Im ersten Interview direkt nach dem Rennen wirkte Riesenslalom-Weltmeister Marco Odermatt etwas gefasster als nach seinem Triumph in der Abfahrt. Es sei nicht ganz vergleichbar. In der Königsdisziplin war der Triumph überraschender und deshalb seien die Emotionen noch überwältigender gewesen. Aber Odermatt betont: «Heute mit Loïc auf dem Podest zu stehen, ist ebenfalls unglaublich.»
Sie hätten sicherlich davon geträumt, aber einen solchen Triumph zu realisieren, damit habe man natürlich nicht rechnen können. Der Weg zum grossen Triumph war für Odermatt nicht leicht: «Die Piste war schwer und lang, die Saison ist es auch. Die Temperaturen waren hoch.» Es sei eine schwierige Aufgabe gewesen und er habe sich vor dem Start des zweiten Durchgangs nicht nur gut gefühlt. Odermatt ist sich sicher: «Der Kampfgeist war heute entscheidend. Und die Fehler von Marco Schwarz hat es auch noch gebraucht.»
Tatsächlich war der Österreicher auf dem Weg zu Gold, doch zwei Fehler im Schlussteil warfen den zum bärenstarken Allrounder gereiften Techniker noch auf den Bronzeplatz zurück. Hadern mochte Schwarz damit nicht:
Seine Fehler erklärte Schwarz mit der schlechten Sicht im Schatten. «Es war brutal finster. Ich kam in die Rücklage, konnte die Schläge nicht abfedern und habe den Speed verloren», sagte der 27-Jährige.
Dass mit Loïc Meillard auf Silber gleich ein Schweizer Doppelsieg gefeiert werden konnte, war alles andere als selbstverständlich. Zumal die Vorbereitung des Westschweizers auf das Rennen nicht optimal verlief. «Ich war drei Tage im Bett mit Fieber und Husten. Zudem habe ich Schmerzen am Fuss nach einem Malheur im Training», verriet Meillard gegenüber dem Schweizer Fernsehen.
Umso glücklicher sei er, dass es heute trotzdem geklappt habe mit der Medaille, freute sich der 26-Jährige. «Ich bin es wirklich am Geniessen.» Auch Trainer Matteo Joris strahlte übers ganze Gesicht und hatte Tränen in den Augen: «Der 2. Lauf war brutal. Sie haben Charakter gezeigt, es war sehr gut. Ich habe gesagt, wir sind die Jäger.»
Gewürdigt wurde Sieger Marco Odermatt auch von seinem Vorgänger Carlo Janka. Der Bündner gewann 2009 als letzter Schweizer Gold im Riesenslalom – in Val d'Isère, also ebenfalls in Frankreich. Janka sagte: «Bei Odermatt wissen alle, wie gut er ist. Er hat den Vorteil, dass Marco Schwarz ihn aus dem Starthaus gehen sieht und weiss, dass er eine starke Fahrt braucht, um ihn zu schlagen. Ich hatte das Gefühl, dass Schwarz nervös sein wird, und allenfalls noch Fehler begeht.»
Und jetzt die grosse Party? Das ist nicht einmal so klar. Für Meillard steht am Sonntag noch der Slalom an. Und Gino Caviezel, der heute auf Rang 9 fuhr, verriet: «Es gibt ein Problem im Hotel. Ein Teil des Staffs musste bereits auschecken, weil es zu wenig Platz hat. Aber da finden wir sicher noch eine Lösung und werden dann mit ‹Odi› und Loïc anstossen.»