Bei Halbzeit des WM-Finals ist Kyren Wilson auf dem Weg zu seinem ersten Titel. Der Engländer führt gegen den Waliser Jak Jones mit 11:6. Weltmeister wird, wer zuerst 18 Frames gewonnen hat.
Im Extremfall ist der Final schon nach der Nachmittags-Session (ab 13.35 Uhr) entschieden. Sollte Jones dort aber mindestens zwei Frames gewinnen, geht es am Abend (ab 19.45 Uhr) um die Wurst.
Ob nun noch für eine oder für zwei Sessions, sicher ist: Im Crucible Theatre im englischen Sheffield hat Rolf Kalb heute seinen letzten Arbeitstag. Der TV-Kommentator geht nach rund 35 Jahren bei Eurosport in Rente. «Für mich ist es der richtige Zeitpunkt», betonte der 64-jährige Deutsche.
Selbst Snooker-Fans dürften sich darüber im Klaren sein, dass es sich dabei um eine Randsportart handelt. Würde Eurosport nicht sehr viele Turniere und damit sehr viele, lange Spiele übertragen: Snooker würde tief in einer Nische stecken.
Dass aber immer wieder auch Nicht-Snooker-Fans am Bildschirm hängen bleiben, wenn der Präzisionssport gezeigt wird, liegt wohl zu einem guten Teil an Kalb. Er versteht es, den Zuschauer mitzunehmen. Er erklärt, was gerade passiert. Er ordnet ein und geht aus sich heraus, wenn einem Spieler etwas Brillantes gelingt.
Wobei das bei Rolf Kalb nicht klingt, wie wenn Sascha Ruefer ein entscheidendes Nati-Tor kommentiert. Kalb mit seiner sonoren Stimme passt sich dem Gentleman-Sport an und damit bestens zur Szene. Unaufgeregt beschreibt er Frame für Frame, wie ein Ball nach dem anderen in der Tasche verschwindet. Gerade damit hebt er sich und diese Sportart wohltuend vom hektischen Alltag ab. Eine Snooker-Übertragung ist Slow-TV und damit ein Gegenentwurf zu TikTok, Instagram und Co.
Für Kalb war sein Job «der beste, den ich mir vorstellen kann». Dass er es zum Kult-Kommentator brachte, hätte er nicht im Traum gedacht, sagte er dieser Tage dem «Deutschlandfunk»: «Sowas können Sie auch nicht bewusst anstreben, sowas ergibt sich, sowas erarbeitet man sich.» Der Präsident des Weltverbands WPBSA, Jason Ferguson, liess ausrichten, man sei Kalb zu grossem Dank verpflichtet. Er habe mit seiner Leidenschaft dabei geholfen, dass Snooker auf dem Kontinent als Sport gewachsen sei.
Nun zieht der ausgebildete Mathematiker einen Schlussstrich, weil es eben auch ein Leben neben der Arbeit gebe. «Der Snooker-Kalender hat in den vergangenen Jahren mein ganzes Leben dominiert. Familienfeiern, Treffen mit Freunden, Konzertbesuche oder Ähnliches? ‹Rolf hat Snooker›, hiess es da nur allzu oft. Das klang beinahe schon wie eine ansteckende Krankheit.» Er freue sich auf eine neue Phase in seinem Leben.
Den Sport, den er als «Stimme des Snookers» im deutschsprachigen Raum mitgeprägt hat, wird Rolf Kalb natürlich weiter verfolgen. Besuche bei der WM im Crucible Theatre sind eingeplant. Aber dann nicht mehr als Kommentator, sondern als Zuschauer.
Dank dir rolf für die vielen unzähligen stunden. Die maximum breaks, die skandälchen....ich werde dich vermissen und in guter erinnerung behalten 🤗🙏