Der Vergleich liess natürlich nicht lange auf sich warten. Kaum war das Talent von Zrinka Ljutic erkannt, begannen sie in der Heimat zu träumen, dass es in Kroatien wieder eine Alpine geben wird, die in die (grossen) Fussstapfen von Janica Kostelic zu treten imstande ist.
Ljutic selber weiss den Vergleich mit ihrer hoch dekorierten Landsfrau, der vierfachen Olympiasiegerin, fünfmaligen Weltmeisterin und dreifachen Gesamtweltcup-Siegerin richtig einzuschätzen. Noch steht sie am Anfang ihrer Karriere, noch sieht sie sich längst nicht als komplette Rennfahrerin – und schon gar nicht auf der Höhe Kostelics.
Janica Kostelic hat Zrinka Ljutic selbstverständlich beigestanden auf dem Weg nach oben. Mittlerweile hat sich die einstige Dominatorin aber zurückgezogen, sie zieht das ruhige Familienleben als Mutter vor. Unterstützung erhält Ljutic dafür seit fünf Jahren von Janicas Bruder: Ivica Kostelic steht als Berater in regem Austausch mit seiner jungen Landsfrau. Wie der einstige Gesamtweltcup-Sieger spielt sie leidenschaftlich gerne Gitarre.
Am Donnerstag gab es die Vergleiche mit Kostelic wieder sehr oft. Verständlich, wenn Ljutic nun wie ihre Vorgängerin, die sich die Slalom-Kugel dreimal gesichert hatte, diese Auszeichnung in Empfang nehmen durfte. Der letzte Schritt war allerdings ein beschwerlicher. Zrinka Ljutic lag nach dem ersten Lauf lediglich auf Platz 12, in der Entscheidung konnte sie sich nur geringfügig auf Position 10 zu verbessern.
Die dafür gutgeschriebenen 26 Punkte genügten, um die Führung in der Disziplinen-Wertung über die Ziellinie zu retten. «Ich glaube, dass ich ein paar Tage brauche, um meinen Erfolg zu realisieren», sagte die 21-Jährige im SRF. Körperlich sei sie nicht müde gewesen, eher mental.
Camille Rast, die den finalen Slalom mit 41 Punkten Rückstand auf Ljutic in Angriff genommen hatte, kam nicht über Rang 14 hinaus. Die Saison war dennoch die beste ihrer Karriere. «Auf den Weltmeistertitel bin ich richtig stolz», sagte Rast im SRF-Interview. «Und wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich im letzten Rennen noch um die Kugel kämpfe, hätte ich das angenommen. Es passt so.»
Wendy Holdener, deren Chancen auf den Gewinn der kleinen Kugel nur theoretisch waren, verpasste auf Platz 4 einen weiteren Podestplatz um eine knappe halbe Sekunde. Zweitbeste Schweizerin war Mélanie Meillard, die ihre starken Leistungen in diesem Winter mit Platz 7 abrundete. «Ich bin voll zufrieden», betonte Meillard. «Es tut gut, wieder in die Top Ten zu fahren. Ich bin extrem zufrieden mit der Saison.»
Mikaela Shiffrin wäre selbstverständlich ebenfalls wieder um die Slalom-Kugel mitgefahren, hätte es die Zwangspause nach dem Sturz im Riesenslalom in Killington nicht gegeben. Vier Slaloms hatte sie wegen des schmerzhaften Malheurs verpasst.
Wäre sie bei vollem Pensum immer so aufgetreten wie in Sun Valley, wäre sie wohl nur schwer am neunten Gewinn der Slalom-Wertung zu hindern gewesen. Sieg Nummer 101 im Weltcup holte sie mit 1,13 Sekunden Vorsprung. (ram/sda)