Wenn die Sportlerinnen und Sportler aus 206 Nationen am Freitag im Zuge der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele mit Booten auf der Seine fahren, wird für einmal nicht der Sport, sondern die Mode im Zentrum stehen. Während sich viele Länder auch an der Eröffnungsfeier von einer sportlich-lockeren Seite zeigen, haben sich einige Nationen etwas Besonderes einfallen lassen. Wir werfen einen Blick auf einige Outfits, die es an der Eröffnungsfeier zu sehen gibt.
Was das Outfit für die Eröffnungsfeier in Paris betrifft, hat das Netz bereits eine Olympiasiegerin erkoren. In sozialen Netzwerken, aber auch in traditionellen Medien wird die Robe, mit der die Mongolei die Eröffnungszeremonie begehen wird, besonders gelobt. Dem Modelabel Michel & Amazonka aus der Hauptstadt Ulaanbaatar ist es gelungen, die Nationalfarben blau, rot und weiss mit traditionellen Mustern und Symbolen zu kombinieren und gekonnt in die Moderne zu überführen.
Auch im kenianischen Team dominieren die Farben der Landesflagge. Ein besonderer Hingucker: der Gesichtsschmuck bei den Frauen und der schwarze Hut bei den Männern.
Die Kollektion des Labels Jaspe by Vitto trägt den klingenden Namen «Bosques de Esperanza» (Deutsch: «Wälder der Hoffnung»), eine Anspielung auf Guatemala, das in der Aztekensprache Nahuatl «Land der Bäume» bedeutet. Die Farben sind dem Nationalvogel, dem Quetzal, nachempfunden.
Der Quetzal sieht übrigens so aus:
Ganz klassisch: Die indische Delegation eröffnet die Spiele mit einem Sari respektive einer Kurta in den Nationalfarben.
Die Delegation aus Haiti umfasst zwar nur zwölf Athletinnen und Athleten, wird an der Eröffnungszeremonie dank des eleganten und zugleich farbenfrohen Outfits der haitianisch-italienischen Designerin Stella Novarinohati trotzdem viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Das Muster greift das Werk «Passage» des haitianischen Malers Philippe Dodard auf.
Genau wie Indien, Guatemala oder Kenia griff Sri Lanka beim Design der Kleidung für die Eröffnungszeremonie traditionelle Elemente auf. Die Outfits der Männer und der Frauen sind praktisch identisch. Die handgemachten Roben des Labels LOVI Ceylon sind der traditionellen Bekleidung von Prinzessinnen und Prinzen nachempfunden.
Zur Erinnerung: Die Firma «On», die für das Design und die Produktion der Schweizer Olympia-Bekleidung zuständig war, liess sich von den Wappen der 26 Kantone inspirieren. Das Farbspektrum stehe für die Vielfalt der Kulturen, der Sprachen, für Inklusion, die 26 Kantone und für die Sportverbände. Ja, dann macht ja alles Sinn.
Wenn man genau hinschaut, erkennt man auf der Kleidung der kanadischen Athletinnen und Athleten Elemente der landestypischen Kunst, Architektur und Natur.
Genau wie die Fussballnationalteams laufen auch die niederländischen Olympiateilnehmenden in Orange auf. Das ganze erinnert aber leider ein wenig an die US-amerikanische Gefängniskluft.
Dass das US-Outfit von Ralph Lauren designt wurde, ist kaum zu übersehen. In den Farben der US-Flagge gehalten und mit klassischen Blue Jeans kombiniert, wird zwar ein schlüssiger Bezug zum Team USA hergestellt, die Athletinnen und Athleten erinnern in der etwas biederen Aufmachung aber auch an Schüler einer (sehr) teuren Privatschule.
Mitglieder eines Yachtclubs an der Côte d'Azur oder Olympiateilnehmende? Die Polinnen und Polen sind mit ihren sportlich-eleganten Anzügen für beides gewappnet.
Klassisch und gleichzeitig ein extrem eleganter Schnitt – Korean Design at its best.
Die erste Uniform der thailändischen Athletinnen und Athleten (links) wurde aus recyceltem Plastik hergestellt und das Muster soll an die getöpferten Gefässe, die an der archäologischen Stätte Ban Chiang gefunden wurden, erinnern. Das Outfit löste in Thailand jedoch eine Debatte aus – es wirke, so die Kritiker, veraltet und die Sportlerinnen und Sportler sähen darin aus wie Staatsangestellte. So wurde kurzerhand eine neue Jacke (rechts) designt. Schade eigentlich.
