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Warum in Japan 1200 Tonnen Fische verendeten

Video: watson/Michael Shepherd

1200 Tonnen tote Fische in Japan – wie es zum Unglück kam

19.12.2023, 18:4519.12.2023, 19:07
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Was ist passiert?

In der Hafenstadt Hakodate im Norden Japans spielten sich vor einer Woche unschöne Szenen ab. Millionen von toten Fischen wurden an den Strand gespült und bildeten einen fast undurchsichtigen Teppich. Die Szenen ereigneten sich am 7. Dezember und Behörden glauben, dass mehr als 1200 Tonnen tote Fische angespült wurden.

Sardines and mackerels are seen washed up on a beach in Hakodate, Hokkaido, northern Japan Thursday, Dec. 7, 2023. Thousands of tons of dead sardines have washed up on a beach in northern Japan for un ...
Angespülte Fische in Hakodate am 7. Dezember 2023.Bild: keystone

Bei den Fischen handelt es sich fast ausschliesslich um Makrelen und Sardinen. Beides sind Arten, die grosse Schwärme bilden und sich vorwiegend in küstennahen Gewässern aufhalten. Lokale Behörden raten vorerst vom Verzehr der Fische ab, da die genaue Ursache des Fischsterbens noch nicht abschliessend geklärt ist. Derweil häufen sich besonders auf sozialen Medien die Spekulationen.

Ein Schwarm von Sardinen im Pazifischen Ozean
Ein Schwarm von Sardinen im Pazifischen Ozean.Bild: Shutterstock

Hat das etwas mit Fukushima zu tun?

Im Internet grassiert die These, die Ursache des Fischsterbens sei auf die Freisetzung von Kühlwasser in Fukushima zurückzuführen. Auch das britische Newsportal Daily Mail veröffentlichte einen Artikel, der auf einen möglichen Zusammenhang hinweist.

Seit der Katastrophe vor zwölf Jahren werden die zerstörten Reaktoren nach wie vor mit Wasser gekühlt. Dieses kontaminierte Kühlwasser sammelte der Betreiberkonzern TEPCO bisher vor Ort in grossen Wassertanks. So haben sich über die Jahre über 1000 Tanks mit einer Wassermenge von über 500 olympischen Schwimmbecken angesammelt. Im August dieses Jahres gab TEPCO bekannt, dass sie aus Platzgründen anfangen werden, das Kühlwasser nach einer Aufbereitung schrittweise ins Meer zu leiten.

This aerial view shows the tanks which contain treated radioactive wastewater at the Fukushima Daiichi nuclear power plant in Fukushima, northern Japan, on Aug. 22, 2023. For the wrecked Fukushima Dai ...
Kühlwassertanks auf dem Gelände des Fukushima Daiichi Kraftwerks – August 2023.Bild: keystone

Durch die Filtration werden fast alle Schadstoffe aus dem Wasser entfernt, nicht aber das radioaktive Wasserstoffisotop Tritium. Dieses auch in natürlichem Meerwasser vorkommende Isotop lässt sich bisher mit keinem Verfahren herausfiltern, weshalb das Kühlwasser stattdessen verdünnt freigesetzt wurde.

Dadurch liegt die Konzentration laut der Atombehörde IAEA aber noch deutlich unter dem Grenzwert für Trinkwasser und die meisten Wissenschaftler sind sich einig, dass dieses Vorgehen unproblematisch sei.

Trotzdem gab es vereinzelt kritische Stimmen, die sagen, dass das Einhalten von Grenzwerten nicht automatisch unbedenklich sei, da diese Grenzwerte laufend dem neusten Stand der Wissenschaft angepasst werden und es in diesem Fall noch zu wenig Daten gebe.

Auch Nachbarländer wie China und Korea kritisierten das Vorgehen und China verhängte sogar ein Importverbot für Meerestiere aus Japan. Dies, obwohl auch chinesische Atomkraftwerke in der Vergangenheit auf ähnliche Weise Kühlwasser ins Meer leiteten.

Mit dem aktuellen Fischsterben wurde die Kritik besonders in den sozialen Medien wieder lauter, es gibt aber keine Beweise, die einen Zusammenhang zwischen dem aktuellen Fischsterben und dem Kühlwasser belegen könnten.

Weshalb passiert so etwas dann?

Die unbefriedigende Antwort ist wie so oft: Wir wissen es nicht sicher. Bekannt ist, dass es bereits zuvor ähnliche Massensterben von Fischschwärmen gegeben hat. So zum Beispiel im Februar dieses Jahres in Itoigawa (JP) oder im Juni in Quintana Beach (USA).

Dafür gibt es verschiedene mögliche Ursachen. Ein Schwarm kann zum Beispiel von Fressfeinden wie Delfinen oder Thunfischen an Land gejagt werden. Auch plötzlich kühlere Wassertemperaturen können den Fischschwärmen Probleme bereiten und umgekehrt kann auch zu warmes Wasser manchmal nicht genug Sauerstoff binden.

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Besonders in diesem Jahr beobachteten Forscher ausserdem einen besorgniserregenden Anstieg der durchschnittlichen Meerestemperatur. Dieser lässt sich leider nicht allein durch das aktuell wieder startende Wetterphänomen El Niño erklären, welches ebenfalls zu höheren Meerestemperaturen führt. Durch die hohen Temperaturen geraten unzählige Arten unter Druck und es wird vermutet, dass sie auch zu untypischen Migrationen von Fischschwärmen hin zu kälteren Gewässern führen.

(msh)

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34 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Schlaf
19.12.2023 19:17registriert Oktober 2019
Wenn die Fische aufgrund von Tritium gestorben sind, sollte dies sicherlich nachweisbar sein und rasch Ergebnisse dazu vorliegen.
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JoJodeli
19.12.2023 23:41registriert September 2015
“So haben sich über die Jahre über 1000 Tanks mit einer Wassermenge von über 500 olympischen Schwimmbecken angesammelt.” Wieviel Liter sind das? Kann jemand übersetzen ? Mir sind Darstellungen in Fussbalfelder und Schwimmmbädern zu abstrakt 🙄
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Drvo
19.12.2023 19:13registriert Mai 2020
Ob Fukushima oder Klimawandel, es zeigt, wie sehr diese Ökosysteme unter Druck sind. Ich kann den Film Global Warming: the century we saved earth von Simon Clark empfehlen (auf Nebula oder Youtube).
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