Die Teuerung in der Schweiz bewegt sich im internationalen Vergleich auf moderatem Niveau. Mit einer Inflationsrate im April von 2,5 Prozent stehen wir im Gegensatz zu vielen Nachbarländern gut da. Dort bewegen sich die Raten zwischen 5,5 und 8 Prozent. Holland (11,2), Deutschland (7,8) oder Frankreich (5,4) haben deutlich höhere Raten, am anderen Ende der Tabelle steht Estland mit einer Inflationsrate von 19 Prozent.
Allerdings sind auch in der Schweiz die Auswirkungen der Inflation zu spüren. Das Bundesamt für Statistik teilte letzte Woche mit, dass der Landesindex der Konsumentenpreise im April im Vergleich zum Vormonat um 0,4 Prozent anstieg.
Der Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) misst die Teuerung der Konsumgüter in der Schweiz. Er ist einer der wichtigsten Wirtschaftsindikatoren und wird als anerkannte Orientierungshilfe in Politik und Wirtschaft herangezogen. Häufig wird dabei die Veränderung innerhalb eines Jahres verglichen. Abschliessende Gründe für die Indexentwicklung in der Vergangenheit können nicht geliefert werden, historische Anhaltspunkte helfen aber:
Dass die Schweiz im Verhältnis zum Ausland gut dasteht, hat vor allem mit der Frankenstärke zu tun. «Wir haben jetzt eine Frankenaufwertung von etwa acht Prozent gegenüber dem Euro», sagt Rudolf Strahm gegenüber SRF. Durch die grössere Kaufkraft des Frankens im Ausland kann die Teuerung beim Einkauf von Auslandsgütern aufgefangen werden.
Die Inflationsrate mag moderat sein, für die Konsumentinnen und Konsumenten heisst das trotzdem: Die Preise steigen, das Leben wird teurer. Eine Übersicht:
Der Ukraine-Krieg hat insbesondere die Energiepreise in die Höhe schnellen lassen: Heizöl, Benzin, Diesel und Gas legten in den letzten Wochen stark zu. Der Benzinpreis liegt aktuell bei rund 2.05 Franken pro Liter, der Diesel bei rund 2.25 Franken. Eine Erholung ist derzeit noch nicht in Sicht. Noch im letzten August war ein Liter Benzin für gut 1.60 Franken zu haben, ein Liter Diesel für ca. 1.65 Franken.
Die Preise für Erdöl und Gas stiegen bereits nach Pandemie-Ende an und wurden dann auch durch den Krieg in die Höhe getrieben. Für Heizöl bezahlen wir aktuell im Vergleich zum Januar 2019 rund 77 Prozent mehr.
Gestiegener Holzpreis, teureres Verpackungsmaterial und teurere Baumwolle sind mitverantwortlich dafür, dass die Preise für Möbel um rund 15 Prozent gestiegen sind. Doch es gibt weitere Faktoren. So steigerte der schwedische Einrichtungsgigant Ikea seine Preise per Ende 2021 um durchschnittlich neun Prozent. Ikea ist mit einem Marktanteil von 11 Prozent einer der grossen Player in der Schweiz.
Zusätzlich gerieten die Preise durch Lieferverzögerungen unter Druck. Diese Auswirkungen waren bereits während der Corona-Pandemie deutlich spürbar. Chinas Zero-Covid-Strategie führte am grössten Containerhafen der Welt in Shanghai zu einem gigantischen Rückstau. Das Schifffahrtsanalyse-Unternehmen Windward schätzte Ende April, dass rund 20 Prozent der weltweit 9000 aktiven Containerschiffe vor überlasteten Häfen im Stau stünden. Knapp 30 Prozent dieser Schiffe wiederum würden sich in China befinden. Noch im Februar war die Zahl halb so hoch.
Etwas erholt haben sich zuletzt die Preise für Haushaltsgeräte wie Kühlschränke. Grund für die höheren Kosten sind insbesondere die gestiegenen Preise für Elektronikbauteile.
Die Ukraine gilt als Kornkammer der Welt. Preise für Getreide stiegen zuletzt stark. Dies wiederum hat Auswirkungen auf Produkte wie Teigwaren oder auch Brot. Letzteres hat zwar noch keinen markanten Preisanstieg, dieser dürfte aber noch kommen.
Durch die höheren Weizen- und Maispreise sind auch die Kosten für Tierfutter gestiegen. Das wiederum dürfte sich in den nächsten Wochen beim Einkauf von tierischen Produkten spürbar machen. Wie in Deutschland haben auch in der Schweiz beispielsweise die Kebap-Läden angekündigt, die Preise zu erhöhen – oder haben sie schon angepasst.
Hans-Markus Herren, Bereichsleiter Konsumentenpreise beim Bundesamt für Statistik, sagt auf Anfrage: «Die Preise bei Nahrungsmitteln steigen zwar, aber insgesamt machen diese meist einen kleinen Teil des Haushaltsbudgets aus.»
