Diskussionen und Stänkereien – aber Ambühl hat seine WM-Teilnahme schon gerechtfertigt
Diese Auswahl an Wortmeldungen aus den watson-Kommentarspalten von der Kaderbekanntgabe der Hockey-Nati bis zum ersten WM-Spiel zeigt: Die Nomination von Andres Ambühl war kontrovers. Die Hockey-Schweiz war sich sicher, dass der 40-jährige Davoser langsam aber sicher vom Zahn der Zeit eingeholt werde und nur wegen seiner guten Beziehung zu Nationaltrainer Patrick Fischer im Aufgebot stehe.
Unsinn, wie Fischer vor der WM selbst erklärte: «Wer Büeli kennt, weiss, dass er nicht an die WM fahren will, nur weil er Büeli ist. Sondern weil er zu den besten 14 Stürmern gehört», sagte er dem Blick.
Die ersten Auftritte der Schweizer in Prag haben nun auch gezeigt, dass Ambühl auch bei seiner 19. WM-Teilnahme (!) zu Recht im Aufgebot steht. Nach drei Partien hat der Routinier bereits wieder vier Assists zu Buche stehen. Damit steht bereits fest, dass er die Gruppenphase wie in den letzten drei Jahren mit mehr als einem halben Punkt pro Spiel abschliessen wird.
Natürlich profitierte Ambühl davon, in den ersten zwei Spielen und gerade gegen Österreich im ersten Powerplay zum Einsatz gekommen zu sein. Diesen Platz musste er nun zugunsten von Kevin Fiala aufgeben.
Doch der Davoser beweist auch sonst, dass er auf diesem Level eben immer noch ein effektiver Spieler sein kann. Seine Flexibilität ist sein grosser Trumpf. Er kommt im Powerplay und in Unterzahl zum Einsatz. Obwohl er mittlerweile meist auf dem Flügel spielt, kann er auch in der Mitte aushelfen. Gegen Österreich spielte er zudem 13 Bullys und gewann 9 davon. Trotzdem schaut Patrick Fischer, dass er seinen ehemaligen Teamkollegen nicht überstrapaziert: Gegen Norwegen und Tschechien kam Ambühl auf rund 12 Minuten Eiszeit, gegen Österreich waren es mit den vielen Powerplays rund 16 Minuten.
Was macht Ambühl auf diesem Niveau so effektiv? Dank seiner Erfahrung ist er auf dem Eis selten in einer schlechten Position. Der Stürmer schafft es, in der eigenen Zone mit Stock und Körper die gegnerischen Passlinien zu blockieren.
Zudem ist der Davoser auch im fortgeschrittenen Sportleralter noch ziemlich flink und somit wertvoll im schnellen Umschaltspiel. So holte er gegen Österreich auch die entscheidende (wenn auch streng gepfiffene) Strafe vor dem 6:5 durch Nico Hischier heraus. In der offensiven Zone scheut sich Ambühl auch mit 40 Jahren nicht, direkt vors Tor zu ziehen, um die «Drecksarbeit» zu verrichten.
Und schliesslich ist «Büeli» auch neben dem Eis ein wichtiger Spieler. Der 40-Jährige ist ein Musterprofi, der stets mit bestem Beispiel vorangeht. Er murrt nicht, wenn er seinen Platz im ersten Powerplay aufgeben muss oder «nur» in der vierten Sturmlinie auf dem Matchblatt steht.
Oder wie er es selbst sagt: «Ich will auch in schwierigen Momenten nicht aufgeben. Das will ich weitergeben.» Das ist die Mentalität, die die Hockey-Nati dann spätestens auch in der K.o.-Phase braucht.
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