Es war der Aufreger am Weltcupfinal der Skirennfahrer in Saalbach. Lara Gut-Behrami erfuhr vom fliegenden Wechsel ihres langjährigen Konditionstrainers Alejo Hervas zu Marco Odermatt und empfand dies als eklatanten Vertrauensbruch. Der Spanier wurde kurzerhand in den Flieger verfrachtet und nach Hause geschickt.
Inzwischen hat nicht nur Marco Odermatt seine ersten Trainings bei Hervas absolviert. Auch Lara Gut-Behrami hat wieder eine Lösung im Athletikbereich gefunden, die ihr zusagt. Künftig wird sie von Flavio Di Giorgio im Magnitudo Trainingscenter in einem Vorort von Verona – zweieinhalb Fahrstunden von ihrem Wohnort Udine entfernt – betreut.
Der 34-jährige Italiener ist im Skrennsport kein Unbekannter. Ab Sommer 2018 kümmerte er sich während fünf Jahren um die Physis der italienischen Speedkönigin Sofia Goggia, bevor es im letzten Winter unmittelbar vor Weihnachten zur Trennung kam.
Diese verlief wie im Fall von Gut-Behrami und Hervas nicht ganz ohne Nebengeräusche. Goggia bezeichnet den Abgang in einem Interview als «unprofessionell». Sie betonte aber noch einmal, wieviel sie Di Giorgio zu verdanken habe. Er sei einer der Architekten ihres sportlichen Erfolgs.
Mehrmals brachte er die Italienerin nach Stürzen innert Rekordzeit wieder fit – erstmals vor der WM 2019, zuletzt im Vorfeld der Olympischen Spiele von Peking. Die italienischen Medien bezeichneten jene Rückkehr euphorisch gar als «Wunder».
Das Porträt auf seiner Homepage beginnt mit dem Satz «Harte Arbeit schlägt Talent, wenn Talent nicht hart arbeitet». Der ehemalige Rugby-Spieler hat seine Ausbildung als Athletiktrainer in den USA, in Südafrika, in England absolviert.
Mehrmals hat er auch Spuren in der Schweiz hinterlassen. 2016 kümmerte er sich um das Sommertraining der ZSC Lions. Im gleichen Jahr war er im Rahmen eines Praktikums während mehrerer Monate auch mit der Kondition der Skifahrer betreut. Später war er während eines halben Jahres Athletikcoach des FC Chiasso.
Einen Namen machte sich Flavio Di Giorgio als Trainer von Filippo Tortu, dem ersten Italiener, der die 100 m unter 10 Sekunden lief. Auch Schwimm-Olympiasiegerin Federica Pellegrini gehörte zu den regelmässigen Besucherinnen im Magnitudo Trainingscenter im ersten Stock eines schlichten Industriegebäudes. Viermal die Woche schuftete Goggia dort bis zu zehn Stunden am Tag an ihrer Physis. So oft wird man Lara Gut-Behrami kaum antreffen. Allerdings stürzt sie ja auch nicht so oft wie Goggia. (aargauerzeitung.ch)