Zwischen den Toren ist Marco Odermatt allein. Natürlich: Skisport ist ein Einzelsport. Aber ganz so einfach ist es nicht. Unvergessen sind die Bilder der teilrasierten Schweizer Abfahrer nach dem Grosserfolg an der WM in Saalbach. Da steckt viel Teamspirit in dieser Truppe von Einzelsportlern.
Allerdings reicht das Team weit über die gemeinsame Party hinaus. Für den Erfolg von Odermatt und Co. arbeiten zahlreiche Frauen und Männer. Menschen, die jeden Tag früh aufstehen und ihren Job erfüllen, damit am Ende einer von Swiss-Ski ganz zuoberst vom Podest winken kann. Wir zeigen, wer an einem Renntag im Riesenslalom alles für Odermatt arbeitet.
Er gilt als Schlüsselfigur auf Odermatts Weg auf den Olymp der Skifahrer. Helmut Krug leitet seit 2018 die Trainingsgruppe der Riesenslalom-Fahrer und hat aus der Sorgendisziplin eine Goldgrube gemacht. Der Tiroler bringt Schmäh ins Team. Gleichzeitig versteht der 61-Jährige, was es braucht, um Erfolg zu haben. Manchmal ist das auch Härte. Für Odermatt ist Helmut Krug eine wichtige Bezugsperson. In Sun Valley fehlt er allerdings, nachdem er sich einer Hüftoperation unterziehen musste.
Auch oben am Start steht an Riesenslalom-Tagen ein Österreicher für Marco Odermatt bereit. Sein Name: Johannes Hassler. Aus der Daten-Zentrale von Swiss-Ski erhält er laufend Live-Analysen und Daten zugespielt, die er bei Bedarf mit den Athleten teilt. Selbst das Fernsehsignal steht ihm etwas früher zur Verfügung. Was besonders dann von Vorteil ist, wenn ein Schweizer Fahrer mit einer frühen Nummer an den Start geht.
Der ehemalige Skiprofi – Renzo Valsecchi schaffte es bis in das C-Kader von Swiss-Ski, ehe er 2011 mit 22 Jahren zurücktrat – gehört ebenfalls zum fixen Trainerteam der Riesenslalom-Gruppe. Wie seine Kollegen flaggt er Trainingsläufe aus, schleppt Material und filmt die Fahrten der Athleten. Damit jede Fahrsekunde erfasst wird, stehen am Renntag zahlreiche Trainer im Einsatz, die auch von anderen Gruppen hinzugezogen werden. Für das perfekte Bild klettern die Trainer auch einmal auf einen Baum.
Was war das für eine Aufruhr, als vor einem Jahr im Rahmen des Weltcup-Finales bekannt wurde, dass Konditionstrainer Alejo Hervas von Lara Gut-Behrami zu Marco Odermatt wechselt. Er ersetzte Odermatts langjährigen Schleifer Kurt Kothbauer, der Swiss-Ski auf eigenen Wunsch verliess. Hervas kümmert sich nicht nur um die Fitness des Gesamtweltcupsiegers. An den Rennen gehört der 49-Jährige zudem auch zum Staff der Trainer.
Er gilt als Ruhepol im Team. Schon seit 2016 ist Chris Lödler der Servicemann an der Seite von Marco Odermatt. Oben am Start kümmert sich der Österreicher nicht nur um den letzten Schliff am Material. Er vermittelt mit seiner Art auch das Urvertrauen, dass es schon gut kommen wird. Mit dem 49-jährigen Wahlschweizer verbringt Odermatt im Winter aber auch Stunden im Auto. Die Anreise an die Weltcuporte nehmen sie oft als Fahrgemeinschaft in Angriff und plaudern dabei über Gott und die Welt. An Speedrennen wird Lödler zusätzlich von Ivo Zihlmann unterstützt.
Der Cheftrainer ist ein Organisationsgenie. Dank Tom Stauffer haben die Schweizer immer die besten Hotels, ideale Trainingspisten und müssen sich auch sonst um nichts sorgen. Allein der Transport des Materials ist eine logistische Meisterleistung. Besonders wenn es wie jetzt für das Weltcup-Finale in die USA geht. Stauffer gilt auch als Türöffner. Sein Netzwerk in der Skiwelt ist beeindruckend und macht vieles möglich.
Sie betreuen Marco Odermatt alternierend als Physiotherapeuten. Ihre Aufgabe besteht aber nicht nur aus der Lockerung der Muskulatur. Am Start versorgen sie die Athleten auch sonst, bringen zum Beispiel als Stabilisierung Tapes an. Oft sind René van Engelen, Ulrike Ettinger und Denise Lanziner aber auch für die Übermittlung der Funksprüche zuständig. Neben den Physios ist auch ein Teamarzt jeweils mit dabei.
Ihre Aufgaben gehen weit über die Medienarbeit hinaus. Zoé Chastan reicht den Athleten im Ziel ihre Trinkflaschen, trägt Rucksäcke oder Ski. Und sie sorgt dafür, dass Odermatt und Co. die Interviewwünsche der Medien erfüllen. Dafür ist sie ständig unterwegs, von Fernsehstation zu Fernsehstation, vom Radio zum Regional-TV und den Print-Journalisten.