluss an das Derby zwischen Rapid Wien und Austria Wien zu Szenen, die heute nicht nur die österreichische Bundesliga, sondern auch die Justiz und die Politik beschäftigen.
29.02.2024, 11:0529.02.2024, 14:06
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Nach fünf Jahren und zwölf sieglosen Derbys in Serie konnte Rapid Wien endlich wieder einmal ein Spiel gegen den Stadtrivalen Austria Wien für sich entscheiden. Der 3:0-Sieg vor Heimpublikum wurde im Allianz Stadion von Fans, Spielern und Funktionären entsprechend ausgelassen gefeiert.

Im Rahmen dieser Feierlichkeiten leisteten sich Akteure von Rapid Wien verbale Aussetzer – während der Geschäftsführer Steffen Hofmann die Gegner via Megafon als «Oaschlecha» bezeichnete, stimmten einige Spieler einen Fangesang mit der beleidigenden homophoben Textzeile «Wir sind keine arschwarmen Veilchen» an. «Arschwarm» ist eine abwertende Beschreibung für homosexulle Männer. Auf den Videos, die von besagtem Vorfall kursieren, ist auch der Ex-YB-Spieler Thorsten Schick zu sehen.

Die Quittung folgte für die beschuldigten Spieler und Funktionäre prompt. «Die Inhalte der Videos stehen in keinerlei Einklang mit den Werten, für die der Fussball insgesamt und die österreichische Fussball-Bundesliga im Speziellen stehen», liess die Liga zwei Tage nach dem Vorfall verlauten.

Weiter erklärte die Bundesliga via Twitter, dass der Verein Rapid Wien sowie die Personen, die auf den umstrittenen Videos zu sehen sind, bei der Gleichbehandlungskommission «Senat 1» angezeigt worden seien. Namentlich handle es sich dabei um den Geschäftsführer Steffen Hofmann, den Co-Trainer Stefan Kulovits und die Spieler Guido Burgstaller, Marco Grüll, Thorsten Schick, Maximilian Hofmann und Niklas Hedl. Ein Urteil in der Causa darf in der nächsten Woche erwartet werden. Dem Klub drohen im schlimmsten Fall Spielsperren oder ein Punkteabzug.

Der österreichische Fussballverband (ÖFB) und Rapid-Hauptsponsor Wien Energie haben sich bereits entschieden von den homophoben Äusserungen der Spieler distanziert. Der Hauptsponsor liess via X ausrichten: «Wien Energie stellt sich gegen jede Diskriminierung und für eine vielfältige Gesellschaft». Das Unternehmen habe bereits Gespräche mit der Vereinsführung von Rapid Wien in die Wege geleitet.

«Mir reicht's jetzt nämlich. Wir tun wirklich sehr viel, da kann es nicht sein, dass die Vereine von innen heraus morsch werden.»
Werner Kogler, Vizekanzler

Der Fall beschäftigt aber nicht nur die Fussballwelt, sondern schlägt Wellen bis in die Politik – auch der österreichische Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler hat sich mittlerweile in die Debatte eingeschaltet: «Mir reicht's jetzt nämlich. Wir tun wirklich sehr viel, da kann es nicht sein, dass die Vereine von innen heraus morsch werden», sagte er gegenüber dem Radiosender «Ö1». Der Grünen-Politiker forderte eine klarere Positionierung gegen solche Aktionen: «Homophobie, Rassismus, Sexismus hat keinen Platz und das kann ja nicht nur für Sonntagsreden gelten, sondern muss auch gelebt werden.»

Kogler forderte Rapid Wien dazu auf, sich in der Auseinandersetzung mit den Vorkommnissen extern unterstützen zu lassen. «Wir würden nicht zur Tagesordnung übergehen, sondern anbieten, die Institutionen in Anspruch zu nehmen. Das ist ein eklatanter Fall für einen solchen Bedarf. Und das ist noch diplomatisch ausgedrückt», meinte der Vizekanzler.

«Die Freude über das gewonnene Derby bleibt, mein Bedauern über die Wortwahl ebenso.»
Steffen Hofmann, Geschäftsführer Rapid Wien

Auch der Verein hat sich bereits zu den Vorfällen geäussert. In einer Stellungnahme des Klubs zeigt sich der Geschäftsführer Hofmann reumütig: «Die von mir getätigten Worte waren absolut unpassend. Die Freude über das gewonnene Derby bleibt, mein Bedauern über die Wortwahl ebenso. Daher möchte ich mich auch dafür entschuldigen, bei aller Rivalität war und ist das nicht angebracht.»

Auch Team-Captain Guido Burgstaller, der ebenfalls auf dem Video zu sehen ist, entschuldigt sich für sein Verhalten: «Wir können diesen Fehler leider nicht ungeschehen machen. Wir möchten uns auf diesem Wege auch klar von jeglicher Diskriminierung und Homophobie distanzieren und uns bei allen entschuldigen, die wir durch unser Verhalten direkt oder indirekt beleidigt haben.»

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55 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Madison Pierce
29.02.2024 11:32registriert September 2015
Bei Grümpelturnieren war bei uns Kindern "ihr sind alles schwuli Sieche, sha la la" ein gängiger "Fan-Song".

Mit dem Älterwerden hat man dann gemerkt, dass Homosexualität keine Beleidigung ist und Beleidigungen generell unsportlich sind.

Leider sind einige auf dem Niveau der Kindheit geblieben.
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also weise
29.02.2024 11:55registriert Januar 2024
«Die Inhalte der Videos stehen in keinerlei Einklang mit den Werten, für die der Fussball insgesamt und die österreichische Fussball-Bundesliga im Speziellen stehen»
Doch, leider ist genau das der Fall!
Der Fussball bräuchte einen kulturellen Wandel. Respektieren des Schiedsrichters, Gesten, Fairness und Anstand bei Fans sind komplette Alibischlagworte. Sie werden auf Captainbinden genäht aber in keinster Art und Weise gelebt!
«Mir reicht's jetzt nämlich.» ist die einzig ehrliche Aussage.
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Erwin Apfeltee
29.02.2024 11:13registriert August 2023
Das eigentlich Tragische ist, dass es noch heute gang und gäbe ist, gegnerische Spieler oder Vereine als schwul zu beschimpfen.

Kann mich noch gut erinnern, wie die SG Fans jeweils in voller Lautstärke den Basler Mario Cantaluppi als schwul besangen. Ist gar nicht so lange her, aber damals wurde dies noch als "Stimmung" bezeichnet.

So lange es nicht wirklich harte Strafen gibt, für Verein, Fans und Spieler, wird sich leider nie etwas ändern.
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