Drei Battles, drei Niederlagen, alle mit 0:18 Jury-Stimmen. Aber das sind nur die nackten Zahlen. Viel mehr bleibt die Art und Weise, wie Raygun an den Olympischen Spielen 2024 in Paris im Nu zum «Eddie the Eagle des Breaking» wurde, in Erinnerung.
Ausschnitte ihrer Auftritte gingen umgehend viral. Sie sorgten dafür, dass die 36-jährige Sportlerin zur Zielscheibe von Spott und Hass wurde. In Australien warf man ihr gar Betrug vor. Sie habe sich auf Kosten der Steuerzahler einen Europa-Trip erschlichen, behauptete manch ein Tastatur-Krieger. Und US-Showmaster Jimmy Fallon liess eine Schauspielerin den Auftritt imitieren, um sich über sie lächerlich zu machen.
me forcing my mom to watch the dance i made up in the pool pic.twitter.com/zbtwEFjpTG
— kenzi (@kenzianidiot) August 9, 2024
Nun äusserte sich Raygun, die im bürgerlichen Leben Rachael Gunn heisst und als Universitäts-Dozentin unter anderem über Breaking forscht, erstmals zu diesen Reaktionen. All der Hass gegen sie sei niederschmetternd, sagte sie in einem Instagram-Video.
«Ich möchte mich zunächst bei all jenen bedanken, die mich unterstützen», begann sie ihre Botschaft. «Ich weiss, die positive Einstellung wirklich zu schätzen und bin froh, dass ich etwas Freude in euer Leben bringen konnte. Das hatte ich mir erhofft.»
Dass sie mit ihren Einlagen die Tür zu so viel Hass öffnen würde, sei ihr nicht bewusst gewesen, sagte Gunn. «Ich bin da rausgegangen und hatte Spass, aber ich habe es sehr ernst genommen. Ich habe mir den Arsch aufgerissen, um mich auf die Olympischen Spiele vorzubereiten und ich habe wirklich alles gegeben.»
Nicht nur Raygun kam nach ihrem Auftritt unter die Räder. Auch Familie, Freunde und die gesamte Breaking-Community in Australien werde seither belästigt, sagte sie. Das müsse aufhören. «Alle haben viel durchgemacht und ich bitte darum, ihre Privatsphäre zu respektieren.»
Es gab neben dem vielen Spott auch fachliche Kritik am Olympia-Auftritt. So befand Niels «Storm» Robitzky, ein deutscher Breaking-Pionier, im «Spiegel», dass der Qualifikationsprozess «Mist» gewesen sei. Die Anreise an die Kontinentalmeisterschaften, über die man sich das Ticket nach Paris holen konnte, sei für viele Talente eine grosse Hürde gewesen.
«Ozeanien ist riesig. Dass bei dem Qualifikationswettbewerb in Sydney niemand besser war als Raygun, heisst nicht, dass sie die beste Tänzerin aus ganz Ozeanien ist», meinte Robitzky. Die Auswahlverfahren hätten ihn vielerorts an Wettbewerbe in Jugendhäusern erinnert. «Da sassen irgendwelche Typen und haben dann nach rechts oder links gezeigt, um den Sieger oder die Siegerin zu bestimmen.»
Rayguns Auftritt war in den Augen des deutschen Experten, der das Bewertungssystem für die Olympischen Spiele mitentwickelt hatte, ungenügend. «Das war absolut nicht dem olympischen Niveau entsprechend», kanzelte er sie ab. «Ich habe auch nicht den Eindruck, dass sie Breaking wirklich verstanden hat.»
Gunn hatte nach ihrem Auftritt betont, sie habe versucht, mit Kreativität zu punkten. «Das ist meine Stärke.» Ihr sei klar, dass sie mit Tricks, Drehungen und Kraftelementen nicht mithalten könne.
Wie sie es schon vor den Olympischen Spielen geplant hatte, verbringt Rachel Gunn nun einige Ferienwochen in Europa. Im Video, das sie in der belgischen Hauptstadt Brüssel aufgenommen hatte, konnte sie sich einen Seitenhieb nicht verkneifen. Im Breaking, sagte sie, gebe es anders als von vielen Trollen behauptet gar keine Punkte und man könne sich die detaillierten Urteile gerne anschauen.
Tatsächlich zeigt der genaue Blick, dass Raygun vereinzelt wenigstens bei der Originalität des Auftritts vom einen oder anderen Jurymitglied besser bewertet wurde als ihre jeweilige Gegnerin, sogar im Battle gegen die spätere Finalistin Nicka aus Litauen. Für die so scharf kritisierte Rachel Gunn dürfte das zumindest eine kleine Genugtuung sein.
Vielleicht wäre es sinnvoll analog zum Eiskunstlauf Pflicht und Kür-Elemente zu fordern: Es müssen zwingend bestimmte Moves gezeigt werden, die bei jedem Teilnehmer auf gleicher Basis bewertet werden können und Kür -Elemente wo Kratitivät zählt. Nur wer die Pflicht-Elemente ausführen kann, darf am Olympischen Wettbewerb teilnehmen.
(Hass der Frau gegenüber ist sowieso nicht angebracht).
An der Olympia sollten die besten der besten teilnehmen. Alle zusammen "reissen sich den Hintern auf". Was ist das denn für eine Aussage....
Sie wurde zur Lachnummer, absolut berechtigt. Wie sie die beste sein kann die Australien zu bieten hat ist mir ein Rätsel, da gibt es Kids auf der Strasse die Galaxien besser sind...Wenn man grottig ist und sich mit den besten misst muss man sich über Spott nicht wundern...