Seit 2015 essen Swiss-Passagiere Migros-Schokolade. Denn damals schnappte sich die Migros-Industrietochter Chocolat Frey mit Sitz in Buchs AG den prestigeträchtigen Auftrag der Airline, ihre Bord-Schoggi herzustellen, die von den Flight Attendants während des Flugs verteilt wird.
2018 wurde der Vertrag ein erstes Mal erneuert, und 2021, inmitten der Corona-Pandemie, ein zweites Mal, allerdings ohne öffentliche Ausschreibung. Doch nun muss die Migros um diese Partnerschaft bangen.
Wie Recherchen zeigen, hat die Swiss den Auftrag für die Produktion ihrer Bord-Schokolade dieses Jahr neu ausgeschrieben. Swiss-Sprecher Michael Pelzer bestätigt diese Information auf Anfrage. Aktuell sei man mit ausgewählten Schweizer Schokoladeherstellern im Austausch. Das Auswahlverfahren ist somit noch nicht abgeschlossen. Mehr will die Airline nicht sagen. Auch nicht, wann ein Entscheid gefällt wird.
Klar ist, dass sich so manche Firmen für den Deal interessieren dürften. Denn seit 2015 erlaubt es die Swiss dem auserkorenen Schoggi-Partner, sein Logo auf der roten Verpackung anzubringen. Dies stellt eine lukrative Werbemöglichkeit für den Hersteller dar.
Schliesslich wurden in der Zeit vor Corona bis zu 17 Millionen Schokolade-Täfelchen pro Jahr persönlich von der Swiss-Crew ausgehändigt, 2022 waren es immerhin 12 Millionen. Auch viele Touristen kommen an Bord der Airline erstmals in Berührung mit Schweizer Schokolade. Angesichts dieses PR-Effekts – sofern das Logo auch künftig erlaubt ist – kann die Lufthansa-Tochter im Gegenzug einen tieferen Preis verlangen. In der Vergangenheit schätzten Brancheninsider das Auftragsvolumen auf 1,5 bis 2 Millionen Franken.
CH Media hat grosse Schweizer Schokoladenproduzenten wie die Nestlé-Tochter Cailler, Camille Bloch, Maestrani, Lindt, Migros, Coop und Läderach gefragt, ob sie an der Ausschreibung der Swiss teilnehmen.
Valentin Haag, Marketing-Chef der St. Galler Firma Maestrani – bekannt für Marken wie Minor und Munz – bestätigt dies. Denn der Auftrag der Swiss sei «mit viel Prestige verbunden». Und eine Coop-Sprecherin sagt, man habe mit der Eigenmarke Halba zu Beginn an der Ausschreibung teilgenommen, zurzeit aber nicht mehr.
Lindt lässt die Anfrage unbeantwortet, während es bei Cailler, Camille Bloch und Läderach heisst, man äussere sich generell nicht zu Ausschreibungen. Auch die Migros als bisherige Lieferanten will sich nicht zum Prozess äussern.
Ein Verlust des Swiss-Deals wäre für Frey auf jeden Fall ein weiterer Rückschlag. Denn die Migros hat in den vergangenen Jahren in ihren Regalen zuungunsten von Frey-Produkten deutlich mehr Platz für Marken-Schokolade von Ferrero, Toblerone und Lindt gemacht. Und gewisse Tafel-Schokoladen lässt die Migros inzwischen im Ausland produzieren.
Bevor die Migros 2015 bei der Swiss zum Zug kam, war es der Schokoladenkonzern Barry Callebaut, der die Täfelchen zusammen mit der Luzerner Confiserie Hug produziert hatte.
Nebst den bekannten Swiss-Schöggeli von Chocolat Frey verteilt die Airline auch Schokoladenkugeln von Lindt in der Business Class sowie Spezialitäten der Confiserie Sprüngli in der First Class. Auf den Europaflügen gibt es in der Economy-Klasse zudem ein kleines Schokoladenflugzeug der Confiserie Sprüngli, Schokoladenwaffeln von Kägi Fret und Praliné-Hüppen von Gottlieber. Hinzu kommen wechselnde Anbieter für saisonale Angebote, wie aktuell während der Adventszeit beispielsweise eine Kreation der Luzerner Confiserie Bachmann.
Wahrscheinlich motzen jetzt viele, dass die Swiss bei der Schokolade und nicht beim Management sparen will. Hätte sie keine Ausschreibung gemacht, hätten die Gleichen gemotzt, dass die Swiss das Geld zum Fenster raus wirft. 😂