Ende letzter Woche fiel der Aktienkurs des US-Kurier- und Logistikkonzerns Fedex um 21 Prozent – an einem Tag. Es war der stärkste Einbruch in der Geschichte von Fedex.
Dem Einsturz ging die Veröffentlichung der Quartalszahlen voraus. Darin zeigte sich, dass die Umsätze von «FedEx Express», dem zeitlich begrenzten Versanddienst des Unternehmens, um 500 Millionen US-Dollar hinter den Erwartungen zurückblieben. Und: Die Umsätze von «FedEx Ground», das die meisten E-Commerce-Lieferungen abwickelt, ihrerseits um 300 Millionen US-Dollar tiefer lagen als prognostiziert.
Die Nachricht des Zustands von Fedex beunruhigt die Märkte. Das «Wall Street Journal» erklärt sich das so: Die Anleger nutzten den Umsatzrückgang von FedEx als sogenannten Frühindikator für die Konjunktur.
Ein Frühindikator ist eine wirtschaftliche Datenreihe – in diesem Fall die Einnahmen von FedEx –, die in den Monaten vor einer Rezession vor dem realen BIP und der Beschäftigung zu sinken beginnt. Weil der Frühindikator den meisten wirtschaftlichen Grössen vorauseilt, kann er also als eine Art Frühwarnsystem interpretiert werden. Anlegerinnen und Investoren befürchten deshalb, dass der Umsatzrückgang von FedEx ein Zeichen dafür war, dass die US-Wirtschaft bald in eine Rezession geraten würde.
Und vielleicht sogar mehr als das: In einem Interview mit CNBC wurde der CEO von FedEx, Raj Subramaniam, gefragt, ob er die Verlangsamung seines Geschäfts für ein Zeichen des Beginns einer weltweiten Rezession halte: «Ich denke schon.» Und: FedEx verzeichne einen Rückgang des Frachtaufkommens in allen Regionen der Welt, inklusive den USA, so der Fedex-CEO.
Die Beobachtung der Umsatzschwankungen von FedEx als Indikator für die künftige Entwicklung der Wirtschaft ist tatsächlich nichts Neues. Der langjährige Präsident der US-Notenbank Fed Alan Greenspan war beispielsweise regelmässig im Austausch mit Fred Smith, dem Gründer und damaligen CEO von Fedex. Greenspan war dezidiert der Meinung, dass die Anzahl der von Fedex versandten Pakete einen guten Hinweis auf den allgemeinen Zustand der Wirtschaft geben.
Weil Fedex bei der Beförderung von Paketen im ganzen Land eine grosse Rolle spielt, liegt es nahe, dass es zumindest einen gewissen Zusammenhang gibt zwischen den Schwankungen im Fedex-Geschäft und dem BIP in den USA. Einige Wall-Street-Analysten bezeichnen diese Beziehung deshalb als den «Fedex-Indikator» für den Zustand der Wirtschaft. Dass die Leute weniger konsumieren – und deshalb weniger Pakete in Auftrag gegeben werden – ist wohl auch die Erklärung für den von Fedex beobachteten Einbruch. Es deutet darauf hin, dass jetzt, aufgrund der hohen Preise und höheren Ausgaben, sowohl bei Privaten als auch bei Unternehmen eher wieder gespart wird.
Und im Moment stehen die Zeichen – zumindest bei Fedex – extrem schlecht. Während die Börse stark auf die Nachricht des Logistikkonzerns reagierte, werfen jetzt Kritiker wie beispielsweise das Forbes-Magazin hingegen ins Feld, dass es dem Logistik-Giganten schon länger nicht gut geht. Die schlechten Zahlen seien deshalb vielmehr eine Folge mangelhaften Managements als ein Zeichen für eine globale Rezession.
Nach der Fedex-Aktie gaben die Aktien mehrerer Transport- und Logistikunternehmen weltweit nach: Die Deutsche Post verlor fast sieben Prozent, auch die englische Royal Mail brach ein. Die Aktien von Container-Reedereien und anderen Logistikern gaben ebenfalls nach: Hapag-Lloyd, Lufthansa und Fraport brachen um mehrere Prozent ein. Und auch diejenigen des direkten Konkurrenten von Fedex, UPS, gaben nach.
Gut möglich, dass sich im Einbruch der Aktien lediglich die kurzfristige Angst der Anleger, nicht aber effektive Verluste zeigen. Allerdings hat sich keine dieser Aktien seit letzter Woche wieder erholt, mehrere sind sogar weiter gesunken.
