Französische Journalisten nach syrischer Geiselhaft zurück in der Heimat

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Nach zehn Monaten Gefangenschaft

Französische Journalisten nach syrischer Geiselhaft zurück in der Heimat

21.04.2014, 07:3121.04.2014, 08:34

Nach zehn Monaten in der Gewalt islamistischer Rebellen in Syrien sind am Sonntag vier französische Journalisten in ihre Heimat zurückgekehrt. Türkische Soldaten hatten die Männer in der Nacht zum Samstag mit verbundenen Augen an der Grenze gefunden. 

Türkischen Medienberichten zufolge hielten die Grenzsoldaten die Journalisten zunächst für Schmuggler, als sie sie im Niemandsland an der Grenze in der Nähe von Akcakale fanden. Die vier Männer trugen lange Bärte und Haare und wirkten erschöpft, doch erleichtert. 

«Wir danken den türkischen Behörden, sie haben uns wirklich sehr geholfen», sagte der Journalist Didier François anschliessend. «Es ist grossartig, den Himmel zu sehen und frei herumlaufen und sprechen zu können.» 

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Kein Lösegeld bezahlt

Der Radioreporter François vom Sender Europe-1 und der Fotograf Edouard Elias waren am 6. Juni 2013 nördlich von Aleppo verschleppt worden. Der Reporter Nicolas Hénin vom Magazin «Le Point» und der freie Fotograf Pierre Torrès wurden zwei Wochen später nahe der Stadt Rakka entführt. In den letzten Monaten waren die vier zusammen. Über die Umstände ihrer Freilassung wurde kaum etwas bekannt. Hollande versicherte aber, es sei kein Lösegeld gezahlt worden. 

Die vier Männer landeten am Sonntagmorgen mit einer französischen Militärmaschine auf der Luftwaffenbasis Evreux in der Normandie. Von dort wurden sie mit einem Helikopter weiter zum Militärflughafen Villacoublay bei Paris gebracht, wo sie von Hollande und ihren Familien empfangen wurden. 

Es sei «ein Tag der Freude» für Frankreich, sagte Hollande, der sich stolz zeigte, derartige Mitbürger zu haben. Zugleich erinnerte er aber auch an die verbleibenden Geiseln in Syrien. 

François sagte auf Europe-1, ihre Haftbedingungen seien teils «hart» gewesen. Von den zehneinhalb Monaten hätten sie zehn im Keller verbracht, ohne den Himmel sehen zu können. Sechs Wochen lang seien sie aneinander gekettet gewesen. Der 53-Jährige sagte, «in einem Land im Krieg ist es nicht immer einfach – ob es das Essen, das Wasser, die Elektrizität ist». Oft seien die Kämpfe nahe gewesen, so dass sie gezwungen gewesen seien, überstürzt den Ort zu wechseln. 

In Syrien werden immer wieder Journalisten verschleppt 
Die Berichterstattung über den Bürgerkrieg in Syrien ist zu einer der gefährlichsten Aufgaben der Welt geworden. Es sind nicht alleine die Gefahren der Kämpfe, denen die Reporter ausgesetzt sind. Immer wieder werden auch Journalisten entführt. Nach Schätzungen internationaler Medienunternehmen, darunter die Nachrichtenagenturen AFP, AP und Reuters, die Zeitung «New York Times» und der britische Rundfunksender BBC, befanden sich im Dezember 2013 mehr als 30 Journalisten in Syrien in der Gewalt von Entführern. (sda)

Am schlimmsten war der Hunger

Hénin sagte auf dem Fernsehsender Arte, für den er wiederholt arbeitete, das Schlimmste sei der Hunger gewesen. «Worunter wir am meisten gelitten haben während der gesamten ersten Zeit unserer Haft war der Mangel an Essen», sagte Hénin. Später sei die Kälte und der Mangel an warmen Wasser dazugekommen. 

Er habe über Monate die gleiche Kleidung anbehalten. Zudem seien sie wiederholt misshandelt worden, doch «da müssen alle syrischen Gefangenen durch», sagte Hénin. 

Der Reporter berichtete, er habe sich am dritten Tage nach seiner Entführung befreien können. Doch nach zehn Kilometern Marsch durch die Felder von Nordsyrien sei er von seinen Entführern wieder aufgegriffen worden. Danach habe er keinen Fluchtversuch mehr gemacht. Beruhigend sei aber gewesen, dass ihre Geiselnehmer immer wieder Videobotschaften von ihnen aufgezeichnet hätten, die sie als Lebenszeichen nach Frankreich geschickt hätten. 

Im syrischen Bürgerkrieg werden immer wieder Journalisten verschleppt, sowohl von der Regierung, als auch den Rebellen. Zudem wurden zahlreiche Reporter getötet. Nach Angaben von Reporter ohne Grenzen sind weiterhin neun ausländische und dutzende einheimische Journalisten verschleppt. Syrien gilt als eines der gefährlichsten Länder für Journalisten in der Welt. (rey/sda/afp) 

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