Die Preisentwicklung bei der Bekleidung verläuft erfahrungsgemäss in Wellen mit einem jeweiligen Höhepunkt im April/Mai. Das ist in diesem Jahr nicht anders.
Durch die Pandemie und den Ukraine-Krieg stiegen die Preise allerdings zusätzlich. Dazu kommen die Lieferengpässe und der Rohstoffmangel. Die Lieferketten nach Asien sind weiterhin gestört. Das könnte sich im Herbst massiv auf die Preise auswirken.
Der Branchenverband der Textilhändler BTE in Deutschland warnt vor Preissteigerungen im zweistelligen Prozentbereich. «Im Herbst wird uns das Thema massiv treffen», sagte BTE-Vize Andreas Bartmann gegenüber RP-Online. Dass die Auswirkungen derzeit noch nicht spürbar sind, habe vor allem damit zu tun, dass die Preise für die aktuellen Waren schon im letzten Jahr vereinbart wurden.
Wer sich einen Neuwagen leisten will, muss aktuell rund 10 Prozent mehr bezahlen als noch im Januar 2019. Der Anstieg dürfte weiter gehen. Denn zum einen stiegen die Preise bei für den Autobau notwendigen Rohstoffen, zum anderen sorgen auch hier Lieferschwierigkeiten für Engpässe.
Wer nicht warten will, sucht vermehrt auch auf den Occassionsmärkten. Das wiederum blieb ebenfalls nicht ohne Folgen: Die Preise dort stiegen durch den Nachfrage-Überhang noch deutlicher an als bei Neuwagen.
Weniger betroffen von der Preissteigerung sind bis jetzt Velos, E-Bikes und Motorräder. Aber auch hier zeigt die Tendenz eher nach oben. Gründe sind auch hier der Rohstoffmangel und Lieferengpässe. Die Coronapandemie hat zudem die Veloverkäufe deutlich angekurbelt.
Bereits kurz nach Beginn der Coronapandemie stiegen die Holzpreise – und dies massiv. Im Mai 2020 kosteten 2,4 Kubikmeter Bauholz an der US-Rohstoffbörse Chicago Mercantile Exchange noch 250 US-Dollar. Der Preis stieg bis im Mai 2021 auf 1.500 US-Dollar – ein Anstieg um 500 Prozent innert 12 Monaten.
Grund war der Bauboom insbesondere in den USA und China, der den Rohstoff noch begehrter machte.
Da Holz teilweise auch als Energie-Alternative bei den steigenden Gas- und Öl-Preisen benutzt werden kann, reagierte auch der Preis bei Brennstoffen aus Holz. Pellets legten beispielsweise alleine seit Oktober 2021 um rund 30 Prozent zu. Andreas Keel, Geschäftsführer von Holzenergie Schweiz, sagt auf Anfrage: «Im Oktober bezahlte ich noch 280 Franken pro Tonne Holzpellets, im Januar waren es 360 Franken.»
Die Gründe dafür sind verschieden. Zum einen war der Preis der Pellets in den letzten zehn Jahren zu tief, es gab ein Überangebot. «Durch den Krieg ist nicht nur der Rohstoff teurer geworden, sondern auch die Produktion der Pellets. Man braucht fürs Pressen ziemlich viel Strom», erklärt Keel. Auch die Corona-Pandemie und vermehrte Gedanken an den Klimawandel haben in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass immer mehr auch grössere Pellets-Heizungen gebaut wurden.
Russland ist zudem einer der grössten Holzexporteure weltweit. Die Sanktionen gegen das kriegsführende Land sorgen dabei für eine zusätzliche Verknappung.
Nach zwei Jahren mit zumindest reduziertem Reiseverhalten zieht es viele von uns wieder ins Ausland. Der Ukraine-Krieg hat dafür gesorgt, dass insbesondere Flugreisen deutlich teurer wurden. Denn auch der Kerosinpreis ist durch den Konflikt betroffen. Dazu kommt bei Langstreckenflügen nach Tokio, Seoul oder Schanghai, dass durch die gesperrten Lufträume der Ukraine und Russland Umwege geflogen werden müssen und sich die Flugzeit dadurch verlängert.
Wer in der Schweiz seine Ferien plant, der kommt unter Umständen billiger davon als noch vor drei Jahren. Pauschalreisen im Inland kosten jetzt knapp ein Viertel weniger als noch im Januar 2019 und auch die Kosten für Unterkünfte haben sich in den letzten Jahren wenig verändert.
Blitzesammler
Pontifax
Antinatalist
20% Preisaufschlag ist noch kein markanter Anstieg? Vorletzte Woche war ein und dasselbe Brot noch 3 Stutz, seit letzter Woche kostet es 3.60. Wieviel wird's wohl kosten, wenn's erst markant ansteigt?