Es ist kurz nach Mitternacht. Basel hat einen intensiven, dramatischen Fussball-Abend erlebt. Mit einem Ende, das den FCB und seinen Anhang leiden lässt. Bei aller Enttäuschung über das entscheidende späte Gegentor nach 129 Minuten: Die Basler ertragen die Niederlage mit Fassung. So auch Präsident David Degen.
David Degen, was geht Ihnen kurz nach dem Spiel durch den Kopf?
David Degen: Ich bin bereits wieder etwas gefasster. Was soll ich sagen? Zunächst einmal ist es sehr bitter, so auszuscheiden. Trotzdem bin ich enorm stolz auf die Mannschaft, wie weit sie gekommen ist. Wir haben ein Spiel erlebt, das alles hatte. Auch der Rahmen auf den Rängen passte. Jetzt ist die Kampagne vorbei, es sollte nicht sein mit dem Final. Aber wir haben für die Schweiz einen guten Job gemacht. Jetzt haben wir in der Meisterschaft noch drei Spiele vor uns …
Was hat am Ende gefehlt für den Final-Einzug?
Wenn man das Ende sieht, könnte man sagen: Ein Quäntchen Glück. Ich glaube, so wie ich unseren Torhüter Marwin Hitz kenne, wäre er im Penaltyschiessen so richtig heiss gelaufen. Aber so ist es nun. Wenn man auf europäischen Niveau nur eine oder zwei Sekunden nicht aufpasst, dann passiert es. Bitter, wie es passiert ist, aber das wir müssen wir nun akzeptieren.
Aufgrund des Spielverlaufs hat sich die Niederlage irgendwie abgezeichnet, oder?
Das sehe ich auch so. Die ersten 15 Minuten in der zweiten Hälfte waren richtig gut. Da gelingt uns das Tor. Danach haben wir – wie soll ich sagen? – einen Gang zurückgeschaltet. Aber man muss sehen: Fiorentina ist ein Serie-A-Klub, ich will gar nicht wissen, was sie für ein Budget haben und was für Gehälter sie zahlen. Sie gehören zu den besseren Klubs von Italien, das muss man einfach sehen. Trotzdem bin ich enorm stolz.
Sie wurden immer wieder auf dem Stadion-Screen eingeblendet, sassen immer wieder an einem anderen Ort. Waren Sie so nervös wie noch nie als FCB-Präsident?
Ich habe seit 14 Uhr am Nachmittag nichts mehr gesessen, weil ich einfach nicht konnte, weil ich so angespannt war. Aber es geht nicht um mich, es geht um den Klub, um den Erfolg, um die Fans. Wir hätten uns diesen Finaleinzug alle sehnsüchtig gewünscht. Aber jetzt müssen wir es akzeptieren. Es bleiben drei Spiele, und da müssen wir, wie schon gesagt, neun Punkte holen, dann war es eine top internationale Kampagne.
Sollte der FCB in der Liga den fünften Rang verpassen, droht er mit leeren Händen dazustehen und würde in der nächsten Saison nicht europäisch spielen.
Daran denke ich jetzt nicht. Wir haben noch drei Spiele. Wenn wir diese erfolgreich gestalten, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir auf dem vierten oder fünften Rang landen. Jetzt müssen sie sich zusammenraufen, es sind noch knapp zehn Tage. Jetzt müssen sie noch einmal alles rausholen, dann können sie in die Ferien.
Die Saison war lang und kräftezehrend, was gibt Ihnen die Zuversicht, dass der Endspurt gelingt?
Wenn ich Spieler wäre, und weiss, dass ich nächstes Jahr auch hier bin, dann würde ich jetzt noch drei Spiele Vollgas geben, weil ja jeder hoffentlich noch einmal so eine Kampagne erleben will. Aber es ist klar, wir müssen die Punkte holen in der Liga, die sind noch nicht gespielt. Lugano hat sich dieses Spiel sicher angeschaut und wird am Sonntag sehr motiviert nach Basel kommen.
Die Frage ist einfach, ob die Energie reicht. Der Höhepunkt ist jetzt vorbei, nicht erfolgreich, das zehrt mental.
Fussball ist so. Irgendeiner musste als Verlierer rausgehen. Fussball ist so, dass man aus Niederlagen lernen sollte. Und versuchen, wieder aufzustehen. Am Freitag wird sicher noch vieles weh tun. Man wird manches hinterfragen und sich ärgern. Emotional ist es klar, das ist eine Achterbahnfahrt, und jetzt sind wir unten. Aber ich erwarte, dass am Samstag der Fokus wieder voll dem nächsten Spiel am Sonntag gilt.
Werden Sie noch persönlich an die Mannschaft appellieren, und die Spieler in die Pflicht nehmen?
Das wissen sie! Aber es kann schon sein, dass ich das eine oder andere noch sage. Bis anhin habe ich es noch nicht getan. Ich war in der Kabine, es war logischerweise sehr still, eine grosse Leere zu spüren, jeder ist enttäuscht. Aber ich denke nicht, dass ich gross Worte verlieren muss. Jetzt weiss jeder, um was es geht.