Hinzu kommt, dass auch weitere grosse Logistik-Unternehmen vor Gewinnausfällen stehen. Die in Hongkong ansässige Airline Cathay Pacific warnt vor einem Gewinneinbruch. Aufgrund ihrer hohen Frachtkapazität gilt unter Analysten auch dieses Unternehmen als Indikator für kommende Entwicklungen. Ähnlich geht es dem deutschen Paket- und Brief-Express-Dienst DHL, bei dem laut eigenen Angaben weniger Internetbestellungen auf den Umsatz drücken.
Ja – und zwar nicht wenige und zunehmend solche mit viel Aussagekraft. Da wäre einerseits die Weltbank: Letzte Woche präsentierte die multinationale Entwicklungsbank eine Studie. Vor allem aufgrund der hohen Inflationsraten, die auch höhere Zinsen provozierten, steige die Wahrscheinlichkeit einer globalen Rezession derzeit an, so die Hauptaussage.
Andererseits ist da der «Dr. Doom»: Der Wirtschaftswissenschaftler Nouriel Roubini, der die Finanzkrise von 2008 richtig vorausgesagt hat, sieht für Ende 2022 eine «lange und hässliche» Rezession in den USA und weltweit. Sie könnte das ganze Jahr 2023 andauern. Auch eine starke Korrektur der Aktienmärkte sei nicht zu verhindern, sagte er in einem Interview am Montag.
Global economy faces greatest challenge in decades, policymakers warn. Rooting out high inflation will become much harder, officials say as they confront a new economic era
— Nouriel Roubini (@Nouriel) August 28, 2022
https://t.co/tm43Df8697
Roubini sieht den Zielkonflikt bei den Leitzinsen als ausschlaggebend: Die hohen Inflationsraten benötigen eine Erhöhung der Leitzinsen durch die Zentralbanken. Gleichzeitig können sie aber auch die Wirtschaft abwürgen. Roubini: Die Inflationsrate herunterzubringen, «ohne harte Landung – das wird für die Federal Reserve eine ‹mission impossible› sein.»
Diese globalen Befürchtungen bestätigen sich auch in den nationalen Prognosen: In China ist das Wachstum zum ersten Mal seit mehr als 30 Jahren schwächer als in den restlichen Schwellenländern Asiens. Und für Deutschland, das hat kürzlich das Ifo-Institut, das Konjunkturprognosen macht, bekannt gegeben, erwarte man im nächsten Jahr eine Schrumpfung der Wirtschaftsleistung von 0,3 Prozent. «Wir gehen in eine Winter-Rezession», sagte der Leiter der Ifo-Konjunkturforschung, Timo Wollmershäuser.
Zuletzt hat am Dienstag auch das Staatssekretariat für Wirtschaft in der Schweiz seine Prognosen deutlich nach unten schrauben müssen: von 2,6 auf 2,0 Prozent im Jahr 2022 sowie auf 1,1 Prozent (vorherige Prognose: 1,9) im Jahr 2023. Obwohl diese Prognosen noch nicht auf negatives Wirtschaftswachstum hinweisen (also keine Rezession), sind die Aussichten laut Seco dennoch düster: Die angespannte Energielage und starke Preisanstiege belasteten die Aussichten, und dies vor allem in Europa.
Damit man von einer globalen Rezession sprechen könnte, müsste das globale BIP pro Kopf über eine längere Zeit sinken. Das ist höchst selten der Fall. Ob der «Fedex-Indikator» recht behalten wird, kann noch niemand sagen. Dass die globalen wirtschaftlichen Aussichten für Ende 2022 und das Jahr 2023 nicht gut aussehen, steht mittlerweile ausser Frage.
Wo sich Analysten hingegen noch uneinig sind, ist lediglich: Wird es eine lange, schwerwiegende Rezession – oder gelingt der Wirtschaft eine baldige sanfte Landung, also eine Normalisierung der Inflationsraten ohne zu grosse Opfer? Einfach wird es nämlich nicht: Einerseits müssen die Zinsen global angehoben werden, um der Inflation Einhalt zu gebieten. Gleichzeitig geht aber die Angst um, dass höhere Zinsen die Rezession vertiefen und eben verlängern können.
Cpt. Jeppesen
Die Aktienpreise sinken, also eine gute Zeit dort einzusteigen.
Der Ölpreis sinkt, damit geht Putin das Geld für seinen Ukrainekrieg aus, Heizöl und Most werden wieder günstiger.
Es wird weniger konsumiert, damit weniger Müll produziert, was der Umwelt zugute kommt.
Die Zinsen steigen, man bekommt wieder was für sein Gespartes.
Und Angst um einen Job muss sich hier auch niemand machen, die Boomer-Generation geht in Rente, jedes Jahr werden mehr Stellen frei, als es Nachwuchs gibt.
Und jetzt viel Spass beim Blitzen ;-)