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Lara Gut-Behrami über den Kugel-Kampf und den möglichen Rücktritt

epa10520577 Lara Gut-Behrami of Switzerland in action during the Women's Downhill training session at the FIS Alpine Skiing World Cup finals in the skiing resort of El Tarter, Andorra, 13 March 2 ...
Lara Gut-Behrami im Abfahrtstraining in Andorra.Bild: keystone

«Möchte lieber nicht darüber reden» – Gut-Behrami und der Kampf um die Kristallkugel

Beim Weltcup-Final in Andorra hat Lara Gut-Behrami die Chance auf den Sieg in der Super-G-Wertung. Am Donnerstag fällt die Entscheidung. Wie fühlt sich die Tessinerin in der letzten Woche der Saison?
14.03.2023, 16:0714.03.2023, 16:07
Claudio Zanini, El Tarter / ch media
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Es gibt leichtere Aufgaben für Medienschaffende, als mit Lara Gut-Behrami in ein Gespräch zu kommen. Umso schwieriger wird es, wenn die Ergebnisse nicht grossartig sind. Als die Hundertstel an der WM in Méribel nicht auf ihrer Seite waren und sie die Medaillen in Super-G und Riesenslalom knapp verpasste, wollte sie im Anschluss nicht darüber sprechen. Tage später erklärte sie sich dann ­ausführlich via Videocall. Lieber wolle sie nichts sagen nach den Rennen als irgendeinen Quatsch, so die Kernaussage.

In Andorra, wo die Weltcup-Saison in dieser Woche ein Ende findet, schien es so, als würde Gut-Behrami auch im Vorfeld der Rennen nicht reden wollen. Vor dem ersten Abfahrtstraining am Montag meldete der Medienbetreuer von Swiss-Ski, dass er nicht garantieren könne, ob sich die Tessinerin Zeit für Interviews nehme. Dann startete sie mit Nummer 14, verpasste ein Tor und klassierte sich auf Platz 12. Im Zielraum hatte sie es aber doch nicht so eilig, wie befürchtet. Gut-Behrami redete. Und sagte unter anderem: «Es war alles andere als einfach.»

Die spezielle Beziehung zu Andorra

Die Bedingungen beim Weltcup-Final in Andorra sind ausgesprochen frühlingshaft. Am Montag stiegen die Temperaturen in El Tarter, wo die Speed­rennen stattfinden, auf milde 18 Grad. Die Abfahrtsstrecke, eine Piste mit vielen Gleitpassagen, wurde mit Salz behandelt und somit zur erwartet schmierigen Unterlage. «Ich kann mich nicht erinnern, jemals auf einer mit Salz behandelten Piste eine Abfahrt gehabt zu haben», sagte Gut-Behrami danach. «Aber es war wichtig, dass wir überhaupt ein Training hatten», fügte sie hinzu.

La skieuse suisse Lara Gut-Behrami, pose lors d'une conference de presse de Swiss-ski sur les courses de la coupe du monde de ski alpin le jeudi 23 fevrier 2023 a Crans-Montana. (KEYSTONE/Jean-Ch ...
Energie ist noch vorhanden - auch in der letzten Woche der Saison. Gut-Behrami bei einem Medientermin in Crans-Montana.Bild: keystone

Gut-Behrami wird Ende April 32 Jahre alt. In ihrer Karriere hat sie 340 Weltcup-Rennen angehäuft. Mit beinahe jeder Skistation verbindet sie mittlerweile eine Geschichte. Als sie in der Saison 2007/08 noch zwischen Europacup und Weltcup tingelte, gewann sie in Soldeu, da wo die technischen Disziplinen beim Final stattfinden, ihren ersten Europacup-Riesenslalom.

Zur Strecke von Soldeu sagte sie: «Es ist einer der schönsten und schwierigsten Riesenslalom-Hänge überhaupt. Toll wäre, wenn wir dieses Rennen regelmässiger hätten.» Letztmals schaffte es Andorra 2019 in den Weltcupkalender. Aktuell gibt es eine Bewerbung für die WM 2029.

