Dürfte sich Mark Streit überhaupt Stanley-Cup-Sieger nennen?
Stanley-Cup-Sieger
Wer dem Kader angehört, dessen Team die Meisterschaft der NHL gewonnen hat, der ist Stanley-Cup-Sieger. Ob er in jedem Spiel eingesetzt wurde oder nur eine Ersatzrolle hatte, ist egal. Eishockey ist schliesslich ein Mannschaftssport.
Gravur im Pokal
Es gibt klare Regeln der NHL, wessen Name im Stanley Cup verewigt werden darf. Dazu muss ein Spieler in der betreffenden Regular Season mindestens 41 Spiele für den siegreichen Klub absolviert haben oder zumindest einmal in der Finalserie eingesetzt worden sein. *
Mark Streit erfüllt das erste Kriterium nicht, da er erst während der Saison nach Pittsburgh wechselte und für die Penguins bislang 22 Partien bestritt (19 in der Regular Season, drei in den Playoffs). Der Berner Verteidiger, in der heissen Phase der Saison zumeist als überzähliger Spieler auf der Tribüne, muss also für die Gravur darauf hoffen, nun noch mindestens einmal aufs Matchblatt zu kommen.
Holen die Nashville Predators erstmals in ihrer Geschichte den Stanley Cup, dann werden gleich die Namen dreier Schweizer eingraviert. Denn sowohl Star-Verteidiger Roman Josi wie auch Yannick Weber und der zurzeit verletzte Kevin Fiala erfüllen die Kriterien.
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Insgesamt können die Klubs der Liga 52 Namen angeben, welche eingraviert werden. Nebst Spielern sind das auch Staff-Mitglieder und Klubbesitzer. Jene Akteure, welche die Kriterien nicht erfüllt haben, müssen darauf hoffen, dass das Team ihren Namen dennoch eingravieren lässt. Der Entscheid liegt letztlich bei der Liga, welche die Vorschläge des Stanley-Cup-Siegers annimmt oder sie ablehnt.
It's Stanley Cup official. pic.twitter.com/8GKN2rCDB1
— Pittsburgh Penguins (@penguins) 26. Oktober 2016
Im Vorjahr liessen die Pittsburgh Penguins bei ihrem Titelgewinn nebst den Spielern beispielsweise auch die Namen des Konditionstrainers oder von zwei Assistenten des Materialwarts eingravieren.
Für Mark Streit könnte es trotz (noch) nicht erfüllter Kriterien reichen. Von den 52 Namen spricht das Team üblicherweise etwa die Hälfte der Plätze den Spielern zu. Im bisherigen Verlauf der Playoffs setzten die Penguins 25 Akteure ein, von denen 22 ihren Platz auf dem Pokal wohl auf sicher haben. Gut möglich, dass Streit zu denjenigen Spielern gehört, die ebenfalls noch zum Handkuss kommen.
Schweizer Champions
Der erste Schweizer, der den Stanley Cup gewann, war 2001 David Aebischer. Der Goalie der Colorado Avalanche absolvierte 26 Spiele in der Regular Season und gelangte zu einem Einsatz in den Playoffs (32 Sekunden im Viertelfinal gegen die L.A. Kings). Als zweiter Keeper hinter Patrick Roy kam auch Aebischer zur Gravur.
Martin Gerber, Stanley-Cup-Sieger 2006 mit den Carolina Hurricanes, bestritt in der Regular Season 60 Spiele. In den Playoffs wurde er von Cam Ward verdrängt. Gerber kam noch zu sechs Einsätzen – in den ersten drei Playoff-Runden, aber nicht mehr in der Finalserie gegen die Edmonton Oilers.
Pokal-Trivia
- Der Sockel der Trophäe besteht aus fünf Ringen, von denen jeder Platz für 13 Siegerteams bietet. Ist ein Ring vollständig beschriftet, wird er durch einen leeren ersetzt und in der Hockey Hall of Fame ausgestellt.
- In den 50er-Jahren gewann Dickie Moore mit den Montreal Canadiens sechs Mal den Stanley Cup. Sein Name wurde dabei fünf Mal anders eingraviert: als D. Moore, Richard Moore, R. Moore, Dickie Moore und Rich Moore.
- Jiri Slegr kam 2002 zu einer Gravur, weil ein Teamkollege gesperrt war. Slegr wurde während der Saison von den Detroit Red Wings geholt, bestritt aber nur acht Spiele in der Regular Season. In den Playoffs musste er zuschauen, ehe er in Spiel 5 der Finalserie eingesetzt wurde. Das genügte.
- 1963 wurden die Toronto Maple Leafs als «Leaes» eingraviert, 1972 die Boston Bruins als «BQSTQN» und 1981 die New York Islanders als «Ilanders».
- Der Stanley-Cup-Sieger darf den Pokal 100 Tage lang behalten. Dazu darf seit 1994 jeder Spieler des Siegerteams den Pokal einen Tag lang «ausführen». Verboten sind Besuche in Stripklubs und Casinos, doch es gab schon Spieler, die ihre Hunde aus der Trophäe fressen liessen oder mit ihm im Swimming Pool badeten.
Meisterschaftsring
Einen Ring erhalten die Champions nicht von der Liga, sondern von ihrem Team. Es gibt deshalb keine Regeln; wer einen Ring erhält, ist Sache der Klubbosse. Obwohl eines der Schmuckstücke zumeist zwischen 20'000 und 25'000 Dollar kostet, werden sie oft grosszügig vergeben. Nicht nur Spieler und Trainer können sich darüber freuen, auch Scouts, Masseure und andere Klubangestellte.
