Langsam, aber sicher verwandelt sich Paris in eine Hochsicherheitszone. Metrostationen werden geschlossen, Brücken gesperrt. Über die Boulevards preschen imposante Geländewagen mit Tarnbemalung, verdunkelten Wagenfenstern und fremden Nummernschildern. Darunter steht in Gelb: «State of Qatar». Richtig: Das Scheichtum Katar hat gut 100 Sicherheitsleute nach Paris entsandt. Dem Vernehmen nach sind es vor allem Spürhundequipen, die an den Flughäfen Sprengstoff aufstöbern sollen. Doch warum zirkulieren diese Nissan-Boliden dann in der Innenstadt?
Die Antwort ist so vertraulich wie der Einsatz von 1750 Sicherheitsleuten aus 80 Ländern. Es sind in erster Linie Spanier, Briten und Deutsche, die ihren französischen Kollegen unter die Arme greifen. Solche internationalen Operationen sind bei Olympischen Spielen nicht unüblich. Für Frankreich ist es ein Novum – und auch ein Eingeständnis: Die internationale Schützenhilfe für das massive, noch nie dagewesene Sicherheitsaufgebot in Paris ist hochwillkommen.
45'000 Polizisten und Gendarmen, inklusive ihrer Eliteeinheiten RAID und GIGN, sind während der zwei Olympiawochen im Einsatz. Dazu kommen 15 000 Soldaten, ein Grossteil zum Anti-Terror-Dispositiv Sentinelle gehörig und in einem Zeltlager im Osten von Paris einquartiert. Sekundiert werden sie durch rund 20 000 private Sicherheitsleute, vorwiegend Arbeitslose, Studenten und neuerdings auch Rentner, die vor allem Zugänge und Tickets kontrollieren sollen.
Diese 80'000 Sicherheitsleute sind bis nach Marseille oder Nantes stationiert, wo einzelne Sportanlässe stattfinden. Und wo die Wachsamkeit ebenso gross ist. In Saint-Étienne wurde im Mai ein minderjähriger Tschetschene verhaftet, der im Namen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und der palästinensischen Hamas ein Attentat bei einem olympischen Fussballspiel im lokalen Stadion plante. Er wolle als Märtyrer sterben, gab er zu Protokoll.
Diese Woche verhaftete die Polizei im elsässischen Colmar einen 19-Jährigen, der seinerseits einen Anschlag während der Olympischen Spiele vorhatte. Er ist kein Islamist, sondern ein Neonazi von einer bisher unbekannten «französischen arischen Division», die Migranten und Juden zum Feindbild hat.
Die beiden so unterschiedlichen Täterprofile erinnern an frühere Anschläge auf Olympische Spiele: München 1972 gegen die israelische Delegation, Atlanta 1996 durch einen Rechtsextremisten. So beunruhigend es klingt: Paris kombiniert nun die zwei Gefährdungslagen.
Dazu kommen in den letzten Tagen zwei – wohl nicht terroristische – Messerattacken. Sowie vermutlich russische Cyberattacken, die sich schon bei den letzten Wahlen sehr direkt gegen Frankreich richteten. «Es gibt Infiltrationsversuche und andere digitale Attacken auf olympische Strukturen», bestätigt Guillaume Poupard, Direktor der Nationalen Agentur für die Sicherheit von Informationssystemen.
Zur internationalen Gemengelage kommen innerfranzösische Probleme. Verkehrsexperten glauben, dass die öffentlichen Transporte unter der Last von 15 Millionen Olympiabesuchern rasch einmal kollabieren könnten. Zumal die Gewerkschaft CGT mit weiteren Streiks und Protestaktionen droht, da sie mit den bereits ausgehandelten Prämien nicht zufrieden ist. All dies könnte zahlreiche Polizeieinheiten absorbieren.
