Am Samstagabend zeigte Girona alles, was die Katalanen in dieser Saison ausmacht: mutigen Fussball, schöne Tore, Effizienz und Moral. Trotz zweimaligen Rückstands und weniger Chancen als der grosse FC Barcelona gewann Girona am Ende 4:2. Heraus stach dabei der zweite Treffer von Portu, der in der 74. Minute für den Endstand sorgte.
Nach Abpfiff freuten sich das Team von Trainer Michel sowie ein Grossteil der gut 14'000 Fans im Stadion über die erstmalige Qualifikation für die Champions League. Noch nie hat Girona zuvor überhaupt am Europacup teilgenommen. Und obwohl das Überraschungsteam die Saison in der Primera Division mindestens auf dem 4. Platz beenden wird, könnte der Traum von der Königsklasse noch immer platzen.
We have made history, gironins!
— Girona FC (@GironaFC_Engl) May 4, 2024
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Denn Girona gehört zu der City Football Group. Diese ist zu einem grossen Teil im Besitz von Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan, der auch Manchester City vorsteht. Zwei Klubs mit demselben Besitzer dürfen laut der Regularien der UEFA jedoch nicht am selben Wettbewerb teilnehmen. Somit dürfte Girona nicht an der Champions League teilnehmen.
Denn die Regel besagt, dass der Klub, der in seiner Liga den besseren Rang belegt, Vorrang geniesst. Da Manchester City ziemlich sicher mindestens Zweiter wird und in der Liga mit dem besseren UEFA-Koeffizienten spielt, würde Girona in diesem Fall den Kürzeren ziehen.
Die Spanier könnten sich jedoch darauf berufen, dass sie sich nicht unter der Kontrolle der City Football Group befinden. Die knappe Mehrheit der Anteile liegen nämlich bei Pere Guardiola, Bruder von Trainer Pep, und seiner Girona Football Group.
Dennoch dürfte die UEFA in den nächsten Wochen eine Untersuchung einleiten, wie unter anderem die englische Zeitung «i» berichtet. Eine fixe Regelung zu Vereinen unter einer sogenannten «Multi-Club-Ownership», die immer populärer wird, ist geplant, aber noch nicht gefunden. Deshalb entscheidet die UEFA noch im Einzelfall. Kommt der Verband zum Schluss, dass ein Interessenkonflikt besteht, könnten die City-Besitzer gezwungen sein, ihre Anteile an Girona zu verkaufen.
In der Vergangenheit wurde jedoch noch keinem Klub aus diesem Grund die Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb verweigert. Selbst bei den beiden Red-Bull-Klubs aus Salzburg und Leipzig, die 2018/19 gar in dieselbe Gruppe der Europa League gelost wurden, empfand die UEFA, dass die «operativen Strukturen» ausreichend voneinander getrennt waren.
Jedoch ist nicht gesichert, dass der europäische Fussballverband auch im Falle von Manchester City und Girona so entscheidet. Lässt die Partnerschaft mit den Sky Blues den eigentlich erfüllten Champions-League-Traum doch noch platzen, wäre der Ärger bei den katalanischen Fans wohl riesig. Verdient hätte das Team, das auch dank Liga-Toptorschützen Artem Dowbyk die zweitbeste Offensive der spanischen Liga stellt, die Teilnahme an der Königsklasse allemal.