«Is that the right thing to do?»
Diese Frage wiederholt sich in einem von den Sängerinnen Björk und Rosalía veröffentlichten Musikvideo in Dauerschleife. Die isländische und die spanische Sängerin kooperieren erstmals, um auf ein wichtiges Thema aufmerksam zu machen: die Fischzucht – und ihre verheerenden Folgen.
Aquakulturen stehen schon seit geraumer Zeit in der Kritik – dennoch boomt der Zuchtlachs noch wie vor.
Das Geschäft ist lukrativ. Zu einer der wichtigsten Exportgüter Islands zählen Fischereierzeugnisse. Im Osten des Landes ist kaum ein Fjord ohne Zuchtanlage.
Die meisten Fische werden in offenen Meeresbecken gezüchtet. Tieraktivisten sprechen dabei von «Massentierhaltung unter Wasser».
Drohnenbilder von Meereskäfigen der abgelegenen Region Westfjorde gewähren nun einen erschreckenden Blick hinter die Kulissen der Fischzucht. Die Aufnahmen zeigen schwer erkrankte Zuchtlachse, die unter starkem Läusebefall leiden.
Viele der Tiere mussten vorzeitig getötet werden. Umweltschützer gehen von rund einer Million verendeten oder getöteten Fischen aus. Offizielle bestätigt wurde dies nicht.
Der Veterinärmediziner Trygve Poppe sagt gegenüber «The Guardian», dass es sich dabei um eine «Tierschutzkatastrophe in einem noch nie dagewesenen Ausmass» handle.
Lachsläuse (Lepeophtheirus salmonis) ernähren sich vom Schleim, Haut und Blut der Lachse. Vorzugsweise leben die Parasiten auf dem Kopf der Fische, wo sie regelrecht Löcher in die Haut fressen. Durch offene Wunden kann eine schmerzhafte Infektion eintreten – viele der Fische verenden dabei qualvoll. Im Extremfall kann es zu Massensterben kommen.
Schockiert über das Ausmass des Parasitenbefalls zeigt sich auch die Fachärztin für Fischkrankheiten, Berglind Helga Bergsdóttir. «In Island hat es noch nie zuvor einen so hohen Läusebefall gegeben», sagt die Isländerin. Die Wunden hätten sich durch Bakterien womöglich vergrössert.
Gut möglich sei, dass die Läuse mutiert seien – womöglich durch Medikamente. Wir wissen, dass Läuse sehr anpassungsfähig sind, sagt Experte Poppe. Die Züchter mischen das Futtermittel oft mit Anti-Laus-Medikamenten. Doch der Medikamenteneinsatz würde häufig nicht ausreichen, da die Parasiten sehr schnell eine Resistenz entwickeln würden.
Erst im August löste die Flucht von über 3500 Lachsen auf einer Zuchtfischfarm Proteste in Island aus. Die Fische flohen von Arctic Fish – eines der grössten Zuchtunternehmen Islands.
Das isländische Veterinäramt teilte mit, dass Zuchtfische aus den Kulturen entkommen sind und die DNA isländischer Fische dadurch verschlechtert wurde. Zuchtfische sind aggressiver und weniger clever im Umgang mit natürlichen Feinden. Bei einer Kreuzung werden diese Eigenschaften weitergeben, was zu einer Minderung der Überlebenschancen führt.
Die Parasiten stellen auch für den Wildlachs eine Gefahr dar. Sobald ein erkrankter Zuchtlachs entkommt, überträgt er die Parasiten auf die wildlebenden Lachse im offenen Meer.
Graham Lawton, Biochemiker und Redakteur der Wissenschaftszeitschrift «The Scientist» schrieb daraufhin in einer Kolumne:
Die Massenflucht hat auch die langjährige Umweltaktivistin und Sängerin Björk zum Protestsong gemeinsam mit der spanischen Sängerin Rosalía bewegt. «Die Fischzuchtindustrie in Island besteht aus ein paar wilden Kerlen, die schnell Geld verdienen wollen und die Natur opfern», so die isländische Sängerin.
Die Einnahmen des Liedes sollen den Tierschutzaktivisten zugutekommen.
Wenig Tiere essen löst das Problem.
Tanklaster, die Antibiotika in die Seen lassen, Meter hohe Kot-und Nahrungsreste, Fischreste unter den Netzen.
Zudem löst die Futterproduktion für die Zucht an anderen Orten auf dem Planeten zu Überfischungen und ganz anderen Problemen.
Und dann gilt der Zuchtlachs auch noch als nachhaltig🤦🏼♂️