Marc Hubertus
Wo selektiert dise Strecke und wo kann einer Fehler ausbügeln?
Sechs Super-G fanden im Weltcup in diesem Winter statt. Marco Odermatt gewann vier Rennen und stand als Zweiter bzw. Dritter auch bei den beiden anderen auf dem Podest. Kein Wunder, galt er vor dem WM-Super-G als Topfavorit. Der Titel war das Ziel, schon Silber und Bronze wären wohl eine Enttäuschung gewesen.
L'Eclipse heisst die Piste, auf der das Rennen stattfand. Auf deutsch: Sonnenfinsternis. Als Odermatt mit Startnummer 7 ins Ziel kam, durfte er noch strahlen. Bestzeit für den Nidwaldner, eine Schweizer Doppelführung gar, weil er den bis dahin Führenden Loic Meillard verdrängte.
Doch rasch verfinsterte sich Odermatts Miene und die gute Laune im Schweizer Lager. Jeder der drei nach ihm gestarteten Gegner setzte sich an die Spitze. Zuerst Kombinations-Weltmeister Alexis Pinturault, dann mit dem zweifachen Saisonsieger Aleksander Aamodt Kilde der andere Topfavorit und schliesslich war der Kanadier James Crawford noch einmal eine Hundertstelsekunde schneller.
«Ich habe noch keine Erklärung», sagte Marco Odermatt im SRF in einer ersten Reaktion. «Es war der kürzeste Super-G des ganzen Jahres, daher sind die Abstände knapp.» Seine Fahrt bezeichnete der 25-jährige Nidwaldner als «fehlerfrei, solide, gut».
Immerhin bleiben «Odi» in den französischen Alpen noch weitere Chancen, um bei der dritten Teilnahme an einer Weltmeisterschaft seine erste Medaille zu gewinnen. Auch in der Abfahrt (am Sonntag) und im Riesenslalom (am Donnerstag in einer Woche) zählt er zu den grossen Favoriten. Möglicherweise wird er ausserdem im Parallelrennen sowie im Team-Event antreten.
Im Riesenslalom wurde Marco Odermatt im vergangenen Jahr in Peking Olympiasieger. Diesen Titel hat er also ebenso bereits gewonnen, so wie er auch den Gesamtweltcup für sich entscheiden konnte. Bloss WM-Gold fehlt ihm noch für die «Triple Crown» des Skisports. Heute war noch nicht der Tag dazu. Aber eine Sonnenfinsternis bedeutet zum Glück nicht den Weltuntergang.