Sport
Fussball

Wie Toni Kroos seinen Legenden-Status bei Real Madrid untermauern kann

IMAGO / Pressinphoto

ESP: Real Madrid - Manchester City. UEFA Champions League. Semifinals. Toni Kroos of Real Madrid during the UEFA Champions League match between Real Madrid and Mancheaster City p ...
Taktgeber im weissen Ballett: Toni Kroos.Bild: imago

Wie Toni Kroos seinen Legenden-Status bei Real Madrid untermauern kann

In Spanien gefeiert, in Deutschland belächelt, teilweise verspottet. Dabei könnte Toni Kroos mit einem Triumph im Endspiel der Königsklasse einen historischen Rekord aufstellen und mit Cristiano Ronaldo gleichziehen.
28.05.2022, 15:52
Alex Truica / Watson.de
Mehr «Sport»

An Toni Kroos scheiden sich bis heute die Geister. Dabei ist der 32-Jährige einer der erfolgreichsten deutschen Fussballer der Geschichte: Weltmeister, vierfacher Champions-League-Sieger, dreimal spanischer Meister, dreimal deutscher Meister.

Viel mehr geht eigentlich nicht und doch ist Kroos drauf und dran, noch einen draufzusetzen. Im Final im Pariser Stade de France zwischen Real Madrid und dem FC Liverpool (21.00 Uhr, live auf 3+) kann er den Henkelpott zum fünften Mal gewinnen – womit er den Rekord von Cristiano Ronaldo egalisieren würde.

«Mir geht es weniger darum, der wievielte Titel es für mich persönlich ist.»
Toni Kroos über seine Titelsammlung

Eine unglaubliche Bilanz und Titelausbeute, und doch hat man das Gefühl, dass die Kritik, das Genörgel aus Deutschland zwar leiser wird, aber nie ganz verstummt – während in Spanien Kroos' Image komplett anders ist.

Kroos wird in Spanien für sein Spiel gefeiert

In der spanischen Hauptstadt ist Toni Kroos seit acht Jahren unumstrittener Stammspieler bei Real Madrid, dem schillernden spanischen Rekordmeister und Champions-League-Rekordsieger. Hier ist Kroos Taktgeber, Regisseur, Stratege, Virtuose im Herzen des königlichen Spiels und damit einer der grossen Erfolgsgaranten der vier Champions-League-Siege Reals zwischen 2014 und 2018.

In Spanien für sein Spiel respektiert, in Deutschland eher belächelt (Stichwort «Querpass-Toni») – doch die Meinungen aus der Heimat dürften ihm mittlerweile sicherlich herzlich egal sein. Seine Titelsammlung spricht ja für sich selbst.

IMAGO / Sven Simon

ARCHIVFOTO: Vorschau zum Champions League Finale FC Liverpool - Real Madrid am 28.05.2022. Toni KROOS (Real Madrid) mit dem Pokal,Cup,Trophaee,Jubel,Freude,Begeisterung,Siegerehrun ...
Zwei alte Bekannte: Kroos und der Henkelpott.Bild: imago

Dass er nun den fünften Champions-League-Titel gewinnen kann – er ist auch schon der erste deutsche Spieler, der die Königsklasse viermal gewann – bedeutet Kroos persönlich aktuell eher weniger, wie er im Gespräch mit Per Mertesacker beim ZDF in dieser Woche vor dem Endspiel verriet: «Vier Champions-League-Titel ist schon gut, da schaue ich irgendwann mal auf die Karriere zurück, aber so lange sie läuft, versuche ich jedes Jahr einen dazuzuholen», so Kroos bescheiden.

Real Madrid war in jeder K.O.-Runde eigentlich schon ausgeschieden

Er legt den Fokus lieber auf das Team und nicht auf sich selbst – ganz seinem Spielstil entsprechend. «Mir geht es weniger darum, der wievielte Titel es für mich persönlich ist. Es geht darum, dass wir uns als Mannschaft für diese Saison belohnen», sagte Kroos in seinem Podcast «Einfach mal luppen».

Belohnen für eine völlig verrückte Königsklassen-Saison, in der Real Madrid nicht einmal, nicht zweimal, sondern dreimal in Folge im Achtelfinale, Viertelfinale und Halbfinale eigentlich fast ausgeschieden war. Gegen PSG, Chelsea und Manchester City lag Real Madrid zwischenzeitlich jeweils zurück, schaffte aber immer wieder das nicht mehr für möglich gehaltene Comeback. Und steht nun im Endspiel.

«Gefühlt waren wir ein paar Mal schon raus», bekennt Kroos im ZDF-Gespräch: «Das ging im Achtelfinale gegen Paris los, hat sich übers Viertelfinale und Halbfinale gezogen. Da gab es Momente, als auch wir auf dem Platz uns vom Gefühl her wunderten: ‹Okay kriegt man's hin?› Vor allem die Leute aussen hatten öfters mal Momente, wo man sagt: ‹Jetzt ist aber das Ende der Fahnenstange erreicht.›»

Real Madrid will zum 14. Mal die Champions League gewinnen

Letzten Endes hat Real Madrid sich aber trotzdem durchgesetzt – durch Siegeswille und unbändigen Glauben an sich selbst. Kroos' Königliche haben mehrfach das beinahe Unmögliche geschafft. Jetzt soll im Endspiel in Paris auch Königsklassen-Titel Nummer 14 folgen, um sich in dieser verrückten CL-Saison für die legendären Aufholjagden zu belohnen.

