Mehrmals musste Gut-Behrami am Sonntag um ihren 2. Platz bangen – nicht weil ihr Konkurrentinnen gefährlich nahe kamen, sondern weil dichte Nebelbänke immer wieder Unterbrüche erzwangen und ein Rennabbruch aufgrund der pessimistischen Prognosen nicht ausgeschlossen schien. Letztlich war wegen einsetzender Dunkelheit bereits nach 41 von 48 Fahrerinnen Schluss, das Rennen wurde aber gewertet, so wie es dem ungeschriebenen Gesetz zufolge nach 30 gestarteten Athletinnen jeweils üblich ist.
«Es war kein einfacher Tag. Solche Unterbrüche sind für alle schwierig, für die Athleten und auch für die FIS, denn über allem muss die Sicherheit stehen», sagte Gut-Behrami, die sich mit Startnummer 15 länger als üblich hatte gedulden müssen bis zu ihrem Einsatz. Sie habe gesund ins Ziel kommen und auch schnell sein wollen, das sei ihr gelungen, so die Rennfahrerin der Stunde, die weiter auf bestem Weg zu drei kleinen und einer grossen Kristallkugel ist.
Federica Brignone, die Dritte in der Disziplinenwertung und neu Zweite im Gesamtweltcup, war an diesem zehrenden Sonntag trotz besonders dicken Nebelfetzen während ihrer Fahrt klar die Schnellste. Die nun 25-fache Weltcupsiegerin aus Mailand siegte 61 Hundertstel vor Gut-Behrami und 79 Hundertstel vor der Tschechin Ester Ledecka. Cornelia Hütter, Gut-Behramis erste Verfolgerin im Super-G-Weltcup, kam mit 1,27 Sekunden Rückstand nicht über Platz 7 hinaus.
Damit steht Gut-Behrami noch dichter vor dem zweiten Gewinn des Gesamtweltcups in ihrer Karriere nach 2016. Bei noch sechs ausstehenden Rennen beträgt das Polster auf die neue erste Verfolgerin Brignone 326 Punkte. Mikaela Shiffrin, die am kommenden Wochenende in den technischen Rennen in Are ihr Comeback geben will, liegt 385 Punkte zurück. Eine Marge, die Gut-Behrami auch ohne die bestechende Form der letzten Wochen und Monate kaum mehr aus der Hand geben wird. Die 32-Jährige gewann in diesem Winter nicht nur 8 der 24 Rennen, zu denen sie antrat. 15 beendete sie in den Top 3, 20 in den Top 6.
Auch der fünfte Disziplinensieg im Super-G nach 2014, 2016, 2021 und 2023 ist Gut-Behrami nur noch schwer zu nehmen. Die Schweizerin geht am 22. März in Saalbach mit beruhigenden 69 respektive 74 Punkten Reserve auf Hütter und Brignone ins letzte Rennen.
Die weiteren Schweizerinnen schafften es wie am Samstag, als Gut-Behrami vor Hütter und Mirjam Puchner triumphierte und Delia Durrer als 21. die beste Teamkollegin der achtfachen Saisonsiegerin war, nicht auf die vorderen Plätze. Einige von ihnen zeigten indes Aufwärtstendenz: Michelle Gisin wurde Vierzehnte, Jasmina Suter beendete das Rennen im 16., Delia Durrer im 20. und Priska Nufer im 23. Rang.
Jasmina Suter ist damit wie Gut-Behrami und Gisin sowie das verletzte Schweizer Trio Corinne Suter, Jasmine Flury und Joana Hählen für das Weltcup-Finale qualifiziert. Flury und Hählen könnten im Gegensatz zu Corinne Suter am 22. März wieder einsatzfähig sein. (sda)