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Neue Wertfreigrenze für Einkäufe im Ausland: So gehen Schweizer damit um

Neue Wertfreigrenze für Einkäufe im Ausland: So gehen Einkaufstouristen damit um

Der Bund hat auf das neue Jahr die Wertfreigrenze für Einkäufe im Ausland von 300 auf 150 Franken gesenkt. So arrangieren sich die Menschen an der Landesgrenze damit. Und das sagt der Zoll zu möglichen Kontrollen.
03.01.2025, 14:5603.01.2025, 15:02
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Nicht alle kennen die neue Regelung, die ab diesem Jahr gilt, wie eine Nachfrage von Tele M1 auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums in Deutschland zeigt. Zollfrei eingeführt werden dürfen nur noch Waren im Wert von 150 Franken, statt wie bis anhin 300 Franken. Bei einem Gespann aus dem Aargau klärt die Mutter ihre Tochter darüber auf. Sie ist ein gebranntes Kind und hatte die Änderung deshalb auf dem Schirm. «Ich wurde schon erwischt und musste zahlen», sagt Angelika Kaufmann.

Viele Schweizerinnen und Schweizer werden auch weiterhin in Deutschland einkaufen – wie hier in Bad Säckingen.
Viele Schweizerinnen und Schweizer werden auch weiterhin in Deutschland einkaufen – wie hier in Bad Säckingen.Archivbild: Chris Iseli

Ein Schicksal, das Grenzgänger wegen der tieferen Freigrenze nun öfter ereilen könnte? Aktuell werden an der Grenze nicht extra vermehrt Kontrollen durchgeführt, wie das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit auf Nachfrage erklärt. «Die Kontrollen werden wie bisher mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen durchgeführt und es ist keine Intensivierung geplant», so Mediensprecher David Venetz.

Am grundsätzlichen Verfahren am Zoll hat sich also nichts geändert. Nur der Freibetrag wurde vom Bund angepasst. «Es ist also wichtig zu wissen, dass die Wertfreigrenze nun tiefer liegt», sagt Venetz weiter. Man kontrolliere weiterhin risikobasiert, ob die Limite eingehalten werde. Wer beim Einkauf darüber liegt und dies nicht ordnungsgemäss angemeldet hat, muss nicht nur die Abgaben nachzahlen, sondern auch mit einer Busse rechnen.

Ob es nun aber in den ersten Tagen im neuen Jahr mehr Überschreitungen gegeben hat als üblich, kann der Sprecher nicht sagen. «Im Reiseverkehr werden die Gründe, die zu einer Busse führen, nicht erhoben», erklärt Venetz. Und ohnehin sei es noch zu früh für eine Bilanz.

Kleiner Trick: Mit Kind und Kegel einkaufen

Den meisten Einkaufstouristen vor den Geschäften in Deutschland bereitet die neue Freigrenze wenig Sorgen. Wer nah an der Grenze wohnt, löst die Sache pragmatisch: Man fährt einfach häufiger zum Einkaufen nach Deutschland, teilt den Grosseinkauf also auf mehr Fahrten auf.

Oder man wendet einen kleinen Trick an. «Kind und Kegel mitnehmen und wenn es gehen würde auch noch den Hund», lacht Rainer Ackermann aus Kaisten. So kann der Einkauf nämlich auf mehrere Köpfe aufgeteilt werden. Denn die Zollfreigrenze zählt pro Kopf und Tag.

Die Meinungen darüber, ob die ab 2025 gültige Änderung Sinn macht, sind geteilt. «Ein Schuss ins eigene Bein», findet einer. «Es macht schon Sinn, wenn man so den Einkaufstourismus ein wenig einschränkt», meint ein anderer. Und ein Ehepaar sieht es locker: «Wir brauchen sowieso nie mehr, für uns spielt das keine Rolle.»

