An dieser Stelle geht es nicht um einen Sturm im Wasserglas. Sondern um eine offenbar viel ernstere Angelegenheit: um einen Sturm in einem Lausanne-Sport-Becher.
Begangen hat die Torheit die Stadtpräsidentin von Genf, Marie Barbey-Chappuis. «Das war ein grosser Fehler von ihr, denn am Genfersee mangelt es an Humor», lesen wir in der französischsprachigen Ausgabe unseres News-Portals.
Was war das Vergehen der 41-Jährigen Politikerin der Mitte-Partei? War es ein Skandal um vertuschte Spendengelder? War es das Zuschachern von gut bezahlten Jobs an Familienmitglieder? Oder gar eine regelmässige Benutzung von Helikoptern, um damit ins Chalet im Wallis zu gelangen?
Alles viel schlimmer. Barbey-Chappuis weigerte sich, aus einem Becher zu trinken, auf dem das Logo des Fussballklubs Lausanne-Sport angebracht wurde.
Accueil en terres vaudoises. Plutôt mourrir de soif que de boire dans ce verre. 😅 #servettefc pic.twitter.com/ivrPawgoJC
— Marie Barbey-Chappuis (@ChappuisM) December 25, 2022
Am Weihnachtstag postete die Genferin einen Tweet von ihrem Empfang im «feindlichen» Waadtland. Dazu schrieb sie: «Lieber verdurste ich, als aus diesem Becher zu trinken.» Versehen war die Nachricht mit dem Hashtag #servettefc, dem rivalisierenden Klub Servette. Während die Genfer auf Platz 2 der Super League, der höchsten Schweizer Spielklasse, überwintern, spielt Lausanne derzeit eine Liga tiefer.
Das war es an Boshaftigkeit. Ein augenzwinkernder Kommentar der Politikerin, der aber schon zu viel für einige aufgeregte Bürger war. «Unangebracht» sei ein solcher Kommentar, lesen wir in Antworten auf den Tweet, «eine Frage des Prinzips», «schlechter Humor» und «mit sehr wenig Respekt» verfasst.
Es gab allerdings auch Zuspruch für Barbey-Chappuis: Sportjournalist Laurent Ducret, offenbar ein Servette-Fan, schrieb: «Madame, Sie erhalten meine Stimme bei allen Wahlen, für die Sie kandidieren, unabhängig von Ihrem Programm.»
Madame, vous aurez mon suffrage à toutes les élections auxquelles vous vous présenterez quel que soit votre programme.
— Laurent Ducret (@GSHCchamp) December 25, 2022
Der angeschossene Fussballklub aus Lausanne beliess es dabei, einen Tippfehler der Genfer Stadtpräsidentin zu berichtigen. Sie hatte das Verb «mourir» (sterben) falsch geschrieben.
Marie Barbey-Chappuis antwortete, dass der Rechtschreibfehler in der Tat etwas peinlich sei. «Ansonsten kann ein bisschen Humor, vor allem in der heutigen Welt, nicht schaden», befand sie. Und sie erklärte weiter: «Mein Vater kommt aus dem Waadtland und ich habe einen schönen Weihnachtsabend mit ihm verbracht.»
Um die Wogen weiter zu glätten, postete die Politikerin noch ein weiteres Bild, eines von verschneiten Waadtländer Bergen und der untergehenden Sonne. Da «nicht ganz böser Humor» verboten scheine, hoffe sie, dass 2023 fröhlicher werde, führte sie aus.
Vu que l’humour pas bien méchant semble interdit, un beau paysage vaudois pour terminer la journée… en espérant que 2023 sera plus joyeuse. pic.twitter.com/tJtPCB9HtN
— Marie Barbey-Chappuis (@ChappuisM) December 25, 2022
Ein bisschen Humor hat noch nie geschadet.
Einen schönen, stressfreien 2. Weihnachtstag euch allen. Und regt euch nicht unnötig auf. 😄