«Wenn man sieht, wie wir da hingekommen sind, ist es so, dass wir mehrere Male alles reinhauen mussten, um es schaffen zu können oder überhaupt eine Chance dazu zu haben. Jetzt sind wir da – klar, jetzt wollen wir das Ding logischerweise auch holen», sagt Kroos über das Grande Finale in Paris.

«Von der gesamten Saison, von der Konstanz her ist es vielleicht die beste Mannschaft Europas.»
Toni Kroos über den Liverpool

Den Madrilenen steht aber der vierte grosse Brocken bevor, nun wartet Jürgen Klopps FC Liverpool im Stade de France auf Kroos und sein Team. Die nächste Mammutaufgabe für «Los Blancos», die erneut 100 Prozent und mehr geben müssen, wenn sie am Ende als Sieger vom Platz gehen wollen.

«Im Champions-League-Final haust du so oder so alles rein. Auch in dem Bewusstsein, das wissen wir alle, dass wir gegen eine der besten Mannschaften spielen, die es im Moment gibt», erklärt Kroos über den Gegner aus England, der auf Revanche gegen Real aus ist. Schliesslich siegte 2017/18 im CL-Finale in Kiew Real Madrid gegen die Reds mit 3:1.

Kroos sieht Liverpool stärker als im Champions-League-Finale 2018

«Ich schätze Liverpool nochmal stärker ein als 2018. Sie haben ihre besten Spieler behalten, haben einige richtig gute dazu bekommen, vorne gibt es ein, zwei Neuzugänge (Diogo Jota und Luis Diaz, Anm. d. Red.). Sie haben mit Thiago jemanden, der ihr Spiel prägt, stehen hinten richtig gut», befindet Kroos und lobt Klopps Liverpool, das in der Premier League hinter Manchester City nur ganz knapp Vizemeister wurde.

«Von der gesamten Saison, von der Konstanz her ist es vielleicht die beste Mannschaft Europas. Aber es ist ein Spiel. Wir sind letztes Jahr gegen sie in der K.o.-Runde im Viertelfinale weitergekommen. Von daher sehe ich das ganz klar Fifty-Fifty.»

«Es kann alles passieren in einem Finale, in dem sich zwei solche Mannschaften gegenüberstehen.»
Toni Kroos über das Champions-League-Endspiel

Ein Fifty-Fifty-Spiel auf Augenhöhe, das möglicherweise erneut richtig spannend und dramatisch wird und am Ende durch Wille, unbändiges Selbstvertrauen und eine Sag-niemals-nie-Mentalität entschieden werden könnte. Vorteil Real Madrid also, das in dieser Saison mehrfach solch verrückte Spiele auf dem Weg nach Paris gewonnen hat, zweimal sogar in nervenzehrenden Verlängerungen.

«Wir wissen ja alle aus Erfahrung, es kann alles passieren in einem Finale, in dem sich zwei solche Mannschaften gegenüberstehen», sagt Kroos nur. Wohl wissend, dass er Samstagnacht seinen fünften Champions-League-Titel gewinnen kann. Ein Triumph, der seinen Status noch weiter zementieren würde – wohlgemerkt den Status, den Kroos in Spanien und nicht in Deutschland geniesst.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Diese Klubs haben den Henkelpott gewonnen
1 / 24
Diese Klubs haben den Henkelpott gewonnen
1 Titel: Borussia Dortmund (1997) – 3:1 gegen Juventus Turin.
quelle: ullstein bild / ullstein bild
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Mein absoluter Hass-Tick?» – Robin über das Tourette-Syndrom
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
5 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Sitzplätzler
28.05.2022 13:39registriert April 2017
Genialer Fussballer. Aufgrund der Systematik bei der DFB-Elf ohne Achter-Position (meistens zwei 6er und ein 10er) nicht ganz so dominant wie in Madrid.
311
Melden
Zum Kommentar
avatar
Le_Urmel
28.05.2022 14:55registriert Juni 2014
Das Belächeln in Deutschland kommt aus dem Süden. Bayern wollte ihm keinen neuen besseren Vertrag mehr geben und lies ihn ziehen mit einem spöttischen Nachton.

Eins vertragen die Bayern noch weniger als wenn Spieler sie verlassen, dass Spieler die sie loswerden wollten eine unglaubliche Karriere hinlegen.
301
Melden
Zum Kommentar
5
Mehrere Trennungen, kaum Siege und Ehekrise? Djokovic gibt Rätsel auf
Seit einem halben Jahr wartet Novak Djokovic schon auf einen Turniersieg. Neben dem Platz sorgt er mit seinen Auftritten und Entscheidungen für Irritationen. Was ist los beim Serben?

Noch immer ist der bald 37-jährige Novak Djokovic die Nummer 1 der Weltrangliste, die er schon 421 Wochen angeführt hat. Das Mass aller Dinge ist er aber nicht mehr. In der Jahreswertung belegt er nach schwachem Start in die Saison nur den zwölften Rang.

Zur Story