Alles ist möglich. Wenn man daran glaubt und wenn man sich wirklich, wirklich dafür einsetzt, ein Ziel zu erreichen.
Mit dieser Einstellung verblüfft der Triathlet Chris Nikic die Welt. Denn der Amerikaner ist kein gewöhnlicher Sportler. Der 23-jährige Nikic hat das Down-Syndrom. Gehen lernte er, der zudem mit fünf Monaten eine Herz-Operation hatte, erst im Alter von vier Jahren.
2017 begann Nikic mit Leistungssport. Ein einziger Liegestütz umfasste das erste Training. Seither ging es aufwärts. Mit dem Ziel, jeden Tag ein Prozent besser zu werden. «1 % Better» ist das Motto, unter dem er seine Einsätze absolviert.
@dangrieb and @ChrisNikic. Chris is the first person with Down syndrome to complete a full IRONMAN. Now, with the help of his friend and handler, Dan, he is attempting the world championship. #ironman #imwc #imwc2022 #ironmanworldchampionship #kona #imkona pic.twitter.com/nWxaT46nSQ
— lee gruenfeld (@leegruenfeld) October 2, 2022
Im November 2020 erreichte der Steigerungslauf einen neuen Höhepunkt, als er in Florida als erster Mensch mit Down-Syndrom überhaupt einen Ironman schaffte. «Ich möchte ein Vorbild für andere Menschen mit Down-Syndrom sein und Türen öffnen», sagte Nikic. «Und ich möchte das Bewusstsein schärfen. Wer Menschen wie mich sieht, soll nicht wegschauen oder weggehen.»
Der Ironman auf Hawaii ist ohne jeden Zweifel der berühmteste Triathlon der Welt. Hier hat der Sport seine Wurzeln, hier werden Jahr für Jahr die WM-Titel vergeben. Der 3,8 Kilometer lange Kampf gegen die Wellen im Pazifik beim Schwimmen, Gegenwind entlang der Lavafelder während 180 Kilometern auf dem Rennvelo und Gluthitze und eine hohe Luftfeuchtigkeit während des abschliessenden Marathons machen den Wettkampf so hart, dass jeder, der ihn schafft, als «Mensch aus Eisen» bezeichnet wird.
Chris Nikic gehört seit diesem Wochenende dazu. 16 Stunden, 31 Minuten und 28 Sekunden benötigte er für seinen Wettkampf. Er schwamm die 3,8 Kilometer in rund 1:43 Stunden, sass danach für 180 Kilometer während 8:05 Stunden auf dem Velosattel und bewältigte den 42,195 Kilometer langen Marathon in 6:29 Stunden.
Im Ziel wurden Nikic und sein Begleiter, Trainer Dan Grieb, nicht nur von «normalen» Zuschauern erwartet. Auch die überraschende Frauen-Siegerin Chelsea Sodaro, die rund achteinhalb Stunden benötigte, empfing Nikic, ebenso der sechsfache Hawaii-Sieger Mark Allen. «Er wurde 2265. von 2314 Teilnehmern, aber an der Ziellinie war er jedermanns Nummer 1», schrieb das «Outside Magazine».
Und da war noch jemand im Ziel, die auf Chris Nikic wartete: seine Freundin. Was Adrienne Bunn, selber Triathletin an den Special Olympics, nicht wusste: Nikic zauberte einen Verlobungsring hervor. An seinem 23. Geburtstag machte sie Chris Nikics Tag perfekt, als sie «Ja» sagte.
Den Schwung der erfolgreichen Hawaii-Premiere will Chris Nikic gleich mitnehmen. Sein nächstes Ziel ist der New York City Marathon am 6. November.