Die meisten Sorgen bereitet aber die Eröffnungszeremonie von Freitagabend, dem 26. Juli. Sie zieht sich über sechs Kilometer in und entlang der Seine hin. Vor einer animierten Kulisse mit Louvre und Notre-Dame-Kathedrale werden an die hundert Schiffe, Jachten und Hausboote vier Stunden lang den Stadtfluss bis zum Eiffelturm hinunterfahren. Sie transportieren ungefähr 7000 Athleten – die genaue Zahl der Teilnehmer, namentlich aus Israel und den USA, ist unbekannt.
Nicht alle freuen sich auf «das grösste Spektakel der Welt», wie die Organisatoren sagen. Der bekannteste Pariser Sicherheitsexperte Alain Bauer nennt die erste nicht in einem Stadion organisierte Olympiashow «kriminellen Wahnsinn». Kriminell im Sinne von hochriskant. Auch Zehntausende Polizisten und Agenten könnten eine kilometerlange Szenerie mit 300'000 Zaungästen nicht genügend absichern, behauptet Bauer.
Polizeipräfekt Laurent Nuñez widerspricht: Entlang der Seine gelte eine «Anti-Terror-Zone» mit äusserst strikten Kontrollen. Die 100'000 zahlenden Gäste auf den wassernahen Tribünen hätten sich seit langem registrieren müssen; und die 200'000 Zuschauer auf Strassenniveau hätten sich bei ihrer Wohngemeinde einschreiben müssen, um ein Gratisticket zu kriegen.
Nuñez hat an alle Eventualitäten gedacht – von Unterwasserminen bis zu Drohnenangriffen. Am letzten Mittwochmorgen staunten Passanten nicht schlecht, als die Pariser Flusspolizei sogar eine Geiselnahme auf einem «Bateau-Mouche» (Ausflugsschiff) fingierte und bekämpfte. Um Kamikazeflüge wie 2001 in die New Yorker Twin Towers zu verhindern, wird der Luftraum über Paris während der Olympia-Ouvertüre im Umkreis von 150 Kilometern gesperrt. Erstmals überhaupt werden dann alle Flughäfen der 12-Millionen-Metropole geschlossen sein.
Eine Gefahr ist in der Öffentlichkeit bisher kaum angesprochen worden: die Möglichkeit von Snipern auf einem Dach oder in einer Wohnung direkt an der Seine. Ein solches Szenario lag dem in Paris spielenden Kinofilm «Der Schakal» (1973) zugrunde: Ein Killer versucht den Staatschef mit einem Präzisionsgewehr zu ermorden; das Attentat misslingt, weil Charles de Gaulle gerade den Kopf neigt, als der Schuss fällt.
Der ehemalige Chef der französischen Polizei, Frédéric Péchenard, fragte schon vor dem jüngsten Mordversuch gegen den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump, ob die «Hunderte von Wohnungen» entlang der Seine genug kontrolliert würden.
Sie befinden sich zwar alle in der Anti-Terror-Zone, in der man sich seit Tagen genaustens ausweisen muss. Aber was, wenn sich ein Sniper seit Wochen in einer Wohnung eingerichtet hat? Wenn nicht schon geschehen, ist anzunehmen, dass die Polizei nun ein waches Auge auf Gebäude mit «Blick auf die Seine» hat, wie sie auf Airbnb-Mietannoncen angepriesen werden. (aargauerzeitung.ch)
Wir hoffen das Beste, schade eigentlich dass wir so weit sind dass so ein Anlass nicht ohne höchste Sicherheitsbedenken durchgeführt werden kann und denen die für die Sicherheit zuständig sind übelst schlaflose Nächte bereitet…….🙈
Tja ich muss mich da wohl an der eigenen Nase nehmen. Das mit der Einwanderung sah ich den grössten Teil meines Lebens äusserst locker. Aber ich gebe zu, dass ich mich völlig geirrt habe. Die Nachteile sind enorm.
Was den Nahen Osten und ihre durchgeknallten Religionskriege betrifft, ist Hopfen und Malz verloren. Da müsste man wohl eine ganze Weltregion ein paar Jahrzehnte in die Klinik sperren, bis sie alle aufhören Stimmen von irgend nem Gott zu hören der ihnen einredet, dass es cool wäre Andersgläubige abzumetzeln.
Das ist nicht zu schaffen.