Gut-Behrami kam am Sonntag in Andorra an. Der Abstecher zuvor ins schwedische Are verlief etwas enttäuschend. Nach wenigen Sekunden war der erste Lauf des Riesen­slaloms bereits wieder vorbei für sie, weil sie ein Tor verpasste. Eigentlich wäre der Riesenslalom im laufenden Winter ihre beste Disziplin. Im ersten Rennen der Saison siegte sie, drei weitere Podestplätze kamen hinzu. Wahrscheinlich hätten mehr Glück und eine weniger überragende Mikaela Shiffrin bereits gereicht, um im Kampf um die kleine Kristallkugel noch eingreifen zu können. Doch ­vielleicht sind solche Überlegungen auch unsinnig, oder eben Quatsch.

Nicht nur theoretische Chancen auf eine Kugel hat sie hingegen noch im Super-G. Es ist die einzige Entscheidung bei den Frauen, die noch nicht gefallen ist. Die Italienierin Elena Curtoni (332 Punkte) liegt ein Rennen vor Schluss 19 Punkte vor Gut-Behrami (313 Punkte). Die Konstellation verspricht Spannung, die ersten fünf Fahrerinnen liegen innerhalb von 44 Punkten.

In zwei Jahren soll endgültig Schluss sein

Am Donnerstag steht der letzte Super-G der Saison auf dem Programm. Auf die Ausgangs­lage angesprochen, machte Gut-Behrami reflexartig einen Schritt zurück im Zielraum. Dann sagte sie, kaum mehr hörbar: «Ich hätte sicher nichts dagegen. Aber ich will nicht über den Super-G reden.»

Third placed Switzerland's Lara Gut Behrami celebrates after an alpine ski, women's World Cup Super G race in Kvitfjell, Norway, Friday, March 3, 2023. (AP Photo/Marco Trovati)
Im Super-G von Kvitfjell stand Gut-Behrami zuletzt auf dem Podest.Bild: keystone

Das Wetter könnte ebenfalls noch Einfluss nehmen in dieser Woche. Nebst den warmen Temperaturen ist für Dienstag Regen vorausgesagt. Das zweite Training dürfte auf der Kippe stehen. Nebst der sulzigen Unterlage machten den Athletinnen aber auch starke Windböen zu schaffen. An Gut-Behrami soll es zumindest nicht liegen. Energie sei trotz der langen Saison immer noch vorhanden, sagte sie. «In Kvitfjell hatte ich zuletzt etwas Mühe. Aber jetzt geht es schon viel besser.»

Wie lange ihr Körper den Belastungen noch standhält, scheint offen. Vor der Saison, als die Reisestrapazen des Weltcups noch nicht spürbar waren, sagte sie, sie könne sich vorstellen, bei den Winterspielen 2026 in Mailand und Cortina an den Start zu gehen. Mitte Saison buchstabierte sie wieder zurück und meinte, 2026 käme nicht mehr in Frage. Kürzlich sprach sie von zwei Jahren, die sie ­gerne noch machen würde. Also bis zur nächsten WM, 2025 in Saalbach-Hinterglemm. «Dann glaube ich, dass es vorbei ist», sagte sie.

Die Fragen im Zielraum dürfte sie nicht vermissen. (aargauerzeitung.ch)

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3 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Thor Mjölnir
14.03.2023 19:08registriert August 2022
Wenn man die meist stupiden Fragen nach dem ersten Lauf hört, verstehe ich, dass Lara keine Lust auf Aussagen hat.
"Was nehmen sie sich vor im zweiten Lauf, greifen sie an?"
Bei so einer Frage würde ich antworten, dass ich nur Abrutschen wolle.
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Howard271
14.03.2023 19:35registriert Oktober 2014
Nach den früheren Medienberichten über sie - vor allem in Boulevardzeitungen - verstehe ich ihre Zurückhaltung voll und ganz.
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