Wieder einmal ist ein Star ins kulturelle Fettnäpfchen getreten. Dieses Mal hat es den Happy-Sänger Pharrell erwischt, der sich für das Cover der britischen Ausgabe der «Elle» einen Federschmuck aufsetzte. Der Shitstorm auf Twitter legt nahe, dass einige Leser nun das Kriegsbeil ausgraben.
He really needs to hire a head-wear advisor.
Native Americans to Pharrell: We're #NotHappy http://t.co/Q5XbNrUAVk via @AJStream
— Imraan Siddiqi (@imraansiddiqi) June 4, 2014
Native American feathers are not for fashion @Pharrell @ELLEmagazine #nothappy
— Alyssa (@Foxmulderr) June 5, 2014
#NOThappy Headdresses are for native Americans and are not meant to be worn for giggles, earned not fashion throw aways.
— Karen Ellis (@Ellisisland1) June 5, 2014
Schon hat sich der Sänger für sein Verhalten entschuldigt: «Ich respektiere und honoriere alle Menschen und auch alle ihre Kulturen. Es tut mir aufrichtig leid.» Der Ärger ist deswegen aber trotzdem noch lange nicht verraucht.
Dieses «Indianer-Spielen» halten viele Kommentatoren für einen Angriff auf die Kultur der nordamerikanischen Ureinwohner und kritisieren so was als Akt «kultureller Fehlaneignung», die mit Authentizität wenig zu tun hat. Trotzdem ist der Trend, sich mit fremden Federn zu schmücken, bei den Promis nach wie vor hoch im Kurs. Eine «kulturelle Fehlaneignung» liegt dann vor, wenn eine Kultur eigenmächtig einige Aspekte einer anderen (meist einer Minderheit) eigenmächtig in Anspruch nimmt.
Adlerfedern seien aber Symbole der Ehre und des Respekts und müssten erst verdient werden, schreibt die junge Cherokee Adrienne K. in ihrem Artikel «But Why Can’t I Wear a Hipster Headdress?». «Der Warbonnet (Federhaube) ist kein modisches Accessoire. Er ist mächtigen Autoritätspersonen vorbehalten und diese sind ausnahmslos männlich.» Darum versteht Adrienne auch nicht, warum sich vermehrt Frauen mit diesen, ihnen fremden Federn bestücken. Sie fragt: Soll das etwa ein subversiver Versuch sein, patriarchale Strukturen zu unterlaufen? Für K. hat eine solche Geste aber nichts mit Feminismus zu tun. Sie empfindet sie vielmehr als einen despektierlichen Akt: Man könne auch in einem Bikini und einer Mitra auf dem Kopf herumrennen.
No Doubt ist vor zwei Jahren derselbe Fauxpas wie Pharrell passiert. Im Video zum Song «Looking Hot» ist Gwen Stefani als heisse Indianerbraut zu sehen: Natürlich mit dem obligaten Federschmuck auf dem Haupt. Ausserdem hat sie ein Tipi, reitet auf einem weissen Pferd durch die Prärie und wird von zwei bösen Cowboys an die Wand gekettet.
Diese klischierte Western-Inszenierung wurde von vielen amerikanischen Ureinwohnern als respektlos gegenüber ihrer Kultur empfunden. Die Band entschuldigte sich und liess sogar das Video von YouTube entfernen.
Auch die Modebranche bedient sich gerne der schicken Adlerfedern. Zumindest wurde das Model Karlie Kloss mit solchen geschmückt, als sie 2012 für die «Victoria's Secret Fashion Show» in New York lief. Entrüstung war auch in diesem Fall die Folge.
Im Video zu ihrem Song «Ride» versucht sich Lana del Rey als künstlerische Indie-Dame zu inszenieren, doch was dabei herauskam, glich nach der Meinung mancher amerikanischer Eingeborener eher einem gänzlich verfälschten Bild indianischer Lebensform: Mit einer ausladenden Federhaube auf dem Kopf fährt sie auf ihrem Motorrad ums Feuer und will damit ihrem freien Lebensstil Ausdruck verleihen.
Das Phänomen der verfälschten Adaption einer fremden Kultur nennen Dirks und Mueller in ihrem Buch «Racism and Popular Culture» eine «kulturelle Fiktion» oder auch «weisse Vorstellung», die rein gar nichts mehr mit der eigentlichen Tradition zu tun hat, die sie vorgibt zu kopieren.