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Kriechmayr sauer auf Schweizer Ski-Funktionäre – «Mein traurigster Sieg»

Vincent Kriechmayr of Austria in action during the men's downhill race at the Alpine Skiing FIS Ski World Cup in Wengen, Switzerland, Saturday, January 15, 2022. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)
Vincent Kriechmayr unterwegs zum Lauberhorn-Sieg 2022.Bild: keystone

Kriechmayr sauer auf Schweizer Ski-Funktionäre – «das war mein traurigster Sieg»

Das nächste Kapitel in der ewigen Geschichte der Ski-Hassliebe zwischen der Schweiz und Österreich. Vincent Kriechmayr tritt nach seinem Lauberhorn-Erfolg im vergangenen Winter nach.
12.01.2023, 09:0212.01.2023, 12:19
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Vincent Kriechmayr vor Beat Feuz und Dominik Paris, Marco Odermatt als Vierter knapp neben dem Podest. Das war das Ergebnis der Lauberhorn-Abfahrt 2022 und es war eines mit einer brisanten Vorgeschichte. Im «Blick» erinnerte sich der Österreicher Kriechmayr nun an diesen Sieg und die grosse Debatte, die es um ihn gab.

Zur Erinnerung: Der Österreicher hatte die beiden offiziellen Trainings nach einem positiven Corona-Test verpasst. Er durfte dann trotzdem zum Rennen starten, weil der Weltverband ihm eine Ausnahmebewilligung erteilte. Es reiche, wenn Kriechmayr am Tag des Rennens eine Art Training mache, sagte FIS-Renndirektor Markus Waldner. Er solle einfach starten und dann gleich wieder abschwingen. Das zähle dann wie eine reguläre Trainingsfahrt, die Bedingung ist für einen Start im Rennen.

«Jeder andere wäre in meiner Situation auch gefahren, wenn er diese Erlaubnis erhalten hätte», kommentierte Kriechmayr.

«Das Glücksgefühl wurde mir genommen»

Es folgten in der verkürzten Abfahrt in Wengen Rang 12 – und tags darauf auf der Originalstrecke der Sieg. Aber es war ein Erfolg, über den sich Kriechmayr nur eingeschränkt freuen konnte, wie er nun bei der Rückkehr ins Berner Oberland sagte.

«Das war vermutlich mein traurigster Sieg», so der 31-jährige Kriechmayr im «Blick». «Das Glücksgefühl, das man nach einem solchen Erfolg im Normalfall hat, wurde mir an diesem Tag genommen, weil die Verantwortlichen vom Schweizer Ski-Verband richtig schlechte Stimmung gegen mich gemacht haben.»

Dass ausgerechnet ein Fahrer aus dem Land des Ski-Erzrivalen von einer Ausnahmeregelung profitierte und die einheimischen Asse schlug, kam nicht überall gleich gut an. Während Kriechmayrs Fahrt waren ebenso Buhrufe zu vernehmen wie bei der Siegerehrung.

Feuz fairer Verlierer

Marco Odermatt, der einen Podestplatz um zwei Hundertstel verpasste, sprach damals von einer «Grauzone» und dem «Worst-Case-Szenario», das mit dem Sieg des Österreichers eingetroffen sei. Mit diesem verhinderte er einen Triumph von Beat Feuz. Der zweitplatzierte Emmentaler hingegen meinte, Kriechmayrs Sieg habe für ihn «absolut keinen faulen Nachgeschmack».

epa09687121 Winner Vincent Kriechmayr (C) of Austria, second placed Beat Feuz (L) of Switzerland and third placed Dominik Paris (R) of Italy celebrate on the podium for the Men's Downhill race at ...
Feuz, Kriechmayr und Paris – das Podest im vergangenen Winter (von links).Bild: keystone

Für Kriechmayr, den amtierenden Abfahrts- und Super-G-Weltmeister, hatte ohnehin alles seine Ordnung. «Gemäss meinen Informationen hat bei der offiziellen Mannschaftsführersitzung kein Schweizer Funktionär protestiert, als ich diese Sondererlaubnis von der Rennleitung der FIS erhalten habe.»

Erinnerungen an «echte» Skandale

Auch nach seinem 12. Rang in der verkürzten Abfahrt habe niemand etwas einzuwenden gehabt. «Aber mein Sieg in der Originalabfahrt wurde dann als einer der grössten Skandale der Ski-Geschichte bezeichnet. Das hat mir richtig wehgetan.»

Für ihn sei ein «Skandal» etwas von anderer Kragenweite. Kriechmayr erinnerte an zwei schwere Unfälle. 2001 war der Bündner Silvano Beltrametti in Val d'Isère gestürzt, seither ist er an den Rollstuhl gefesselt, weil ihn das Fangnetz nicht aufgehalten hatte. «Zwanzig Jahre später ist meine Landsfrau Nicole Schmidhofer am selben Standort wieder im Wald gelandet. Dass solche traurigen Vorfälle mit meinem Sieg gleichgesetzt wurden, finde ich richtig schlimm und unfair.» (ram)

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quelle: keystone / jean-christophe bott
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35 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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kaderschaufel
12.01.2023 09:55registriert Juni 2015
Ich bin schon der Meinung, dass er nicht hätte starten dürfen. Dass man Trainings absolvieren muss, ist doch auch eine Frage der Sicherheit. Aber dem Kriechmayr kann man dafür keinen Vorwurf machen, wie er sagt, jeder andere wäre an seiner Stelle auch gefahren. Es ist die FIS, die dumm war.
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Chueflade
12.01.2023 09:18registriert September 2021
Mich hat damals beeindruckt, dass er ohne komplette Trainingsfahrt den Sieg geholt hat. Wenn er die Starterlaubnis erhielt, wieso hätte er also nicht Starten sollen?
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Nightwitch
12.01.2023 10:05registriert August 2020
Im Regelwerk steht, dass man einen Trainingslauf absolvieren muss. Nun stellt sich mir die Frage: Muss der Trainingslauf komplett erfolgen - also von oben bis unten - oder reichen 5m? Und wie sieht es mit der Sicherheit aus? Was wäre passiert, wenn Kriechmayr beim Rennen schwer gestürzt wäre?
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