Justin Chou, der Designer des Anzugs, den die taiwanesischen Athletinnen und Athleten beim Stadioneinlauf tragen werden, hat sich bei seiner Kreation von verschiedenen Gemälden taiwanesischer Künstler, zum Beispiel «Mountain Range of Taiwan» von Paul Chiang, inspirieren lassen.
"Mountain Range of #Taiwan 17-17," oil on canvas, 2017, by #Taitung County-based artist Paul Chianghttps://t.co/LkzWMxP881 pic.twitter.com/ovZbtKKsqz
— Taiwan Review (@Taiwan_Review) November 9, 2020
Die Delegation aus Grossbritannien setzt zum dritten Mal in Folge auf eine Kollektion des Designers Ben Sherman. Das Outfit überzeugt mit seiner Symbolkraft – mit der Rose, der Distel, der Narzisse und dem Kleeblatt werden die vier Teilnationen symbolisiert – wirkt aber etwas steif.
Ägypten tritt ganz in Weiss auf die olympische Bühne. Das Outfit bewegt sich irgendwo zwischen Anzug und Trainer. Kann man machen ...
Locker-lässig präsentieren sich die Spanierinnen und Spanier an der Eröffnungszeremonie. Das Outfit enthält die Farben der spanischen Flagge und wurde von der spanischen Nationalblume, der Nelke, inspiriert.
«Bis ich andere Länder sah (vor allem Estland), dachte ich, unsere Kleidung sei schlecht», schrieb eine türkische X-Nutzerin zur Aufmachung ihrer Landsleute an der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele. Warten wir also auf Estland (weiter unten), bevor wir ein Urteil fällen.
Hui, für die olympischen Spiele haben sich die Firma ALPINE PRO und der tschechische Designer Jan Cerny etwas ganz Spezielles einfallen lassen. Die Jacke soll an einen Bademantel eine «Balonak»-Jacke erinnern, die in Tschechien ihren Ursprung hat und in Frankreich, dem Gastland der Olympischen Spiele, gerne getragen wird.
Die Inspiration:
Die Jacke der mexikanischen Delegation will vieles vereinen. Die «Milagriots» auf den Ärmeln sind ein typisches Element des mexikanischen Kunsthandwerks und stehen für den «kulturellen Reichtum» des Landes. Auf der Rückseite ist die «Victoria Alada», welche die Siegesgöttin Nike verkörpert, abgebildet.
Während die USA an der Eröffnungsfeier auf den spiessigen Ralph-Lauren-Look setzt, zeigten sich die Designer bei der Jacke für die Abschlussfeier umso experimentierfreudiger.
Von weitem sieht die irische Kleidung für die Eröffnungszeremonie aus wie ein Anzug, von nahem eher wie eine Reithose kombiniert mit einem Karate-Mantel. Eine höchst verwirrende Mischung.
Estland setzt auf Jeans in allen Formen: Jacke, Hose, Rock, Tasche – alles aus Jeansstoff.
Jeans geht immer, sagten sich wohl auch die brasilianischen Designer. Auf der Jacke ist ein Jaguar abgebildet, der unter anderem in den Wäldern Brasiliens lebt.
Die Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele findet in Paris statt, der Modehauptstadt, und so haben sich die Gastgeber in Sachen Eleganz nicht lumpen lassen. Das Design wurde vom Luxuslabel «Berluti» gemeinsam mit ehemaligen Olympiateilnehmenden entworfen und soll «Eleganz mit Leistung» verbinden. Irgendwie erinnert es aber eher an die Uniform von Mitarbeitenden einer Fluggesellschaft. Aber komfortabel sollen sie sein: «Wir haben bestehende Modelle von Berluti genommen, sie überarbeitet und sie so bequem wie möglich gemacht», heisst es.
Und auch beim Anblick des chinesischen Outfits wähnt man sich eher in einem Flugzeug als bei einer Sportveranstaltung.
Nebenbei muss ich sagen, dass die Schweiz das schlimmste Outfit hat. Alle gezeigten Länder haben elegantere Kleidung.