Die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele Paris 2024 findet heute Freitag, 26. Juli statt. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr (Schweizer Zeit) und wird mehr als drei Stunden dauern.
Natürlich in Paris, aber zum allerersten Mal in der Geschichte der Spiele nicht in einem Stadion, wie das sonst bei olympischen Eröffnungsfeiern üblich ist. Statt dem gewohnten Einmarsch der Athleten in ein begrenztes Rund werden die Sportlerinnen und Sportler aus aller Welt per Schiff in einer Flussparade über die Seine gefahren.
Die Austerlitz-Brücke neben dem Jardin des Plantes ist der Startpunkt der Parade, die dann sechs Kilometer auf der Seine nach Westen fährt. Unter historischen Brücken hindurch, führt die Strecke vorbei an Wahrzeichen wie der Kathedrale Notre-Dame und dem Louvre sowie an einigen Veranstaltungsorten der Spiele, darunter der Esplanade des Invalides und der Grand Palais.
Das Ziel der Flussparade befindet sich auf der Höhe des Eiffelturms. Die Sportlerinnen und Sportler werden bei der Esplanade du Trocadéro ankommen, wo dann der Rest der Eröffnungsfeier über die Bühne geht und die olympische Flamme entzündet wird.
Das IOC schätzt, dass rund 10'500 Athletinnen und Athleten an der Eröffnungsfeier teilnehmen. Dafür stehen knapp 100 Boote im Einsatz. Während die grösseren Nationen ihre eigenen Boote haben werden, müssen sich kleinere Länder mit wenigen Teilnehmenden die Boote teilen.
Die Schützin Nina Christen und der Mountainbiker Nino Schurter. «Das macht mich enorm stolz, und ich freue mich sehr auf diesen Moment», teilte die 30-jährige Nidwaldnerin mit. «Die Rolle als Fahnenträgerin ist eine Ehre für mich und gleichzeitig für die 130'000 Schützinnen und Schützen in der Schweiz.»
Christen bestreitet ihren ersten Wettkampf, die Qualifikation über 10 Meter mit dem Luftgewehr, am Sonntag. Der Schweizer Delegationsleiter Ralph Stöckli sagte: «Sie ist überzeugt, dass ein solches Erlebnis Energie für ihren Wettkampf geben wird.»
Schurter hat bei Olympischen Spielen schon fast alles erlebt. Gold, Silber, Bronze, ein 4. Platz – und nun kommt in Paris erstmals noch die Aufgabe als Fahnenträger dazu. «Das ist natürlich eine riesige Ehre», freut sich der 38-jährige Bündner. Bislang kam er nie als Fahnenträger in Frage, weil die Mountainbike-Rennen jeweils am Ende der Spiele stattfanden und er erst später anreiste. Nun musste er nicht lange überlegen, bevor er zusagte. Schurters Wettkampf ist am Montag, da bleibt genügend Zeit zur Erholung nach der stets langen Eröffnungsfeier.
Einerseits stehen die üblichen Programmpunkte auf dem Programm: die Reden von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron oder IOC-Präsident Thomas Bach, die Übergabe der olympischen Fahne und das Entzünden des olympischen Feuers.
Daneben ist vieles noch geheim. Thomas Jolly, ein renommierter französischer Theaterregisseur, ist sowohl für die Eröffnungs- als auch die Schlussfeier verantwortlich. Er plane demnach eine Show, die Frankreichs Kultur von Oper bis Rap repräsentiere. Bereits jetzt ist klar, dass die frankokanadische Sängerin Céline Dion einen Auftritt haben wird. Auch Lady Gaga soll während der Feier singen.
Zudem sollen die Sportlerinnen und Sportler selbst im Fokus stehen. Während der Flussparade stehen ausserdem auf jeder Brücke Tänzerinnen und Tänzer. Insgesamt sollen rund 3000 Tänzer, Musiker und Schauspieler auf der Seine auftreten.
-4 days before the Paris Olympics opening ceremony and the dancers are refusing to rehearse & still plan to go on strike due to unfair treatment pic.twitter.com/PHHjyRoko3
— Louis Pisano (@LouisPisano) July 22, 2024
Wenn du schon in Paris bist, gibt es viele Möglichkeiten. Entlang der ganzen Strecke der Seine wurden Tribünen aufgebaut, die insgesamt 600'000 Menschen Platz bieten. Insgesamt wurden 222'000 Gratistickets verteilt, während im unteren Bereich des Flusses 104'000 Tickets in den Verkauf kamen. Der Rest geht an die nationalen Verbände, Organisatoren und Sponsoren. Darüber hinaus sind in der ganzen Stadt 80 Grossbildschirme aufgestellt worden, die die Feier ebenfalls zeigen.
Auch das Schweizer Fernsehen überträgt die Eröffnungsfeier live. Das SRF sendet am Freitag ab 19 Uhr aus Paris. Die Eröffnungsfeier wird kommentiert von Stefan Hofmänner. Auch die deutsche ARD und das österreichische ORF zeigen die Feier live.
Die Lage in Paris ist angespannt. Beim allerersten Wettkampf – einem Fussballspiel zwischen Spanien und Usbekistan am Mittwoch – kam es zu einer Bombenwarnung. Strassen rund um den Parc des Princes, das Stadion von Paris Saint-Germain, wurden gesperrt.
Gerade um die Eröffnungsfeier bestehen Sicherheitsbedenken. Der bekannteste Pariser Sicherheitsexperte Alain Bauer nennt die erste nicht in einem Stadion organisierte Olympiashow «kriminellen Wahnsinn». Kriminell im Sinne von hoch riskant. Auch Zehntausende Polizisten und Agenten könnten eine kilometerlange Szenerie mit 300'000 Zaungästen nicht genügend absichern, behauptet Bauer.
Polizeipräfekt Laurent Nuñez widerspricht: Entlang der Seine gelte eine «Anti-Terror-Zone» mit äusserst strikten Kontrollen. Die 100'000 zahlenden Gäste auf den wassernahen Tribünen hätten sich seit langem registrieren müssen; und die 200'000 Zuschauer auf Strassenniveau hätten sich bei ihrer Wohngemeinde einschreiben müssen, um ein Gratisticket zu kriegen.
Nuñez hat an alle Eventualitäten gedacht – von Unterwasserminen bis zu Drohnenangriffen. Am letzten Mittwochmorgen staunten Passanten nicht schlecht, als die Pariser Flusspolizei sogar eine Geiselnahme auf einem «Bateau-Mouche» (Ausflugsschiff) fingierte und bekämpfte. Um Kamikazeflüge wie 2001 in die New Yorker Twin Towers zu verhindern, wird der Luftraum über Paris während der Olympia-Ouvertüre im Umkreis von 150 Kilometern gesperrt. Erstmals überhaupt werden dann alle Flughäfen der 12-Millionen-Metropole geschlossen sein.
Wie immer bei der Eröffnungsfeier von Olympischen Spielen macht Griechenland den Anfang beim Einmarsch (oder in diesem Jahr der Flussfahrt) der Athleten. Danach folgt das internationale Flüchtlingsteam (mit dem in der Schweiz heimischen Läufer Dominic Lobalu), bevor es dann in alphabetischer Reihenfolge der Länder auf Französisch weitergeht.
Die Schweiz ist als 176. Delegation an der Reihe. Den Abschluss machen Australien (Olympia-Gastgeber 2032), die USA (Gastgeber 2028) und Frankreich selbst. Die unter neutraler Flagge startenden Russen und Belarussen sind beim Einmarsch nicht dabei.
Mit Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.