Anna, wir haben vor drei Tagen bereits miteinander gesprochen, als du noch im Unispital in Quarantäne warst. Wie geht es dir heute?
Anna Meier*: Viel besser. Ich wurde gestern Nachmittag entlassen und bin nun wieder zu Hause.
Das heisst, du bist auch nicht mehr ansteckend?
Die Ärzte haben mir gesagt, dass ich bis zum 13. März zu Hause bleiben muss. Laut dem Infektiologen sollte ich 48 Stunden ab dem Moment, ab dem ich mich wieder ganz gesund fühle, nicht mehr ansteckend sein. Als Vorsichtsmassnahme soll ich aber jetzt noch bis Mitte März zu Hause bleiben, damit ich wirklich niemanden anstecke.
Jetzt sitzt du also einfach zu Hause in Quarantäne.
Genau. Aber das ist bereits viel besser als im Zimmer im Unispital. Ich bin extrem froh, endlich wieder in meinen eigenen vier Wänden zu sein. Ich muss mir zwar mein Essen per Kurier bestellen, aber ich kann wenigstens kurz an die frische Luft, da ich im Erdgeschoss wohne und einen kleinen Vorgarten habe.
Wie hast du die vier Tage in Quarantäne erlebt?
Es war anstrengend. Vor allem, weil ich nie raus konnte. Wirklich gut geschlafen habe ich auch nicht, weil die Nachtwache alle zwei Stunden zur Kontrolle vorbeischaute. Ich hab die Tage mit lesen, Englisch lernen, Netflix und viel schlafen verbracht.
Fandest du die Massnahme übertrieben?
Nein, die Massnahme fand ich nicht übertrieben angesichts der Gefahren. Das Coronavirus hat mein Leben in den letzten Wochen auf den Kopf gestellt. Das Virus kann für ältere und immungeschwächte Personen eine Gefahr sein, deswegen sollte man die Hygienevorschriften befolgen. Aber für mich persönlich hat es sich einfach wie eine normale Erkältung angefühlt. Wäre das Virus nicht gewesen, wäre ich normal zur Arbeit gegangen und meinen regulären Tätigkeiten nachgegangen – und wäre nicht für vier Tage isoliert gewesen.
Wirst du dich, sobald du wieder raus darfst, vorsichtiger verhalten?
Womöglich bin ich nun, da ich das Virus gehabt habe, immun. Aber ich werde mir sicherlich aufmerksamer und gründlicher die Hände waschen. Sonst werde ich aber mein Leben normal weiterleben und Ruhe bewahren.
Wie verbringst du nun noch die Tage bis zum 13. März?
Ich habe mir bereits eine To-Do-Liste geschrieben (schmunzelt). Essen bestellen, Bücher lesen, Rechnungen bezahlen, endlich meinen Kleiderschrank aufräumen, solche Dinge halt. Und dann hoffe ich, dass ich bald wieder unter die Leute darf.
*Name von der Redaktion geändert.
Die Dunkelziffer wird unter diesen Umständen riesig sein! Somit aber auch die Sterblichkeitsrate tiefer, denn die harmlosen Fälle würden die Rate nach unten drücken.
In den eigenen Wänden ist das natürlich besser auszuhalten und ich freu mich für die Patientin, darf sie den Rest zu Hause absitzen.
Manche sind wochenlang in Quarantäne, die ums überleben kämpfen.
Und wenn man durch Quarantäne nur ein Menschenleben retten kann, ist das auch etwas Schönes. Auch daran denken, wenn einem die Decke auf den Kopf fällt. Und sich freuen ist man noch jung und gesund.