Sue Mi Terry war unter George W. Bush und Barack Obama CIA-Spezialistin für Nordkorea. Sie gilt als eine der besten Kennerinnen des Regimes von Kim Jong Un. In der Online-Ausgabe von «Foreign Affairs», einem renommierten Magazin über Geopolitik, zeigt sie die Folgen auf, die ein Ausbruch von Covid-19 für das Steinzeit-Kommunismus-Land hätte.
Nordkorea hat drastische Massnahmen gegen einen Ausbruch von Covid-19 ergriffen. Mit guten Gründen: Es grenzt an China und Südkorea, die Länder, die von der Pandemie am meisten betroffen sind. Und Nordkorea ist extrem schlecht auf einen Ausbruch dieser Epidemie vorbereitet. Terry stellt fest:
Offiziell gibt es in Nordkorea noch keine Fälle von Covid-19. Südkoreanische und amerikanische Medien melden jedoch, dass es verschiedene Verdachtsfälle gibt. Sollte sich das Coronavirus wie in Südkorea rasch verbreiten, wären die Konsequenzen für die Bevölkerung gravierend. Nochmals Terry:
Auch die zerbrechliche Wirtschaft Nordkoreas ist in Gefahr. Die von der Uno verhängten Sanktionen haben das Land fast vollständig vom Import von Ölprodukten ausgeschlossen. Das hat dazu geführt, dass die ohnehin schon schwache Volkswirtschaft jährlich weiter schrumpft.
Dass die Menschen nicht verhungern, ist hauptsächlich das Verdienst eines blühenden privaten Schwarzmarktes. Ein Ausbruch von Covid-19 würde jedoch genau diese Märkte am härtesten treffen. Zudem versucht das Regime seit Jahren, diese Märkte zu unterdrücken.
«Es ist nicht möglich, vorauszusagen, was eine Krise auslösen würde, aber die Konsequenzen könnten dramatisch sein», so Terry. Ausweitung der Cyberkriminalität, aber auch neue Friedensgespräche mit den USA sind mögliche Optionen. Im schlimmsten Fall auch eine Massenflucht von verzweifelten Menschen.
Die Kim-Dynastie ist für ihre Brutalität bekannt und wird alles unternehmen, um ihre Macht zu sichern. Eine kleine Elite von Militärs und Parteikadern wird sie dabei unterstützen und selbst vor schrecklichsten Massnahmen nicht zurückschrecken.
Auf diese Weise hat Kim Jong Un bisher alle Angriffe überstanden. «Aber mit dem Coronavirus steht er einem Gegner gegenüber, den man weder erschiessen noch ins Gefängnis werfen kann», so Terry.
Das Coronavirus stellt nicht nur die ärmsten, sondern die reichsten Länder zunehmend vor Probleme. Stark betroffen ist beispielsweise die amerikanische Stadt Seattle im Bundesstaat Washington.
Seattle ist das Gegenteil von Pjöngjang. Es ist Standort von Microsoft und Amazon und verfügt über erstklassige Spitäler, wie Fans der Endlos-Serie «Grey’s Anatomy» wissen. Trotzdem ist Seattle zu einem Brennpunkt der Epidemie geworden. Schulen werden geschlossen und Lebensmittelläden leer gekauft. Eine betroffene Lehrerin schildert in der «New York Times» die Stimmung wie folgt:
Ob Hamsterkäufe oder Verschwörungstheorien, das Coronavirus ist im Begriff, die Welt in ihren Grundlagen zu erschüttern. Sportanlässe werden abgesagt, die Premiere des neuen James-Bond-Streifens verschoben, Historiker ziehen Vergleiche zur Pest und Philosophen spekulieren über ein neues Lebensgefühl.
Sehr hart trifft es die Wirtschaft. Regierungen ziehen hastig Ankurbelungs-Programme aus den Schubladen. Finanzmärkte taumeln. Doch die Aussichten bleiben düster: Die Renditen der 10-jährigen amerikanischen Staatsanleihen, der sogenannten Treasury Bonds, sind auf einen Rekordtiefstand gesunken – ein untrügliches Zeichen dafür, dass uns das Schlimmste noch bevorsteht.
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Nun Kim.
Und am Sonntag folgt dann „Bringt das Coronavirus Putin zu Fall?“