Schweizerinnen und Schweizer arbeiten heute weniger – und trotzdem länger als alle anderen
Die Schweizerinnen und Schweizer sind ein fleissiges Arbeitsvolk und haben im vergangenen Jahr über 7.9 Milliarden Arbeitsstunden geleistet. Das ist ein Plus von 1.3 Prozent. Das Arbeitsvolumen aller Erwerbstätiger in der Schweiz bewegt sich damit wieder auf dem Niveau von vor der Covid-19-Pandemie. Das zeigen die am Montag veröffentlichten Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS).
Die Behörde führt den Anstieg darauf zurück, dass es 1.5 Prozent mehr Arbeitsstellen gab. Die neuen Stellen konnten den Rückgang der tatsächlichen Jahresarbeitszeit pro Arbeitsstelle um 0.2 Prozent denn auch mehr als kompensieren. Diese ging laut BFS zurück, da es weniger Arbeitstage gab als im Vorjahr: 2022 fielen mehr Feiertage auf Werktage. Zudem wurden mehr Ferien bezogen.
Die tatsächliche wöchentliche Arbeitszeit der Vollzeitarbeitnehmenden sank in den vergangenen fünf Jahren um 59 Minuten. Sie arbeiten nun noch 39 Stunden und 59 Minuten, wie es weiter heisst. Einerseits hätten die vertraglich festgelegte wöchentliche Arbeitszeit und die wöchentliche Dauer der Überstunden abgenommen. Andererseits stiegen laut BFS die Absenzen um über eine halbe Stunde auf 2 Stunden und 25 Minuten an und die Anzahl Ferienwochen nahm von 5.1 auf 5.2 Wochen zu.
«Vollzeitler» arbeiten im europäischen Vergleich besonders viel
Besonders spannend ist jeweils die Frage, ob die Schweizerinnen und Schweizer nun mehr oder weniger arbeiten als ihre Copains im Ausland. Die Antwort: «Jein». Denn es kommt darauf an, welche Referenzgrösse man berücksichtigt. Da die Berechnungsmethode angepasst wird, fällt die Arbeitszeit zudem «deutlich höher» aus.
So liegt die Schweiz bei der tatsächlichen wöchentlichen Arbeitszeit der Vollzeitarbeitnehmenden mit 42 Stunden und 44 Minuten an der Spitze der EU/Efta-Länder. Dahinter folgt Rumänien mit 40 Stunden und 3 Minuten. Am anderen Ende der Rangliste finden sich Belgien und Finnland mit 36 Stunden und 27 Minuten respektive 36 Stunden und 35 Minuten wieder. Laut BFS liegt der Durchschnitt in der EU bei 38 Stunden und 20 Minuten.
Setzt man das Gesamtvolumen der geleisteten Wochenarbeitsstunden ins Verhältnis zur Gesamtbevölkerung ab 15 Jahren, dann ist die Schweiz mit 22 Stunden und 48 Minuten ebenfalls ganz vorne dabei. Der Grund: die hohe Erwerbsbeteiligung in der Schweiz. Island hat mit 25 Stunden und 22 Minuten die höchste Arbeitszeit, Italien mit 16 Stunden und 17 Minuten die tiefste. Der EU-Durchschnitt liegt bei 19 Stunden und 27 Minuten.
Teilzeitpensen drücken die Arbeitszeit
Allerdings arbeiten in der Schweiz längst nicht alle Vollzeit - im Gegenteil. Rund ein Drittel ist in einem reduzierten Pensum tätig, was in den vergangenen Monaten zu heftigen Debatten führte. Berücksichtigt man die Teilzeitangestellten, dann ändert sich das Bild: In diesem Vergleich zählt die Schweiz mit 35 Stunden und 45 Minuten zu den Ländern mit der niedrigsten tatsächlichen Arbeitszeit pro Woche.
Zum Vergleich: In Griechenland beläuft sich die tatsächliche wöchentliche Arbeitszeit auf 39 Stunden und 41 Minuten - der höchste Wert der EU/Efta-Länder. Die tiefste Arbeitszeit weisen die Niederlande mit 30 Stunden und 50 Minuten aus. Der EU-Durchschnitt beläuft sich laut BFS auf 35 Stunden und 56 Minuten. (aargauerzeitung.ch)