Nachgefragt ennet der Grenze.Video: ch media/Tele M1

Schwieriger wird es bei Waren, die man nicht einfach aufteilen kann und mit denen man nun schneller mal über die Zollfreigrenze hinaus kommt. Carina Gerspach zeigt ein Brautkleid, das sie in ihrem Laden in Bad Säckingen noch vor dem Jahreswechsel verkauft hat. «189 Euro, das hat noch gepasst», sagt sie. Ab 2025 ist das nun anders. Da ihre Kundschaft grösstenteils aus der Schweiz kommt, bibbert sie um die Auswirkungen der höheren Zollfreigrenze.

Umsonst Sorgen macht sich vor einem Einkaufszentrum hingegen Rainer Ackermann. Die «zwei Liter Milch zu viel», die er nach seinem Wissensstand eingekauft hat, werden ihm an der Grenze keine Probleme machen. Seit 10 Jahren darf man so viele Milchprodukte kaufen, wie man will – jedenfalls bis zum neuen Grenzbetrag von 150 Franken.

Übrigens: Das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit empfiehlt, die App QuickZoll zu nutzen. Diese rechnet automatisch aus, ob Abgaben geschuldet sind. Ist dies der Fall, lassen sich diese direkt digital bezahlen. «Die App ist einfach zu bedienen und spart Zeit», betont Venetz. Es ist nicht mehr nötig, an der Grenze anzuhalten.

Die wichtigsten Infos zur Freigrenze

  • Die Wertfreigrenze kann pro Person und pro Tag nur einmal in Anspruch genommen werden. Sie gilt auch für Kinder.
  • Für Waren, die nicht für den privaten Gebrauch oder nicht zum Verschenken bestimmt sind, wird die Mehrwertsteuer unabhängig der Freigrenze fällig.
  • Massgebend ist der Wert nach Abzug der ausländischen Mehrwertsteuer, sofern diese auf der Quittung/Rechnung ausgewiesen ist.
  • Preis- oder Wertangaben in ausländischer Währung werden in Schweizerfranken umgerechnet.
  • Übersteigt der Gesamtwert 150 Franken, musst für den Gesamtwert der eingeführten Waren die Mehrwertsteuer bezahlt werden. Also nicht nur für den Betrag, der oberhalb der 150 Franken liegt.
  • Einzelne Gegenstände im Wert von über 150 Franken sind immer mehrwertsteuerpflichtig, unabhängig von der Anzahl Personen.
    Quelle: Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit
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Langweilige Touristenbilder mal anders
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«Mit 60 Jahren macht man das nicht mehr» – unterwegs mit dem Paketboten
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116 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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btdnl
03.01.2025 15:42registriert November 2020
Es ist einfach frech, wie alle, Unternehmen, Staat, Kantone, im Ausland einkaufen. Zum Teil hier mit Mond-Zuschlägen weiterverkaufen. Der Detailhandel bei uns hat die weitaus grössten Margen in Europa. Aber wenn der Endkunde von günstigeren Preisen oder auch der viel grösseren Auswahl im Ausland profitieren möchte wird das eingeschränkt. Bin gespannt ob am Flughafen ähnlich intensiv kontrolliert wird wie bei an den Grenzen nach Deutschland und Österreich.
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Ironiker
03.01.2025 15:51registriert Juli 2018
Als würden die Leute nur wegen der MwSt. in DE einkaufen gehen. Das ist doch höchstens das Zückerchen.

Nein, auch mit 150.-- wird sich nichts ändern. Das Einkaufsverhalten ist an die Kaufkraftsabschöpfung gekoppelt. Das wissen alle, nur will die Politik das auf keinen Fall ändern.
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Verbesserer
03.01.2025 15:29registriert Mai 2020
Ich kaufe nicht im Ausland ein weil es sich für mich nicht lohnt. Hingegen für Personen welche nicht weit von der Grenze wohnen, ist es wegen der tieferen Preise und Rückerstattung der deutschen Mehrwertsteuer immer noch interessant.
Aus Sicht der schweizerischen Zollbehörde, weiss ich nicht ob sich die Umstellung auf einen tieferen Zollfreibetrag lohnt.
Sicher ist, dass dadurch mehr Verkehr generiert wird. In dem überlasteten Grenzverkehr, aus Umweltgründen auch nicht gerade förderlich.
Zudem finde ich es von der Regierung kleinlich, da sie sich weltweit für zollfreie Märkte bemüht.
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