14. August 2022. Im Spiel zwischen Chelsea und Tottenham steht es 2:1 für die «Blues», als Tottenhams Cristian Romero im eigenen Strafraum seinen Gegenspieler Marc Cucurella an den Haaren zieht. Chelsea will einen Penalty, doch die Pfeife von Schiedsrichter Anthony Taylor bleibt stumm. Und auch VAR Mike Dean meldet sich nicht. So kommt Chelsea nicht zum siegsichernden 3:1. Im Gegenteil: Wenige Augenblicke später gleicht Tottenham zum 2:2-Endstand aus.
Mike Dean has said he regrets not sending referee Anthony Taylor to his pitch-side monitor for Cristian Romero's hair-pull on Marc Cucurella during Sunday's derby between Chelsea and Tottenham. (Mail) pic.twitter.com/30Omd2qcct
— Ibukun Aluko (@IbkSports) August 18, 2022
Bereits kurz nach diesem Spiel gibt Dean zu: «Es war ein Fehler, Anthony Taylor nicht zum Monitor zu schicken.» Doch nun packt der 55-Jährige über seine wahren Beweggründe für diese Entscheidung aus.
Im Podcast «Up Front with Simon Jordan» sagt der mittlerweile zurückgetretene Schiedsrichter: «Ich habe die Situation nicht korrigiert, das war armselig von meiner Seite. Es war so ein schwieriges Spiel für Anthony Taylor.» Dieser habe bereits beide Trainer verwarnt, es sei ein höllisches Spiel gewesen. Und: «Er hatte schon genug Probleme, da wollte ich ihm nicht noch mehr bereiten.» Schliesslich sei Taylor für ihn nicht nur ein Arbeitskollege, sondern auch ein Freund.
Dean gibt zu: «Das war ein riesiger Fehler. Aber wenn Tottenham danach bei der Ecke nicht trifft, ist es nicht ein derart grosses Problem.»
Der Engländer sagt auch: «Als der VAR eingeführt wurde, habe ich es gehasst.» Er sei damals seit 19 Jahren Profischiedsrichter gewesen und nun schalte sich jemand ein, um ihm zu sagen, er hätte einen Fehler gemacht. «Meine Gedanken bei der Einführung waren egoistisch. Ich hätte die Hilfe gebraucht, aber wollte das nicht akzeptieren», gibt der Ex-Schiedsrichter zu.
Seither hat er seine Ansicht geändert. Es sei hundertprozentig klar, dass der VAR den Fussball verbessert. Trotzdem blieb Deans Beziehung zum Videobeweis eine zweifelhafte: «Ich hatte Angst, im VAR-Stuhl zu sitzen. Ich stieg am Freitag ins Auto und hoffte schon, dass am Samstag einfach nichts passiert.»
Dean begründet seine Angst auch damit, dass er am Ende praktisch nur noch als VAR und nicht mehr auf dem Feld zum Einsatz kam. «Ich habe das Gefühl für das Spiel verloren. Ich wusste nicht mehr, was eine Grätsche ist und was nicht», erklärt der 55-Jährige.
Nach dem Vorfall im August 2022 wurde er von der Premier League immer weniger eingesetzt. Später entschied sich Dean dazu, seine Karriere Schiedsrichter zu beenden. Nun ist er in der Ausbildung von Unparteiischen tätig. (abu)