Als im Spiel zwischen Deutschland und Dänemark die zweite Halbzeit starten soll, verzögert Schiedsrichter Michael Oliver den Anpfiff plötzlich. Der Engländer ruft die beiden Captains Ilkay Gündogan und Kasper Schmeichel zu sich. Nach einem kurzen Austausch schauen die drei mit kritischen Blicken in die Luft. Nach kurzer Zeit hebt Oliver schliesslich den Daumen – das Spiel kann doch fortgesetzt werden.
Als TV-Zuschauer schien die Erklärung auf der Hand zu liegen: In der ersten Halbzeit war das Spiel wegen eines Gewitters unterbrochen worden. Dies schien, auch wenn keine Donner mehr zu hören waren, die plausibelste Erklärung für den kurzen Unterbruch gewesen zu sein.
Wie kurz nach dem Spiel bekannt wurde, schauten Oliver, Gündogan und Schmeichel zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht in den Himmel, sondern unters Stadiondach. Denn dort stand, in 40 Metern Höhe, ein ominöser Mann mit Sturmhaube und grossem Rucksack.
So bestätigte die Polizei, dass «eine zunächst unbekannte Person» um 22.27 Uhr aufs Stadiondach gelang. Daraufhin habe es einen Polizeieinsatz gegeben, um einen «sicheren Abtransport vom Dach zu gewährleisten». Auch ein Helikopter kam zum Einsatz, um das Dach des Stadions auszuleuchten. Kurz nach 23 Uhr konnte der 21-jährige Mann schliesslich festgenommen werden. Es habe zu keinem Zeitpunkt Gefahr für andere Personen bestanden, stellte die Polizei klar.
Am Tag nach der Aktion kamen schliesslich weitere Details zum Vorfall ans Licht. Wie die «Bild»-Zeitung berichtet, handelt es sich beim Festgenommenen um einen sogenannten Roofer – also einen Mann, der ungesichert auf hohe Bauwerke klettert, um sich dort für Social Media zu filmen oder fotografieren. Der Rucksack des Kletterers soll Berichten zufolge mit einer Fotoausrüstung gefüllt gewesen sein.
Der Festgenommene soll der Polizei bereits bekannt gewesen sein, weil er in der Stadt Herne auf ein Heizkraftwerk geklettert war und damit Hausfriedensbruch begangen hatte. Dasselbe Verfahren wird nun wegen seiner Aktion in Dortmund ebenfalls eingeleitet.
Auch wenn sich der Vorfall als harmlos für die Zuschauer und Spieler herausstellte, wirft dieser Fragen zum Sicherheitskonzept auf. So ist völlig unklar, wie der Mann aufs Dach kam und mit seinem grossen Rucksack Zutritt ins Stadion bekam. Die Polizei verwies darauf, dass die UEFA für die Sicherheit rund um die und in den Stadien eigenes Personal einsetze. Die UEFA selbst teilte gegenüber der «Welt» nur mit: «Wir haben keinen weiteren Kommentar.» Ermittler sollen vermuten, dass der Dach-Kletterer einen Helfer unter den Ordnern hatte.
Bei der EM in Deutschland war es schon in den vergangenen Tagen immer wieder zu Zwischenfällen gekommen, welche das Sicherheitskonzept in Frage stellten. Immer wieder verschafften sich Zuschauer Zutritt zum Rasen, um dort mit Spielern Selfies zu machen. (dab)
Mein Hirn: "Wie bitte?! Sascha Rufer klettert auf das Stadiondach??!"
Der Roofer.
Ja doch die Stadien in Deutschland sind gegen die im Voraus betonte Terrorgefahr gewappnet