Das Frauen-Rennen, früher am Tag, wurde noch durchgepeitscht. Bei widrigen Bedingungen holte sich die Französin Cédrine Kerbaol in Varese auf verkürzter Strecke den Sieg. Fahrerinnen wie Grace Brown, die Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Zeitfahren, hatten vergeblich versucht, mit den Rennkommissären über einen Abbruch des Rennens zu diskutieren.
Auch das Männer-Rennen von Tre Valli Varesine wurde wegen des anhaltenden, starken Regens modifiziert. Die Fahrer um Weltmeister Tadej Pogacar hätten rund 30 Kilometer weniger absolvieren müssen, als geplant war.
Doch letztlich fuhren sie noch weniger. Denn der Dauerregen sorgte für überschwemmte Strassen, das Wasser stand teilweise so hoch, dass es die Bremsscheiben erreichte. Das meldete Adam Hansen, der Präsident der Fahrergewerkschaft CPA. Fahrer hätten beschrieben, wie «Flüsse über die Strasse fliessen» und wie die Sicht besonders in Abfahrten fast nicht vorhanden war.
Weil das Wetter sich weiter verschlechterte, hätten die Fahrer angehalten und gemeinsam mit den Organisatoren den Entscheid getroffen, das Rennen abzubrechen. Der Sportdirektor von Lotto-Dstny sagte gegenüber der Zeitung «Het Laatste Nieuws», mancherorts habe es so viel Wasser gehabt, dass sich sogar die Kanaldeckel gehoben hätten.
«Wir versuchten es, aber in der Abfahrt auf der letzten Runde war ich an zweiter Position und konnte nicht sehen, wohin es ging», beschrieb Tadej Pogacar, der in diesem Jahr vor dem WM-Titel bereits den Giro d'Italia und die Tour de France gewonnen hatte.
«Alle wollten aufhören», betonte der Slowene. «Es war nur eine Frage der Zeit, bis es einen Unfall gegeben hätte.» Er kenne viele Kollegen im Feld, die in diesem Jahr schon bei einem Sturz eine Gehirnerschütterung erlitten hätten. «Es ist etwas, worauf wir mehr achten müssen.»
Natürlich verstehe er die Organisatoren, die gerne ein Rennen hätten nach all ihrer Arbeit im Vorfeld. «Ich konnte sehen, wie schwer es für den Chef der Organisation war, da waren Tränen in seinen Augen», sagte Pogacar. «Aber wenn man nicht fahren kann, kann man nicht fahren. Zum Glück waren wir alle vernünftig.»
Sauer war Klaas Lodewyck, der Sportdirektor der Mannschaft Soudal-Quickstep. Er erinnerte an den tödlichen Sturz der 18-jährigen Zürcherin Muriel Furrer im Juniorinnen-Rennen an der Rad-WM in Zürich. «Die Organisation wollte eine weitere Runde fahren, weil dann das Wetter besser werden sollte, aber das gefiel den Fahrern nicht. Wenn ich weiss, dass jemand anderes bei der Weltmeisterschaft in der Schweiz ums Leben gekommen ist, kann ich das nicht wirklich verstehen.»
Some @GettySport images showing today's horrendous weather conditions at #TreValliVaresine. ☔️ pic.twitter.com/4o9riCBAnM
— Domestique (@Domestique___) October 8, 2024
Mehrere Fahrer, darunter der Kanadier Michael Woods, waren aufgrund der garstigen Bedingungen gar nicht erst angetreten. Sie schonten sich für das letzte Highlight des Jahres. Am Samstag findet die 118. Austragung der Lombardei-Rundfahrt statt – bei mutmasslich besserem Wetter. (ram)