Es ist eine der grössten Rivalitäten im Fussball: jene zwischen den Glasgower Klubs Celtic und den Rangers. Weil sie weit über den Sport hinausgeht, eine politische und religiöse Komponente hat.
Die Fans von Celtic sind überwiegend katholisch und stammen vor allem ursprünglich aus der irischen Diaspora in der schottischen Stadt. Die Anhängerschaft der Rangers ist hingegen protestantisch, bis 1989 nahm der Klub keine Angehörigen anderer Konfessionen unter Vertrag. Entsprechend verhärtet sind die Fronten im Old Firm, wie das Derby genannt wird. Zumal jede und jeder in Glasgow entweder Fan der «Bhoys» oder der «Gers» ist. Nun gelang Celtic ein historischer Erfolg im Vergleich zum ewigen Rivalen.
Mit dem 5:0-Erfolg bei Dundee United krönte sich Celtic vier Runden vor Schluss zum 55. Mal zum Meister. Damit haben die Grün-Weissen die Rangers in Sachen Ligatitel eingeholt, womit diese nicht mehr alleiniger Rekordmeister sind – erstmals seit 95 Jahren.
Im Jahr 1930 schnappten sich die Rangers ihren 18. Titel und hängten Celtic in den Jahrzehnten danach ab. Bis 1964 wurden sie 34 Mal Meister, der Rivale stand damals bei 20 Titeln, startete aber ebenfalls einen Lauf. Dennoch gelang es Celtic nie, gleichzuziehen, da die Rangers immer wieder zum Serienmeister aufstiegen – bevor sich das Blatt in diesem Jahrtausend wendete.
Zwar gewannen die «Lightblues» noch 5 Meisterschaften – zuletzt in der Saison 2020/21 –, doch gingen die restlichen Titel alle an Celtic. Nun stehen beide bei 55 Meisterschaften, die drittmeisten Trophäen stehen in den Vitrinen von Aberdeen, den Hearts und Hibernian. Sie gewannen alle jeweils 4 Titel. Das letzte Mal, als nicht einer der beiden Glasgower Grossklubs Meister wurde, war 1985. Damals führte Trainerikone Alex Ferguson Aberdeen zum Titel.
«Es ist schwer in Worte zu fassen», sagte James Forrest nach dem Sieg in Dundee. Mit seinem 26. Titel mit Celtic, inklusive der beiden schottischen Cup-Wettbewerbe, ist er nun der erfolgreichste Spieler in der Geschichte des Klubs. «Es ist unglaublich, einen weiteren Titel mit Celtic zu gewinnen. Wenn man älter wird, schätzt man es mehr», berichtet Forrest, der Bobby Lennox ablöste.
Trainer Brendan Rodgers schwärmte nach dem neuerlichen Erfolg: «Ich war noch nie glücklicher. Ich werde zu 200 Prozent hier Trainer bleiben.» Für den früheren Liverpool-Coach war es bereits die vierte Meisterschaft, ausserdem gewann er dreimal den Cup und viermal den Ligacup. Die mitgereisten Fans hatten schon vor der Partie eine klare Nachricht an ihre Helden: «Geniesst die Früchte unserer Arbeit!» Ausserdem gedachten sie dem verstorbenen Papst Franziskus, der am heutigen Samstag beerdigt wurde, mit «Papa Francesco»-Rufen.
Nach dem historischen Titelgewinn in der Meisterschaft winkt Celtic eine weitere Trophäe. Am 24. Mai treffen die «Bhoys» im schottischen Cupfinal auf den FC Aberdeen. Es wäre der 43. Erfolg in diesem Wettbewerb, die Rangers können «nur» 34 vorweisen.