Nachdem die Behörden in Frankfurt einen offiziellen Schweizer Fanmarsch noch verhindert hatten, durften die Anhänger der Nati am Samstag vor dem Italien-Spiel wieder gemeinsam durch die Strassen ziehen. Die Stimmung war hervorragend: Tausende Fans sangen gemeinsam und verhielten sich friedlich – zumindest ein grosser Teil.
Wie deutsche Medien berichten, kam es während des Schweizer Fanmarschs aber auch zu einigen Zwischenfällen. So fiel die Spitze des Umzuges diverse Male negativ auf. Gemäss t-online legte sich der Capo des Schweizer Umzugs mit zwei italienischen Fans an, woraufhin die Schweizer «Italia Vaffanculo» skandierten.
Auf Videoaufnahmen ist zudem zu sehen, wie Schweizer Fans scheinbar grundlos Flaschen auf einen Laden werfen. Medienberichten zufolge sollen auch Pyros geflogen sein. Friedliche Schweizer Fans griffen laut der «Bild»-Zeitung kurz darauf ein und forderten die Chaoten dazu auf, die Würfe zu unterlassen.
Auch im Anschluss blieb die Lage teilweise unruhig. Als der Umzug den Bahnhof Berlin Charlottenburg erreichte, wurden manche Fans dazu aufgefordert, am Eingang zu warten, weil die S-Bahn nicht genug Platz bot. Einzelne Schweizer versuchten in der Folge, die anwesenden Polizisten wegzudrängen, woraufhin die Beamten eingriffen. Laut der «Bild» kam es dabei zu Festnahmen.
Auch am Bahnhof Charlottenburg bleibt es aggressiv pic.twitter.com/n6drtKxKZ3
— Axel Lier ✏️ (@Reporter_Flash) June 29, 2024
Während des Fanmarsches machten die Schweizer Fans zudem mit einem umstrittenen Lied auf sich aufmerksam: Auf Videos ist zu sehen, wie die Nati-Anhänger die Melodie von «L'Amour Toujours» singen.
Der Party-Hit von Gigi D'Agostino war in den letzten Wochen in Deutschland in den Schlagzeilen gelandet, nachdem bei einer Party auf Sylt rassistische Parolen dazu gegrölt wurden. In der Folge wurde das Lied von Rechtsextremen instrumentalisiert – zuletzt auch bei einem Public Viewing im Thurgau.
An der EM wurde «L'Amour Toujours» deswegen zum Politikum. So verbot die UEFA das Spielen des Liedes in den Stadien. Zudem sorgten bereits ungarische Fans bei einem Umzug mit dem Skandieren von «L'Amour Toujours» für kritische Schlagzeilen.
Dass die Schweizer Fans das Lied nun ebenfalls sangen, stiess aufgrund der Vorgeschichte auf den sozialen Medien zum Teil auf Unverständnis. Parolen wurden im Schweizer Fanlager allerdings keine skandiert. Einen Bezug zur rechtsextremen Szene scheint also keiner zu bestehen – zumal das Lied vor den rassistischen Vorfällen in der Sportwelt bereits weit verbreitet war.
So war «L'Amour Toujours» etwa lange die Torhymne der österreichischen Fussball-Nationalmannschaft oder des Hockey-Teams EHC Olten. Auch die Nati-Fans sangen es in der Vergangenheit immer wieder. Dass sie es nun in Berlin aber erneut zum Besten gaben, zeugt zumindest von etwas wenig Taktgefühl. (dab)