Sport
Velo

Italienischer Rad-Profi mit emotionalem Appell nach Muriel Furrers Tod

23-09-2024 World Championships U23 Cronometro 2024, Italia Raccagni Noviero, Andrea Zurigo PUBLICATIONxNOTxINxITAxFRAxNED
Andrea Raccagni nimmt bei der Sicherheit im Radsport auch die Fahrer in die Pflicht.Bild: IMAGO/Sirotti

Emotionaler Appell nach Tod von Muriel Furrer: «Ich fühle mich schuldig»

07.10.2024, 18:05
Mehr «Sport»

Der Tod von Muriel Furrer beschäftigt die Radsport-Welt auch eine Woche nach dem Ende der Weltmeisterschaft in Zürich weiter. Adam Hansen, der Vorsitzende der Fahrergewerkschaft, kritisierte die Organisatoren der WM für die lange Dauer, bis Furrer nach ihrem fatalen Sturz entdeckt wurde. Der 43-Jährige fordert den Weltverband UCI dazu auf, der Sicherheit künftig mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.

Einen ähnlichen Ton schlägt auch der junge italienische Radfahrer Andrea Raccagni an. Der 20-Jährige, der in Zürich beim Zeitfahren der Junioren auf Rang 13 fuhr, nahm nicht nur die Organisatoren, sondern auch die Fahrer in die Pflicht: «Es ist auch unsere Schuld», schrieb Raccagni in einem emotionalen Appell auf Instagram und forderte andere Athleten dazu auf, ihr Schweigen zu brechen.

Dass man an diesem Punkt angelangt sei, liege auch daran, dass die Fahrer nicht versuchen, die Dinge zu ändern, führte der Italiener aus. «Jeder Athlet riskierte sein Leben auf einer Abfahrt, die keinen Sinn machte – und jeder wusste es», schrieb Raccagni. Er wirft den Entscheidungsträgern vor, sich nicht um die Sicherheit der Fahrerinnen und Fahrern zu kümmern und den Fahrern, keinen Respekt vor dem eigenen Leben zu haben.

Raccagni entschuldigte sich bei Furrers Angehörigen dafür, nicht schon früher Bedenken an der Streckenführung geäussert zu haben. Und er richtete auch Worte direkt an die Verstorbene: «Wie jeder andere 18-Jährige hast du es verdient, dein Leben in vollen Zügen zu geniessen und es nicht auf diese Weise zu verlieren. Deswegen fühle ich mich schuldig.»

Das Ziel des Italieners ist es, dass sein Appell um die Welt geht. Es liege an den Fahrern selbst, denn man habe zuletzt gesehen, dass etwas nicht funktioniere. Darum fordert er seine Kollegen auf, das Schweigen zu brechen: «Wir müssen so laut wie möglich sein, um den Sport, den wir lieben, ein wenig sicherer zu machen», schreibt Raccagni.

Muriel Furrer war am Donnerstag, dem 26. September im WM-Strassenrennen der Juniorinnen in einem Waldstück in einer Abfahrt beim Weiler Schmalzgrueb in einer Linkskurve gestürzt. Der Sturz blieb lange unentdeckt, sodass die 18-Jährige erst zweieinhalb Stunden später per Helikopter ins Universitätsspital Zürich überführt wurde. Furrer verstarb am Tag darauf an den Folgen eines schweren Schädel-Hirn-Traumas. (abu)

Mehr zum Fall Muriel Furrer:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Themen
Todesfälle im Radsport
1 / 26
Todesfälle im Radsport
Velorennfahrer leben gefährlich – nicht nur im alltäglichen Strassenverkehr. Allein seit 2000 kamen 35 Profis bei Unfällen im Rennen ums Leben, zuletzt Nachwuchsfahrerin Muriel Furrer an der Rad-WM in Zürich. Eine Übersicht mit den bekanntesten Fällen.
quelle: ap/ap / christophe ena
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Vom Anzug in den Velo-Sattel: Patrick fuhr mit dem Fahrrad von Zürich nach Japan
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
38 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Nouvelle Mme P
07.10.2024 20:05registriert April 2024
Starke Worte von einem selber erst 20-jägrigen Fahrer. Beeindruckend!
711
Melden
Zum Kommentar
avatar
RuediRupf
07.10.2024 18:43registriert November 2023
Endlich spricht auch mal ein Fahrer den Punkt "er wirft den Fahrern vor, keinen Respekt vor dem eigenen Leben zu haben" an. Darüber durfte bis jetzt nicht gesprochen werden ohne gleich als pietätslos beschimpft zu werden.
717
Melden
Zum Kommentar
avatar
Luzi Fair
07.10.2024 20:53registriert Mai 2014
Die Sicherheitbedenken bei der Streckenführung sind das eine.
Aber dass ohne GPS Transponder und Funk gefahren wird, ist ein Witz🤷🏽‍♂️
474
Melden
Zum Kommentar
38
Indien dreht durch: Dommaraju Gukesh ist Schach-Weltmeister
Dommaraju Gukesh kürt sich zum Weltmeister im Schach. Gegen Ding Liren setzte sich der Inder mit 7,5:6,5 durch. Damit ist Gukesh der jüngste Schach-Weltmeister der Geschichte.

Dommaraju Gukesh hat sich mit 18 Jahren zum jüngsten Schach-Weltmeister der Geschichte gekürt. Gegen den chinesischen Titelverteidiger Ding Liren (32) gewann Gukesh am Donnerstag überraschend die 14. und entscheidende Partie in Singapur und entschied die WM mit 7,5:6,5 für sich. Die alte Bestmarke hatte der Russe Garri Kasparow gehalten, der 1985 mit 22 Jahren Weltmeister wurde. Gukesh ist nach Viswanathan Anand der zweite indische Schach-Weltmeister.

Zur Story