Sie gehörte auch in dieser Saison von Beginn weg zu den Besten in den technischen Disziplinen. Nur: Die Allerbeste war Petra Vlhova im laufenden Winter bisher nicht. Vier Podestplätze im Slalom, drei im Riesenslalom – der Sieg fehlte noch.
In Flachau, wo sie schon vor vier und drei Jahren gewonnen hatte, klappte es nun endlich mit dem ersten Vollerfolg in einem Weltcup-Slalom als Olympiasiegerin. Unter Scheinwerfern kehrte Vlhova zurück ins Rampenlicht. Nach dem Triumph in Yanqing bei den Spielen in Peking war sie auch in der Schlussphase des letzten Winters im Stangenwald dreimal ohne Sieg geblieben.
Neun Weltcup-Slaloms in Folge ohne ersten Platz - das war der Slowakin zuvor erst einmal passiert, seit ihrem Aufstieg in den Kreis der Besten in dieser Sparte. In der Saison 16/17 musste sie sich bis zum neunten und letzten Slalom gedulden, bis zum Finale in Aspen in Colorado.
Die Olympischen Spiele im vergangenen Februar standen bis am Dienstagabend nicht nur für Vlhovas letzten Slalom-Sieg. Sie standen auch am Ursprung einer schwierigen Phase. Vlhova fiel in ein mentales Loch. Sie hatte mit Motivationsproblemen zu kämpfen. Auf den Gewinn der wichtigsten Goldmedaille, mit der sie ihr Palmares nach dem Sieg im Gesamtweltcup im Winter zuvor und dem WM-Titel im Riesenslalom vor vier Jahren komplettierte, folgte die grosse Leere. Sie hatte all ihre Ziele erreicht, von denen sie schon als kleines Kind geträumt hatte. Vlhova fehlten die sportlichen Perspektiven. Sie begann, über den Rücktritt zu sinnieren.
Vlhova entschied sich anders, für den Verbleib im Spitzensport. Wie sehr ihr Trainer Mauro Pini ihren Entschluss zum Weitermachen steuern konnte, bleibe dahingestellt. Der Einfluss des Tessiners auf seine Athletin ist jedenfalls sicht- und spürbar. Seit Beginn der Zusammenarbeit mit Pini, der auf die vorletzte Saison hin die Nachfolge von Livio Magoni angetreten hat, hat sich Vlhova (auch) als Mensch verändert. Unter dem Diktat des als harter Hund verschrienen Italieners gab es nur zwei Blickwinkel, den auf das Training und den auf den Wettkampf.
Mit Pini an der Seite bröckelte Vlhovas ausnahmslose Fokussierung auf ihren Beruf als Skirennfahrerin. Sie begann die Werte abseits des Wettkampfs zu schätzen. Sie streifte ihre Verbissenheit ab, sie wirkt nahbarer, herzlicher, emotionaler. Der Spagat zwischen einem Leben auf und neben der Piste tut ihr gut. «Es ist eine Frage des Gleichgewichts», sagte Vlhova vor Saisonbeginn. «Das habe ich bis jetzt sehr gut hingekriegt.»
Sehr gut kriegte Vlhova auch ihre zwei Fahrten in Flachau hin. Ihren Weltcup-Sieg Nummer 27 errang sie mit 43 Hundertsteln Vorsprung auf Shiffrin, die damit die erste Möglichkeit verpasste, alleinige Rekordgewinnerin auf Frauen-Seite zu werden.
Holdener fuhr an einem weiteren Podestplatz in diesem Winter, ihrem vierten im Slalom, nur rangmässig knapp vorbei. Zu Position 3, die sich die Deutsche Lena Dürr sicherte, fehlten der Schwyzerin («Für die letzte Frechheit geht mir im Moment das Training ein wenig ab») in der Endabrechnung rund sieben Zehntel.
Vier weitere Schweizerinnen holten Weltcup-Punkte. Alle machten im zweiten Lauf Boden gut. Aline Danioth, die mit der Steigerung um 15 Positionen den grössten Sprung nach vorne tat, belegte Rang 13. Michelle Gisin und Elena Stoffel klassierten sich unmittelbar dahinter. Camille Rast folgte auf Platz 19. Mélanie Meillard, die sechste Finalistin von Swiss-Ski, schied aus.
(nih/sda)