Beim NHL-Draft 2020 war der Fall früh klar: Als erster Spieler würde Alexis Lafrenière gezogen werden. So kam es denn auch, dass der junge Kanadier als Nummer 1 von den New York Rangers gedraftet wurde. Das 19-jährige Toptalent brachte es in seiner ersten NHL-Saison gleich auf 56 Einsätze, in denen ihm 12 Tore gelangen.
Noch nicht in die NHL geschafft hat es der gleichaltrige Declan McDonnell. Der US-Stürmer wurde im gleichen Draft von den Tampa Bay Lightning an 217. und letzter Position gezogen, erhielt vom Stanley-Cup-Sieger aber bislang keinen Vertrag.
Wer waren die jeweils letzten Spieler, die beim NHL Entry Draft gezogen wurden? Und was wurde aus ihnen? Wir haben die Drafts seit 1979 unter die Lupe genommen, seit es diese in der heutigen Form gibt.
Der NHL-Draft ist gewissermassen auch ein Glücksspiel, gerade in den späten Runden. Da geht der General Manager eines Teams auch mal etwas mehr Risiko ein und verwendet einen Pick für einen Spieler, den er vielleicht noch nicht für tauglich erachtet, aber der sich positiv entwickeln könnte. Er schnappt sich gewissermassen ein Lotterie-Los und weiss genau, dass es im Topf wesentlich mehr Nieten als Hauptpreise gibt.
Für die Letztgezogenen ist die Statistik ernüchternd. Von 42 seit dem Entry Draft 1979 an letzter Stelle gewählten Eishockey-Spielern schafften es 31 nie aufs Eis eines NHL-Spiels. In anderen Worten: Nur einem Viertel der Letztgezogenen gelang dies.
Entry Draft 1979, Nummer 126
1 NHL-Spiel
Der Stürmer wurde nach 296 Skorerpunkten in 198 Junioren-Spielen von den Edmonton Oilers gedraftet. Er wurde zunächst in ein Farmteam geschickt und nach zwei Saisons zu den Los Angeles Kings getradet. Mit diesen kam Barnes am 22. März 1983 zu seinem einzigen NHL-Spiel, einer 5:6-Niederlage bei den Montreal Canadiens.
Entry Draft 2006, Nummer 213
Kein NHL-Spiel
Der Sohn des ehemaligen Schweizer Nationaltrainers Ralph Krueger kam als 17-Jähriger zum HC Davos und versuchte sich als 19-Jähriger in Kanada, wo er Hotelmanagement studierte und in der College-Liga zweimal in Folge zum besten Verteidiger ausgezeichnet wurde.
Grund genug für die Carolina Hurricanes, sich Kruegers Rechte zu sichern. In die NHL schaffte er es indes nie, dafür wurde der langjährige deutsche Nationalspieler dreimal Schweizer Meister mit dem SC Bern. Krueger steht somit exemplarisch dafür, dass gedraftete Spieler ohne NHL-Einsatz keineswegs Nieten sind. Bloss sehr, sehr gute Eishockeyspieler, die es nie in die beste Liga der Welt geschafft haben.
Entry Draft 1988, Numer 252
46 NHL-Spiele, 11 Punkte
2 NHL-Playoff-Spiele, kein Punkt
Priachin wurde 1989 zum ersten Sowjetrussen, dem es erlaubt wurde, in der NHL zu spielen. Die Calgary Flames hatten ihn gedraftet, für sie bestritt er in drei Saisons aber bloss 46 Partien.
Legendenstatus besitzt er beim ZSC. Den damaligen Prügelknaben führte Sergej Priachin gemeinsam mit Landsmann Wladimir Krutow zum Sieg im Playoff-Viertelfinal 1992 gegen den übermächtig scheinenden HC Lugano. Bis heute gilt das Resultat dieser Serie als eine der grössten Sensationen der Schweizer Eishockeygeschichte.
Entry Draft 2005, Nummer 230
814 NHL-Spiele, 512 Punkte
96 NHL-Playoff-Spiele, 51 Punkte
Nach dem Draft verbrachte Hörnqvist noch drei Saisons in Schweden, ehe er 2008 bei den Nashville Predators in die NHL kam. Dort stürmt er immer noch, aktuell bei den Florida Panthers. Zweimal gewann der mittlerweile 34-Jährige den Stanley Cup: 2016 und 2017 mit den Pittsburgh Penguins. Beim zweiten Mal erzielte Hörnqvist das entscheidende Tor im Stanley-Cup-Final.
Mit Schweden wurde er 2018 Weltmeister – und er spielte auch schon in der Schweiz. In der Lockout-Saison 2012/13 engagierte ihn der HC Red Ice Martigny, Hörnqvist absolvierte in der Nationalliga B neun Partien (14 Punkte) und verstärkte zudem am Spengler Cup den HC Fribourg-Gottéron.
Entry Draft 1994, Nummer 286
739 NHL-Spiele, 284 Punkte
43 NHL-Playoff-Spiele, 12 Punkte
Als 23-Jähriger und gestandener (Weltmeister)-Verteidiger der Malmö Redhawks wagte Johnsson 1999 den Sprung nach Nordamerika. Er sollte ihn nicht bereuen. Bei den New York Rangers (zwei Saisons), den Philadelphia Flyers und den Minnesota Wild (je vier Saisons) war er unbestrittener Stammspieler.
2010 wurde er zu den Chicago Blackhawks getradet, in jener Saison gewann das Team den Stanley Cup. Kim Johnssons Anteil daran war jedoch gering: Wegen einer Gehirnerschütterung fiel er lange aus. Er konnte in den Playoffs nicht spielen, weshalb sein Name nicht in den Pokal eingraviert wurde. Aufgrund der Verletzung beendete er anschliessend seine Karriere. Auch Johnsson hinterliess Spuren in der Schweiz. In der Lockout-Saison 2004/05 verstärkte er Ambri-Piotta. Für die Leventiner sammelte Johnsson in 24 Einsätzen 14 Skorerpunkte.
Entry Draft 2002, Nummer 291
680 NHL-Spiele, 125 Punkte
76 NHL-Playoff-Spiele, 21 Punkte
Die Detroit Red Wings sicherten sich die Rechte am 18-Jährigen, der zunächst noch einige Zeit in Schweden verbrachte. 2006 wagte er als 22-Jähriger den Sprung nach Nordamerika, wo er zunächst in der AHL hartes Brot ass.
Das Verletzungspech anderer Verteidiger war Ericssons Glück. Im Februar 2008 debütierte er in der NHL, wo er bis 2020 ein Teil der Red-Wings-Defensive war. In seiner ersten Saison, in der Detroit den Stanley Cup gewann, lief er in lediglich acht Partien auf, weshalb sein Name nicht in den Pokal eingraviert wurde.
Nach der Saison 2019/20 erhielt Jonathan Ericsson keinen Vertrag mehr. Seither ist er Free Agent, hat kein neues Team, aber (noch) nicht den Rücktritt erklärt.
Nebst den bislang erwähnten Akteuren haben auch diese es als Letztgezogene zu Einsätzen in der NHL geschafft:
Der NHL Entry Draft findet am 23. und 24. Juli statt. Abgehalten wird er wegen der Corona-Pandemie als Videokonferenz.
In der Draft-Lotterie gewannen die Buffalo Sabres das Recht, als erste wählen zu dürfen. Als Top-Kandidat gilt Verteidiger Owen Power. Der 18-Jährige gewann mit Kanada Gold an der A-WM, unter anderem wurde er beim Viertelfinal-Sieg über den Erzrivalen Russland als bester Spieler der Partie ausgezeichnet.