Noch eine Wochen und dann startet im österreichischen Saalbach die Weltmeisterschaft der Skifahrer. Durch den Erfolg, welchen die Schweizer in dieser Saison feiern, haben die Eidgenossen in einzelnen Disziplinen mehr Fahrer, welche die Vorgaben erfüllten, als überhaupt Plätze zur Verfügung stehen.
Insgesamt darf Swiss-Ski 24 Fahrer nominieren, allerdings höchstens 14 Fahrer pro Geschlecht. Um die Vorgaben des Verbandes zu erfüllen, müssen die Athleten einmal in die Top-7 oder zweimal in die ersten 15 einer Disziplin fahren. In jedem Rennen können vier Fahrer pro Nation nominiert werden. Der Titelverteidiger ist automatisch qualifiziert. Damit können dank Marco Odermatt in der Abfahrt und im Riesenslalom der Herren jeweils fünf Schweizer an den Start gehen.
Vorgaben erfüllt: Marco Odermatt (als Titelverteidiger gesetzt), Justin Murisier, Franjo von Allmen, Stefan Rogentin, Alexis Monney, Marco Kohler, Lars Rösti.
Sieben Fahrer haben die Vorgaben in der Abfahrt erfüllt – was für ein starkes Resultat. Blicken wir kurz zwölf Jahre zurück: Damals erfüllte nur ein einziger(!) Fahrer die Vorgaben. Patrick Küng fuhr insgesamt dreimal in die ersten 15.
Umso schöner ist es jetzt natürlich, mit einer solchen Ausgangslage an die Weltmeisterschaft zu reisen. Nun ist die Frage, wer auf die Abfahrt in Saalbach verzichten muss. Odermatt ist als Titelverteidiger ohnehin gesetzt. Justin Murisier und Alexis Monney als Weltcupsieger in dieser Saison und Franjo von Allmen als dreimaliger Zweiter werden höchstwahrscheinlich auch einen Startplatz erhalten.
Somit bleibt noch ein Platz übrig. Sollten Lars Rösti, Stefan Rogentin oder Marco Kohler bei der Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen eine Fahrt auf das Treppchen gelingen, könnten sie das Ticket vielleicht bereits sichern. Am wahrscheinlichsten wird das Trio in Saalbach in den Trainings um den letzten freien Platz fahren.
Ausstehende Rennen bis zur WM: Garmisch-Partenkirchen (2. Februar 2025).
Vorgaben erfüllt: Marco Odermatt, Justin Murisier, Franjo von Allmen, Stefan Rogentin, Alexis Monney, Gino Caviezel (verletzt).
Auch in der zweiten Speed-Disziplin haben mehr Fahrer die Selektionskriterien erfüllt, als es Startplätze hat. Da an der letzten Weltmeisterschaft kein Schweizer die Goldmedaille gewann, haben die Eidgenossen vier Plätze zur Verfügung.
Schaut man nur auf die Podestplätze, ist die Sache klar. Odermatt, Rogentin, von Allmen und Monney fuhren alle mindestens einmal aufs Podium. Dadurch müsste Justin Murisier trotz Erfüllen der Vorgaben auf das Rennen verzichten.
Auch Gino Caviezel hätte die Vorgaben erfüllt, fällt aber nach seinem Sturz in Bormio für den Rest der Saison aus. Loic Meillard hat noch kein zählbares Super-G-Resultat in diesem Winter, schaffte es allerdings im letzten Jahr bei der WM-Hauptprobe in Saalbach auf Rang 2.
Ausstehendes Rennen bis zur WM: Keines.
Vorgaben erfüllt: Marco Odermatt (als Titelverteidiger gesetzt), Thomas Tumler, Luca Aerni, Loic Meillard, Gino Caviezel (verletzt).
Mögliche Kandidaten: Fadri Janutin, Livio Simonet.
In den technischen Disziplinen sieht die Ausgangslage ein wenig anders aus. Im Riesenslalom hat die Schweiz durch den Titel von Odermatt einen Platz mehr zur Verfügung, und durch die Verletzung von Gino Caviezel ist aktuell noch ein Platz frei.
Im letzten Riesenslalom vor dem Grossanlass kommen noch Fadri Janutin und Livio Simonet für den freien Platz infrage. Keiner der beiden fuhr in dieser Saison bisher in die ersten 15. Janutin weist allerdings bessere Ergebnisse auf als Simonet.
Ausstehendes Rennen bis zur WM: Schladming (28. Januar 2025).
Vorgaben erfüllt: Loic Meillard, Tanguy Nef, Daniel Yule.
Mögliche Kandidaten: Marc Rochat, Luca Aerni, Ramon Zenhäusern.
Das grösste «Sorgenkind» bei den Männern ist wie so oft der Slalom. Bisher haben mit Loic Meillard, Tanguy Nef und Daniel Yule erst drei Fahrer die Selektionskriterien erfüllt. Ihnen dürften die Plätze an der WM nicht mehr zu nehmen sein.
Die besten Karten auf den vierten Startplatz hat aktuell Marc Rochat. In Adelboden lieferte er mit Platz 10 die halbe Miete und er könnte in Kitzbühel oder Schladming mit einem weiteren Resultat in den ersten 15 die Vorgabe erfüllen.
