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Deutsche Autoindustrie will keine Strafzölle auf chinesische E-Autos

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Automesse im April 2024 in Peking: Chinesische E-Auto-Hersteller versuchen mit staatlicher Unterstützung die Märkte weltweit zu fluten.Bild: keystone

Deutsche Autoindustrie will keine Strafzölle auf chinesische E-Autos – aus Gründen

Im Ringen um fairen Wettbewerb droht die EU-Kommission mit Strafzöllen auf chinesische E-Autos. Das soll Hersteller in Europa schützen. Doch die deutschen Autobauer halten das für keine gute Idee.
03.07.2024, 08:5003.07.2024, 09:26
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Kurz vor dem erwarteten Inkrafttreten vorläufiger EU-Strafzölle auf chinesische E-Autos warnt der Verband der Automobilindustrie (VDA) vehement vor den Folgen für die heimische Wirtschaft.

Die Strafzölle seien weder für die EU noch für Deutschland zielführend, heisst es in einem Eckpunktepapier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Warum ist die deutsche Autoindustrie gegen Strafzölle?

Der Lobbyverband der deutschen Autohersteller warnt vor dem «enormen» Schaden, der durch potenzielle Gegenmassnahmen aus Peking verursacht werden könnte.

China mit seinen über 1,4 Milliarden Menschen ist der grösste Automarkt der Welt und war laut VDA im Jahr 2023 für Autos aus Deutschland der drittgrösste Exportmarkt – nach den USA und dem Vereinigten Königreich.

Sollten Einfuhrzölle aus Peking auf Fahrzeuge mit einem Motor von mehr als 2,5 Litern Hubraum eingeführt werden, würde dies die Branche in Deutschland hart treffen, so der Lobbyverband. Im Jahr 2023 fiel etwa ein Drittel der aus Deutschland nach China exportierten Fahrzeuge in diese Grössenordnung.

Zudem könne durch hohe Steuern nicht das erklärte Ziel erreicht werden, faire Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten und die heimische Industrie vor unlauteren Praktiken zu schützen. Im Gegenteil: Sie würden den Ausbau der Elektromobilität und damit das Erreichen der Klimaziele erschweren, betont der Verband.

Warum wird der Lobbyverband gerade jetzt laut?

Es wird erwartet, dass die EU-Kommission am Donnerstag die notwendigen Details veröffentlicht, damit die vorläufigen Zölle in Kraft treten können.

Wenn das der Fall ist, werden diese ab dem 5. Juli um Mitternacht durch eine Sicherheitsleistung erhoben. Ob die Zölle von bis zu 38,1 Prozent aber tatsächlich einbehalten werden, hängt den Angaben zufolge davon ab, ob mit China eine andere Lösung gefunden wird.

Spätestens im November muss von den EU-Staaten entschieden werden, ob auch langfristig Zölle eingeführt werden. In diesem Fall würden die vorläufigen Zölle dann in bestimmten Fällen rückwirkend erhoben.

Warum will die EU Strafzölle für chinesische E-Autos erlassen?

Die Entscheidung, mit Strafzöllen zu drohen, ging mit einer Untersuchung der EU-Behörde einher, die zum Schluss kam, dass chinesische E-Auto-Produzenten von unfairen Subventionen profitierten. Herstellern in der EU drohten dadurch Schäden.

Derweil rechnet die deutsche Autoindustrie nicht damit, dass chinesische E-Autos den europäischen Markt überschwemmen werden. Deren Anteil am gesamten Pkw-Markt dürfe sich bis 2030 bei etwa fünf bis zehn Prozent einpendeln, schätzt der Verband.

Das liege auch an der Markenbindung der hiesigen Konsumentinnen und Konsumenten, die bei Autos sehr ausgeprägt sei. Zum Vergleich stellt der VDA fest, dass im Jahr 2023 die deutschen Hersteller etwa zehnmal so viele E-Autos in China verkauft haben wie chinesische Produzenten in Deutschland.

(dsc/sda/awp/dpa)

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36 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Overton Window
03.07.2024 09:09registriert August 2022
Wenn es der EU ernst wäre mit dem Klimawandel, würde sie deutsche Elektro-Autos gegensubventionieren statt Strafzölle auf chinesischen zu erheben.
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Blaghund
03.07.2024 12:48registriert November 2023
"Derweil rechnet die deutsche Autoindustrie nicht damit, dass chinesische E-Autos den europäischen Markt überschwemmen werden."

Die heilige deutsche Autoindustrie rechnete mit vielem nicht.
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Bruno Meier (1)
03.07.2024 10:44registriert Juni 2018
Das Gleiche wurde damals über die Japan-Fahrzeuge gesagt: keine Angst, die schaffen das nicht, die europäischen Autos zu konkurrenzieren, nun machen Japan & Südkorea ca. 20% der Neuzulassungen aus.

China hingegen, hat noch gar nicht wirklich damit begonnen und wenn wir den heutigen Zeitgeist berücksichtigen, dann können die sehr wohl zu einem ganz grossen Problem für die europäische Wirtschaft werden.

Wem ist bewusst, dass in der Schweiz, die Auto-Zulieferindustrie (für Europa) grösser als die gesamte Uhrenindustrie ist?
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