Er galt als grösster Herausforderer von Marco Odermatt. Doch aktuell fragt sich Marco Schwarz einzig, wann es für ihn überhaupt weitergehen kann. Schwarz hatte sich im vergangenen Winter einen Kreuzbandriss im rechten Knie zugezogen. Und als sich der 29-jährige Österreicher vor einigen Wochen endlich bereit fühlte, wieder voll ins Schneetraining einzusteigen, verspürte er plötzlich ein Taubheitsgefühl in den Beinen und seine Zehen begannen zu kribbeln. Die Diagnose: Bandscheibenvorfall.
Die Operation ist gut verlaufen. Trotzdem sagt Schwarz: «Eine Rückkehr ist weit weg. Wenn alles gut läuft, will ich Ende Oktober auf den Schnee. Aber wir müssen uns klar sein: Mit Rennfahren wird das nichts zu tun haben.»
Damit ist klar: Schwarz wird Marco Odermatt auch in diesem Winter im Gesamtweltcup nicht herausfordern können. Er will zwar im Verlauf der Saison sein Comeback geben. Er sagt aber auch: «Wenn man mit Odi mithalten will, muss man in drei Disziplinen um den Sieg fahren können und in der vierten um das Podest.» Und das einen ganzen Winter lang. Zur Erinnerung: Odermatt fährt nur drei Disziplinen. Trotzdem, glaubt Schwarz, brauchen alle anderen vier, um mit ihm mithalten zu können.
Man kann Marco Odermatt keinen Vorwurf machen. Er fährt einfach so, wie er es kann. Das ist allerdings so bestechend gut, dass ihm keiner folgen kann. Und wenn es doch einer versucht, muss er dafür ans absolute Limit gehen – oder darüber hinaus. In der vergangenen Saison hat sich auch Aleksander Kilde schwer verletzt. Der Norweger galt als zweiter grosser Herausforderer von Odermatt. Zuletzt hat sich Kildes Schulter nach einer Operation entzündet. Der Zeitpunkt seiner Rückkehr ist ebenfalls offen.
Odermatt trifft an den Unfällen keine Schuld. Im Skisport fährt jeder für sich. Aber zumindest einen Zusammenhang könnte es durchaus geben. Schwarz sagt: «Wenn man um das grosse Ganze fahren will, ist das Niveau, das es dafür braucht, natürlich auch von der Konkurrenz vorgegeben.»
Der Österreicher versuchte Odermatts Überlegenheit im vergangenen Winter mit einem Mammutprogramm entgegenzutreten. Bis zu seiner Verletzung bestritt der Kärntner jedes Rennen und lag zum Zeitpunkt seines Unfalls im Gesamtweltcup tatsächlich in Führung. Doch dafür bezahlte er womöglich einen hohen Preis. Schwarz sagt: «Natürlich überlege ich, ob ich alles richtig gemacht habe. Vielleicht hätte es mehr Zeit für Regeneration gebraucht. Und vielleicht ist das mit ein Grund für alles, was folgte.» Auch den Bandscheibenvorfall bezieht er darin mit ein.
Den Traum vom Leben als Allrounder will Schwarz allerdings nicht aufgeben. «Irgendwann ist es das Ziel, wieder alle Disziplinen zu bestreiten. Vorerst braucht es allerdings Geduld und nach meiner Rückkehr eine gute Dosierung.» Wenn man ihm so zuhört, klingt das ein wenig nach einer Kapitulation vor Marco Odermatt. Und man fragt sich: Wer soll den Schweizer im kommenden Winter überhaupt herausfordern? (aargauerzeitung.ch)