Sport
Fussball

Warum der BVB sang- und klanglos aus der Champions League geflogen ist

epa09601845 Borussia Dortmund goalkeeper Gregor Kobel disappointed after the defeat by 1-3 against Sporting at the end of UEFA Champions League Group C soccer match at Alvalade Stadium in Lisbon, Port ...
BVB-Captain Marco Reus und Torhüter Gregor Kobel waren nach dem 1:3 in Lissabon sichtlich bedient.Bild: keystone

Warum der BVB sang- und klanglos aus der Champions League geflogen ist

Borussia Dortmund hat sich mit einem 1:3 bei Sporting vorzeitig aus der Champions League verabschiedet. Die Pleite in Lissabon hat aufgezeigt, dass es dem BVB auf europäischem Parkett an Klasse fehlt und dass Verletzungen von Schlüsselspielern nicht kompensiert werden können.
25.11.2021, 14:55
Constantin Eckner / t-online
Mehr «Sport»
Ein Artikel von
t-online

Es war die 69. Minute im Spiel in Lissabon, als Borussia Dortmunds Steffen Tigges mit einem Pass beim Stand von 0:2 hinter die Abwehrlinie von Sporting geschickt wurde. Der 23-Jährige verarbeitete den Ball, zögerte aber kurz und bevor er von der halblinken Seite abschliessen konnte, stand schon Sporting-Verteidiger Sebastian Coates bereit, um den Schuss zu blocken. Tigges hatte die Chance, den BVB noch einmal wachzurütteln, aber am Ende agierte der Ersatzstürmer eben genau wie ein solcher – und nicht wie der abstinente Top-Torjäger Erling Haaland.

Die Highlights der Partie Sporting gegen Dortmund.Video: YouTube/blue Sport

Die Dortmunder Champions-League-Saison war zuletzt geprägt von Verletzungen und Nicht-Leistungen. Allein die linke Defensivseite, die mehrmals von Nico Schulz und notgedrungen Emre Can begleitet wurde, avancierte sowohl in Amsterdam als auch am Mittwoch in Lissabon zum Totalausfall. In der Bundesliga mag die Qualität von Nico Schulz, Emre Can, Marin Pongracic, Axel Witsel oder Steffen Tigges genügen, international gegen abgezockte Mannschaften nicht.

epa09601636 Sporting player Pedro Porro (R) fights for the ball with Borussia Dortmund player Nico Schulz during the UEFA Champions League Group C soccer match at Alvalade Stadium in Lisbon, Portugal, ...
Nico Schulz hatte gegen Sporting seine liebe Mühe.Bild: keystone

Ajax zeigte mit aggressivem Angriffs- und Mittelfeldpressing dem BVB die Grenzen auf; Sporting stand erwartungsgemäss kompakt und forcierte Konter über die schnellen Halb- und Aussenspieler. In beiden Fällen hatte Dortmund keine wirkliche Antwort parat.

Der Spielaufbau des Tabellenzweiten der Bundesliga wirkt fahrig, wenn der Gegner gekonnt attackiert. Dann fehlt es eigentlich allen Spielern hinten drin an der notwendigen Pressingresistenz – zudem ist Mittelfeldspieler Axel Witsel schon lange kein Rettungsanker mehr für seine Hintermänner, sondern ebenso leicht unter Druck zu setzen.

Weiter vorn auf dem Spielfeld ist der Fussball des BVB häufig nett anzusehen, aber es passiert zu viel um den Strafraum herum und zu wenig innen drin. Das liegt teils an den Spielertypen, die Dortmund zur Verfügung stehen. Julian Brandt , Marco Reus oder der gestern eingesetzte Reinier fühlen sich am wohlsten, wenn sie von der Strafraumkante aus kreative Anspiele unternehmen können.

Keiner von ihnen hat wirklich die Durchschlagskraft, um in den Strafraum zu ziehen. Auch Donyell Malen, der nominelle Haaland-Ersatz, fühlt sich trotz seiner Torjägerqualitäten in einer abseitigen Rolle am wohlsten, wie er häufig bei seiner vorherigen Station in Eindhoven zeigte.

Dortmund's Donyell Malen runs with the ball after scoring his team's first goal during a Champions League Group C soccer match between Sporting CP and Borussia Dortmund at the Alvalade stadi ...
Der eine Treffer von Donyell Malen war am Ende zu wenig.Bild: keystone

Rose fehlen kreative Lösungen

Die Statistiken des BVB in der Königsklasse: 4.6 Torschüsse pro Partie, 48 Prozent Ballbesitz, 82 Prozent Passquote, 23 Ballverluste pro Partie. Diese Werte sind nicht besorgniserregend, aber auch nicht gut. Die taktische Herangehensweise von Cheftrainer Marco Rose reflektiert diesen Eindruck ebenso.

Marco Reus nach der 1:3-Pleite in Lissabon.Video: YouTube/SeiF Tube

Der 45-Jährige leistete sich auch bei den drei Niederlagen keine groben Schnitzer, er griff nie komplett daneben. Doch die sehr holzschnittartige Ausrichtung mit einem Dreiermittelfeld, dem rochierten Reus und den im Gleichschritt aufrückenden Aussenverteidigern wird keinen Top-Trainer in Europa – schon gar nicht Erik ten Hag von Ajax oder Ruben Amorim von Sporting – auf dem falschen Fuss erwischen.

Am Ende ist bei Dortmund sehr viel abhängig von der Leistung einzelner Stars, ganz vornweg Torjäger und Zielspieler Haaland. Fehlen dann noch Leistungsträger wie Giovanni Reyna , Raphael Guerreiro , Mahmoud Dahoud und Mats Hummels , sinkt der BVB auf ein durchschnittliches Niveau ab.

Mehr zur Champions League:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Diese Klubs haben den Henkelpott gewonnen
1 / 24
Diese Klubs haben den Henkelpott gewonnen
1 Titel: Borussia Dortmund (1997) – 3:1 gegen Juventus Turin.
quelle: ullstein bild / ullstein bild
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Keine Fussball-Fans im Büro, bitte!
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
7 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
7
Lionel Messi sieht das Ende seiner Karriere nahen – das sagt er dazu
Lionel Messi hat in seiner Karriere viel erreicht. In wenigen Monaten feiert der Weltmeister seinen 37. Geburtstag. Rückt nun das Ende näher?

Der argentinische Fussballstar Lionel Messi macht sein Karriereende nicht von einem bestimmten Alter abhängig. «Es wird der Moment sein, in dem ich merke, dass ich meine Leistung nicht mehr bringe, dass ich keinen Spass mehr habe, dass ich meinen Mitspielern nicht mehr helfen kann», sagte der Weltmeister in einer Folge des saudi-arabischen Podcasts «Big Time».

Zur Story