Fünf Treffer im Liegendschiessen, fünf Treffer im Stehendschiessen: Lena Häcki-Gross zeigte am Schiessstand einen perfekten Wettkampf. Und im Schneetreiben auf der Lenzerheide zeigte die 29-jährige Obwaldnerin auf der 7,5 Kilometer langen Laufstrecke ebenfalls eine brillante Leistung.
Heraus kam ihr bestes Ergebnis der Saison und vor allem: um ein Haar der erste Schweizer Medaillengewinn an einer Biathlon-WM überhaupt. 1,4 Sekunden fehlten Häcki-Gross als Vierte auf die Bronzemedaille der Finnin Suvi Minkkinen.
Selbst Gold lag in Reichweite. Den Titel gewann Justine Braisaz-Bouchet, die Französin lag im Ziel 11,4 Sekunden vor der Schweizerin. Silber ging an Franziska Preuss, die Gesamtweltcupführende aus Deutschland.
Als Braisaz-Bouchet, die Massenstart-Olympiasiegerin 2022, noch auf der Loipe unterwegs war, meinte Häcki-Gross: «Wahrscheinlich wird es Rang 4 werden, mein bestes Resultat in dieser Saison. Aber natürlich ist es bitter, wenn man das Podium so knapp verpasst.»
Im Liegendschiessen war der Obwaldnerin, die im vergangenen Winter ihre ersten zwei Weltcupsiege feierte, eine Windböe zum Verhängnis geworden. Um ohne Fehlschuss zu bleiben, wartete Häcki-Gross ab, bis die Böe weg war.
«Ich merkte, wie der Wind an der Waffe zieht, und ich wollte wirklich fehlerfrei bleiben. Das ist mittlerweile eine Stärke von mir, dass ich in solchen Situationen abwarten kann.» Angesichts der Windböen sei es eine gute Entscheidung gewesen, mit dem Schuss zu warten, «aber ich liess halt viel Zeit liegen».
Abzuwarten sei völlig richtig gewesen, urteilte die Schweizer Cheftrainerin Sandra Flunger. «Der vierte Platz ist grossartig und die Leistung war hervorragend, aber das Glück war nicht auf unserer Seite.»
Das Ergebnis des Sprints dient als Startliste für den Verfolger am Sonntag (12.05 Uhr). Dieses Rennen visierte Lena Häcki-Gross schon in der ersten Enttäuschung über die knapp verpasste Medaille an. «Ich gebe nicht auf, ich bin eine Kämpferin. Für das Selbstvertrauen ist es extrem gut zu sehen, wie weit nach vorne es gehen kann.»
Bei den anderen Schweizerinnen ging wenig auf. Elisa Gasparin traf drei von zehn Scheiben nicht, Aita Gasparin vier und Amy Baserga gleich fünf. Alle büssten mehr als zwei Minuten auf die neue Weltmeisterin ein.