Seit drei Jahren kursiert im Internet ein Gerücht: Die Partie zwischen Al Kharitiyath und Al Gharafa sei nur von einem einzigen Fan im Stadion verfolgt worden. Der Beweis soll dieses Video der Liveübertragung sein:
Das hört sich erstmal witzig an. Stimmen tut es nicht. Es ist allerdings kein Geheimnis, dass Fussball in Katar keine Fanmassen in die Stadien lockt. Hakan Yakin meinte nach seiner Rückkehr 2009 aus dem Wüstenstaat von Al Gharafa in die Schweiz – als er mit Luzern wegen Bauarbeiten der Swissporarena im Kleinstadion in Emmenbrücke spielen musste – im «Bund» dazu vielsagend: «Mir ist ein kleines, dafür volles Stadion lieber als ein grosses, in dem sich 600 oder 700 Zuschauer verlieren. Das habe ich in den vergangenen Monaten bei Al Gharafa zur Genüge erlebt.»
Al Gharafa scheint auch 2013 keine Zuschauer mobilisieren zu können. Beim Vorrundenspiel des QNB Cups wirkt das mit 25'000 Zuschauern grosse Ahmed bin Ali Stadium (auch als Al-Rayyan-Stadion bekannt) leer.
Wir haben zwar keine Zuschauerzahlen gefunden, aber immerhin lässt sich aufgrund der Videos der beiden Tore sehen, dass nicht nur eine Person im weiten Rund sass. Ich zähle im sichtbaren Bereich deren vier:
Was die Aufnahmen und der Geräuschpegel allerdings auch zeigen: Yakins genannte durchschnittlich 600 oder 700 Zuschauer dürften kaum erreicht worden sein, obwohl die Haupttribüne nie ganz zu sehen ist. Immerhin ging so wohl niemand in der 46. Minute schon ein Bier eine Cola ein Wasser holen, weil er fürchtete, dass sich vor den Verpflegungsständen lange Schlangen bilden würden. Er hätte diesen Treffer verpasst:
Und es ging wohl auch niemand früher nach Hause, weil er dem Stau nach der Partie ausweichen wollte. Er hätte dieses herrliche Schmankerl in der 59. Minute nicht geniessen können:
Fakt ist: Der QNB Cup, welcher den zwölf Teams der höchsten katarischen Liga mehr Ernstkämpfe besorgen sollte, wurde nach der Gründung 2009 nur bis 2014 ausgetragen. Mit ein Grund war wohl das nicht vorhandene Zuschauerinteresse. Vermissen wird den Cup niemand.
Übrigens: Das Al-Rayyan-Stadion diente auch an der WM 2022 als Austragungsstätte. Dafür wurde es allerdings vorrübergehend auf rund 45'000 Sitzplätze ausgebaut und mit einer gigantischen Leuchtfassade ummantelt. Zudem sorgte ein Dach dafür, dass alle Fans im Schatten die Spiele geniessen konnten.