Abu-Sayyaf-Video soll Enthauptung deutscher Geisel zeigen

Abu-Sayyaf-Video soll Enthauptung deutscher Geisel zeigen

27.02.2017, 12:08

Auf den Philippinen hat die islamistische Terrorgruppe Abu Sayyaf am Montag ein Video veröffentlicht, das die Enthauptung einer deutschen Geisel zeigen soll. Der 70 Jahre alte Mann war im November entführt worden.

Die Aufnahme zeigt nach Angaben der auf die Überwachung islamistischer Websites spezialisierten US-Expertengruppe SITE, wie ein Extremist den Mann mit einer Machete tötet. Deutsche Sicherheitskreise gehen nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa davon aus, dass der Mann tatsächlich tot ist.

Der Mann war vor mehr als drei Monaten auf einer Segeltour zusammen mit seiner Lebensgefährtin überfallen und verschleppt worden. Die 59 Jahre alte Frau wurde damals bereits getötet.

Eine offizielle Bestätigung für den Tod des Mannes gab es zunächst nicht. Ein Berater des philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte, Jesus Dureza, hatte aber bereits am Sonntag gesagt: «Trotz andauernder Bemühungen von Gruppen und Sicherheitskräften habe ich Berichte über die angebliche Enthauptung einer deutschen Geisel auf Jolo am Sonntagnachmittag erhalten.»

Um Hilfe gefleht

Der Mann war auf der Insel Jolo im Südwesten des Inselstaats gefangen gehalten worden, die als Hochburg der Terrorgruppe gilt. Das letzte Lebenszeichen stammte von Mitte Februar, als er in einer Videobotschaft um Hilfe flehte.

Abu Sayyaf hatte mit seiner Ermordung gedroht, falls nicht bis Sonntag 08.00 Uhr MEZ ein Lösegeld von 30 Millionen philippinischen Pesos (rund 610'000 Franken bezahlt werde. Die philippinische Regierung selbst bezahlt in der Regel keine Lösegelder.

Das Paar war im Juni 2008 schon einmal überfallen worden. Damals hatten schwerbewaffnete Piraten vor Somalia das deutsche Paar verschleppt. Erst nach annähernd zwei Monaten kamen die beiden damals frei. Nach Presseberichten wurden damals 600'000 US-Dollar Lösegeld gezahlt. Offiziell gab es dafür aber nie eine Bestätigung.

Zwei Dutzend weitere Geiseln

Abu Sayyaf hat nach Schätzungen etwa zwei Dutzend weitere Geiseln in ihrer Gewalt. Kurz vor Ablauf der Frist hatte die philippinische Luftwaffe trotz der Gefahr für die Geisel Verstecke der Terrorgruppe angegriffen. In der Region werden etwa 60 Kämpfer vermutet. Wie ein Militärsprecher mitteilte, bereiteten sich Bodentruppen auch eine Offensive auf Jolo vor.

Im Süden der mehrheitlich katholischen Philippinen kämpfen muslimische Separatisten seit den 1960er Jahren für Autonomie. Unter dem Einfluss von Al-Kaida entstand 1991 die Organisation Abu Sayyaf («Schwertträger»), die die Bevölkerung mit Anschlägen terrorisiert und ihren Kampf mit der Entführung von Ausländern und Lösegeld-Erpressungen finanziert. 2014 schwor sie der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Treue.

Die Gruppe trat schon mehrfach mit brutalen Aktionen in Erscheinung. In diesem Jahr wurden zwei Kanadier entführt und enthauptet - angeblich, weil kein Lösegeld gezahlt wurde. (sda/dpa/reu/afp)

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