Das Highlight für die Schweizer Fussballerinnen in diesem Sommer rückt näher: Noch gut zwei Wochen, dann beginnt die EM in England. Die Schweiz spielt gegen Portugal (9.7.), Schweden (13.7.) und Holland (17.7). Der Kampf um Tore und Siege auf dem Rasen – es ist nicht der einzige für die besten Fussballerinnen dieses Landes. Im Gegensatz zu den Männern geht es immer auch um das Thema «Geld». Es gibt Nationalspielerinnen, die verdienen weniger als 10’000 Franken pro Jahr.
Auch darum ist der gestrige Tag ein wichtiger für den Frauenfussball hierzulande, «geschichtsträchtig», nennt ihn Tatjana Haenni, die Direktorin Frauenfussball in der Schweiz, an einer Medienkonferenz gestern. Was ist passiert?
Ab sofort bezahlt die Credit Suisse, Hauptsponsorin des Schweizerischen Fussballverbandes, Nationalspielerinnen und Nationalspielern dieselben Erfolgsprämien. Das entspricht einer Erhöhung um den Faktor 4.5 bei den Frauen. Bei diesen Prämien handelt es sich um Bonuszahlungen, die anfallen, wenn sich die Schweizer Frauen für eine EM oder WM qualifizieren – oder bei der Endrunde die Gruppenphase überstehen. Gelder, die zu 100 Prozent direkt zu den Spielerinnen fliessen. «Frauen sind auch heute noch in vielen Bereichen Ungleichheit ausgesetzt. Es braucht mutige Schritte, um die Barrieren einzureissen.» So tönt das in der Videobotschaft von André Helfenstein, dem CEO von Credit Suisse Schweiz.
Nun liegt der Verdacht nahe, dass die Grossbank in diesen für sie schwierigen Zeiten ganz gerne ein paar nette Schlagzeilen mitnimmt. Zumal die Prämien für die EM-Qualifikation rückwirkend noch nicht erhöht werden und es ziemlich unrealistisch ist, dass die Schweizerinnen an der EM den Viertelfinal erreichen werden.
Unser Team für die EM
— 🇨🇭 Nati (@nati_sfv_asf) June 21, 2022
Notre équipe pour l'EURO
La nostra squadra per l'Europeo
🇵🇹 🆚🇨🇭 9.7, 18:00 CET, Wigan & Leigh
🇸🇪 🆚🇨🇭 13.7, 18:00 CET, Sheffield
🇨🇭🆚 🇳🇱 17.7, 18:00 CET, Sheffield#WEURO2022 Tickets 👉 https://t.co/NjBJrgoI1K pic.twitter.com/80WhD383Mo
Doch das wäre zu kurz gedacht. Die CS ist von sich aus auf den Fussballverband zugegangen mit der klaren Absicht, das Engagement im Frauenfussball zu stärken. Auch in der heimischen Liga, der Women’s Super League. Und – wohl der wichtigste Punkt – bei der Kandidatur für die Frauen-EM 2025 in der Schweiz.
Wer nun die Worte «gleiche Prämien für Frauen und Männer» hört, könnte rasch auf die Idee kommen, dass «Equal Pay» im Schweizer Fussball tatsächlich Einzug gehalten hat. Doch so weit ist es noch lange nicht. Die Prämien von Sponsoren sind nur eine von drei Säulen. Die zweite Säule betrifft Bilder- und Namensrechte, beispielsweise für Werbungen. Auch hierfür bezahlt der SFV künftig Nationalspielern und Nationalspielerinnen dieselbe Summe. Doch entscheidend ist die dritte Säule. Die Schlüsselfrage dabei: Wie viel Geld schütten die grossen Fussballverbände Fifa und Uefa den teilnehmenden Ländern einer WM oder EM aus?
Bei der EM der Männer vor einem Jahr betrug die Gesamtsumme der Uefa-Gelder 221 Millionen Franken. Im Jahresbericht des Schweizerischen Fussballverbands ist die Summe zu finden, welche sich die Schweiz dank der Viertelfinalteilnahme erspielte: 16’207’108 Franken. Davon gab der SFV gut 8.8 Millionen Franken als Prämien weiter an Spieler, Staff und Personal. Bei der Frauen-EM beträgt die Summe der Uefa-Gelder für alle 16 teilnehmen Länder nur 16 Millionen Franken. Die EM ist darum für den SFV in jedem Fall ein Minusgeschäft.
Frauenfussball-Direktorin Tatjana Haenni sagt darum: «Es ist völlig logisch, dass derzeit nicht realistisch ist in der Schweiz. Für mich ist es aber nicht nachvollziehbar, warum so grosse Unterschiede bestehen bei den Summen der grossen Fussballverbände.» SFV-Präsident Dominique Blanc versicherte gestern, dass sich die Schweiz gegenüber Fifa und Uefa für höhere Frauen-Gelder einsetzen werde.
Ein freudentrunkener Blick auf den Frauenfussball in der Schweiz wäre aber verfehlt. Dazu reicht es, wenn man sich die Realität rund um die EM in England vor Augen führt. Der Staff, der das Team begleitet, ist nur knapp halb so gross wie jeweils bei den Männern. Eigener Koch? Geht nicht. Mehr als eine Assistentin für den Trainer? Geht nicht. Ein Backup für den Teamarzt? Geht nicht.
Noch ist das Umdenken nicht überall an der Basis des Schweizer Fussballs angekommen. Man denke nur daran, dass es nur in etwa einem Drittel aller Klubs Mädchenteams gibt. Die Zahlen der lizenzierten Fussballerinnen zeigen jedenfalls steil nach oben. Ende Mai 2021 waren es noch gut 25000 Spielerinnen. Ende Mai 2022 bereits gut 29000 – was einer Zunahme von 16 Prozent entspricht.
Der nächste wegweisende Tag für den Frauenfussball in der Schweiz dürfte der 7. Dezember sein. Dann entscheidet die Uefa, wo die EM 2025 stattfindet. Die grösste Schweizer Konkurrenz? Einerseits Polen. Andererseits die gemeinsame Kandidatur von Norwegen, Schweden, Dänemark und Finnland.
Die grösste Herausforderung besteht gemäss Tatjana Haenni nun darin, von den Kantonen eine Zusicherung zur Finanzierung zu erhalten. Bis am 12. Oktober bleibt Zeit für die finale Eingabe des Schweizer Projektes. Eine EM zu Hause? Für die Bedeutung des Frauenfussballs in der Schweizer wäre das unbezahlbar. (aargauerzeitung.ch)
Fussballer (m) generieren durch TV-Rechte, Trikot/Merch- Verkäufe und Ticket-Einnahmen Geld, was den hohen Lohn teilweise rechtfertigt.
Mit Verlaub, aber bei den Fussballerinnen ist dies einfach nur in viel kleinerem Umfang der Fall. Sprich: Bei equal pay subventionieren die Fussballer die Fussballerinnen. Ist dies nun wirklich fair? Klar leisten (im Sinne des Aufwands) die Frauen gleich viel wie die Männer. Aber auch ne Putzkraft krampft mind. gleich viel wie ne Hedgefonds-Managerin.
Mehr Geld, umso besser ist doch, dass der SFV trotzdem die gleichen Prämien zahlt.