Luca Aerni, welcher bereits im Riesenslalom gesetzt ist, und der kriselnde Ramon Zenhäusern könnten Rochat den Platz noch streitig machen. Dafür braucht es aber mindestens einen grossen Exploit.
Die Fahrer im Slalom sind automatisch auch Kandidaten für die Team-Kombination und den Mannschaftswettbewerb.
Ausstehende Rennen bis zur WM: Schladming (29. Januar 2025).
Vorgaben erfüllt: Jasmine Flury (gesetzt als Weltmeisterin), Lara Gut-Behrami, Malorie Blanc, Corinne Suter.
Mögliche Kandidatinnen: Michelle Gisin, Priska Ming-Nufer, Joana Hählen.
Bei den Frauen gibt es in der Abfahrt noch einen Platz zu vergeben. Lara Gut-Behrami, Malorie Blanc und Corinne Suter werden mit Sicherheit gesetzt sein.
Um den letzten Platz kämpfen noch Michelle Gisin, Joana Hählen und Priska Ming-Nufer. Vieles spricht dabei für Gisin, da sie in Beaver Creek nur knapp Platz 7 verpasste und auch bereits im Super-G gesetzt ist. Es ist möglich, dass erst nach den Trainings in Saalbach die definitive Entscheidung um den vierten Startplatz fällt.
Die amtierende Weltmeisterin Jasmine Flury hat aufgrund einer schweren Verletzung im letzten Februar in Crans-Montana VS keine Rennen mehr bestritten. Auf Instagram postet Flury regelmässig Beiträge ihrer Rückkehr, aber bis zur WM wird es ein Kampf gegen die Zeit.
Ausstehendes Rennen bis zur WM: Keines.
Vorgaben erfüllt: Lara Gut-Behrami, Michelle Gisin, Corinne Suter.
Mögliche Kandidatinnen: Malorie Blanc.
Im Super-G ist die Ausgangslage ziemlich deutlich. Gut-Behrami, Gisin und Suter haben die Kriterien erfüllt und auch Malorie Blanc hat schon einen Platz in den ersten 15 auf sicher. Da Blanc bereits in der Abfahrt gesetzt sein dürfte, hat die junge Walliserin die besten Chancen auf den letzten freien Platz.
Priska Ming-Nufer, Joana Hählen, Delia Durrer und Janine Schmitt verpassten in Garmisch einen Exploit, um Blanc den Startplatz im Super-G noch streitig zu machen.
Ausstehendes Rennen bis zur WM: Keines.
Vorgaben erfüllt: Lara Gut-Behrami, Camille Rast, Wendy Holdener.
Mögliche Kandidatinnen: Michelle Gisin, Melanie Meillard.
Im Riesenslalom ist noch ein Platz für die Weltmeisterschaft frei. Aller Voraussicht werden Michelle Gisin und Melanie Meillard diesen unter sich ausmachen. Beide Fahrerinnen lieferten in dieser Saison im Riesenslalom keine starken Resultate, aber erfüllen in anderen Disziplinen die Kriterien.
Bis zur Weltmeisterschaft werden keine Riesenslaloms mehr ausgetragen. Da das WM-Rennen erst auf die zweite Woche angesetzt ist, kann der Entscheid auch sehr kurzfristig gefällt werden.
Ausstehendes Rennen bis zur WM: Keines.
Vorgaben erfüllt: Camille Rast, Wendy Holdener, Melanie Meillard, Eliane Christen.
Mögliche Kandidatin: Aline Höpli.
Camille Rast, Wendy Holdener und Melanie Meillard wird der Platz an der Weltmeisterschaft nicht mehr zu nehmen sein. Auch für Eliane Christen, welche diese Saison bereits zweimal sensationell in die ersten 15 gefahren ist, sieht es gut aus.
Die einzige Fahrerin, welche Christen noch gefährlich werden könnte ist Aline Höpli. Im letzten Slalom vor der WM braucht sie noch einmal mindestens ein Ergebnis in der Top-15.
Ausstehendes Rennen bis zur WM: Courchevel (30. Januar 2025).
Die Selektionskriterien haben bisher zwölf Männer und acht Frauen erfüllt (exklusive Jasmine Flury). Damit hat Swiss-Ski vor allem bei den Frauen die Möglichkeit, noch mehr Fahrerinnen an den Grossanlass mitzunehmen. So könnte in der Team-Kombination oder beim Teamevent eine junge Fahrerin erste Erfahrungen an einer WM sammeln.
Auch bei den Männern können aller Voraussicht nach alle Fahrer nominiert werden, welche die Kriterien erfüllt haben, allerdings werden nicht alle an den Start gehen können.
Gespannt sein darf man auf die Nomination für die neuen Team-Kombi-Rennen sein. Natürlich hätte die Schweiz mit Odermatt und Meillard bei den Männern und mit Gut-Behrami und Camille Rast zwei absolute Traumduos in den eigenen Reihen. Aber es darf bezweifelt werden, dass die Topfahrer ein zusätzliches Rennen bestreiten werden.